Galileo Galilei und Kardinal Bellarmin - Rekonstruktion ihres Streits in seiner theologischen Tragweite

Verantwortlich: Prof. Dr. Barbara Hallensleben

Dienstag, 10h15 - 11h00 * Raum MIS 3023 * 1 oder 1,5 CP (je nach Studienprogramm)

Beschreibung: Der Fall Galilei ist für die Neuzeit ein Symbol für den Widerspruch zwischen Theologie und Naturwissenschaft, zwischen Glaube und Vernunft. Bertolt Brecht lässt Galilei beim Blick durch das Fernrohr gen Himmel sagen: „Heute ist der 10. Januar 1610. Die Menschheit trägt in ihr Datum ein: Himmel abgeschafft.“ Die Natur ist eindeutig und wissenschaftlich beherrschbar geworden. Der bekannte Physiker Carl Friedrich von Weizsäcker urteilt im Rückblick nachdenklicher: „Wenn ich dem Kardinal Bellarmin etwas mehr Hellsicht zutraue als er vermutlich hatte – muss ihn nicht geschaudert haben beim Gedanken an die Folgen des herannahenden Zeitalters ungezügelter Forschung? Ein gerader Weg von dreihundert Jahren führt von der klassischen Mechanik zur Mechanik der Atome. Ein gerader Weg von zwanzig Jahren führt von der Atommechanik zur Atombombe.“ Die Vorlesung rekonstruiert den Streit mit Galilei in seiner Bedeutung für eine theologische Weltsicht.

Literatur: Galileo Galilei, Discorsi: Unterredungen und mathematische Beweisführung zu zwei neuen Wissensgebieten, übers. und hg. von Ed Dellian, Hamburg 2015; ders., Sidereus Nuncius. Nachrichten von neuen Sternen, hg. von Hans Blumenberg, Frankfurt a.M. 1980; Ann-Charlott Trepp, Von der Glückseligkeit, alles zu wissen. Die Erforschung der Natur als religiöse Praxis in der Frühen Neuzeit, Frankfurt a.M. 2009; Bertolt Brecht, Leben des Galilei (verfasst 1938/39), 80. Auflage 2019; I documenti del processo di Galileo Galilei, Roma 1984; Dieter Hattrup, Galilei und Bellarmin. Eine These in sieben Thesen: ThGl 83 (1993) 213-219.

 

Zum Download:

 Ausgabe der "Documenti del processo Galileiano" aus vatikanischen Archiven (von 1907)