Seminar: Nach Babel. Theologisches Verstehen als Übersetzen. Erkundungen mit George Steiner

Verantwortlich: Prof. Barbara Hallensleben (in Zusammenarbeit mit Dario Colombo, Dipl.ass.)

Mittwoch, 13h30-15h00, Raum 2118, (BA und) MA - 4 CP

Beschreibung: Bedingt durch seine familiäre Situation ist George Steiner (1929-2020) so perfekt mehrsprachig aufgewachsen, dass selbst Fachleute nicht in der Lage waren, seine „Muttersprache“ zu ermitteln. Vielleicht machten ihn diese Umstände so sensibel für die großen Fragen nach Sprache und Verstehen, Übersetzen und Interpretieren. Im Alltag der zweisprachigen Universität und Theologischen Fakultät Fribourg wird die Zweisprachigkeit als Chance proklamiert, oft aber als Last empfunden. Selten wird ausdrücklich und gar theologisch darüber reflektiert, was das Phänomen der Mehrsprachigkeit der Menschheit – zwischen Babel und Pfingsten – eigentlich bedeutet. Als philosophisch denkender Literaturwissenschaftler mit großer Sensibilität für theologische Fragen kann George Steiner dazu beitragen, für die Theologie ein bewussteres Verhältnis zum Sprechen, zum Verstehen als Übersetzungsvorgang und zum unabschließbaren, aber nicht beliebigen Akt des Interpretierens zu entwickeln.
Literatur: George Steiner, Nach Babel. Aspekte der Sprache und des Übersetzens, Frankfurt a.M. 1994; ders., Grammatik der Schöpfung, München – Wien 2001; ders., Errata. Bilanz eines Lebens, München 2002; ders., Warum Denken traurig macht. Zehn (mögliche) Gründe, Frankfurt 2006. Weitere Literatur wird im Seminar angegeben.