Der grosse, offenbare Tag

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Am nächsten Morgen trat während des Gottesdienstes ein gottloser Sprechchor vor den herbei geeilten Kindern nahe der Kirche auf, und in unsere Hymnen zu Ehren des gen Himmel Aufgefahrenen schallte die Musik aus dem Lautsprecher des Ortssowjets, von dem man eine Leitung mit einem Lautsprecheranschluß bis hierher gezogen hatte. Als unsere Glöckner die Glocken läuten wollten, hatten die keine Klöppel mehr. Die waren irgendwann einmal während der Nacht ausgefeilt worden... Und ich sage Ihnen: es war ein schauerlicher Wirrwarr, dieses Gemisch aus Lautsprechermusik vor den Fenstern und unserem Gesang - aber es war die Propaganda für den wissenschaftlichen Materialismus, die ich selber empfohlen hatte.

Mitten in dieser Hölle jedoch tat der Herr das erste Zeichen und Wunder. Der Gottesdienst ging eben zu Ende, als es draußen mit einem Male still wurde. Die Sprechchöre waren verstummt. Alle, die hinausgingen, empfing von dorther das Gemurmel friedlichen Ratschlagens und Staunens. Selbst die Ungläubigen waren voller Verwunderung, die Gläubigen aber erfasste da schon ein geheimes Wissen, daß die Zeit erfüllt sei. Ich sehe sie noch heute vor mir, die Meinen, viele von ihnen sind jetzt hier: Sie stehen vor der Kirche, sie haben vergessen, den von fernher herangeleiteten Draht und den Schalltrichter zu betrachten, sie [91] starren zum Himmel und bekreuzen sich und beten: Herr, erbarme dich unser! Denn sieben Sonnen standen am Himmel um die dritte Stunde des Himmelfahrtstages, um jene uns täglich vertraute herum im Kreise sechs kleine Sonnen, die um ihren hellen Kern in allen Regenbogenfarben glänzten, und rot strahlten sie zu unserer abtrünnigen Erde hinunter. So waren wir, wie wir meinten, in den siebenten Äon eingetreten, und der Herr gab den Seinen ein Zeichen, daß der große, offenbare Tag, von dem die Schrift spricht, nahe sei.

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