Ein erster katholischer Blick auf die Ostkirchen

Ökumenismus-Dekret unitatis redintegratio des II. vatikanischen Konzils:

14. Die Kirchen des Ostens und des Westens sind durch nicht wenige Jahrhunderte ihrem je eigenen Weg gefolgt, jedoch in brüderlicher Gemeinschaft des Glaubens und des sakramentalen Lebens verbunden, wobei der Römische Stuhl nach gemeinsamer Übereinstimmung maßgebend war, wenn Meinungsverschiedenheiten hinsichtlich des Glaubens oder der Disziplin unter ihnen entstanden. Der Hochheiligen Synode ist es angenehm, neben den übrigen Dingen von großem Gewicht allen in Erinnerung zu rufen, dass mehrere Teil- bzw. Ortskirchen im Osten blühen, unter denen die Patriarchalkirchen den ersten Platz innehaben und von denen sich nicht wenige rühmen, ihren Ursprung von den Aposteln selbst zu haben. Daher war und ist bei den Orientalen die Bemühung und Sorge sehr groß, jene brüderlichen Beziehungen in der Gemeinschaft des Glaubens und der Liebe zu wahren, die unter den Ortskirchen wie unter Schwestern herrschen müssen ...

15. ...Da aber jene Kirchen, auch wenn sie abgesondert (seiunctae) sind wahre Sakramente haben, vor allem aber kraft der apostolischen Sukzession das Priestertum und die Eucharistie, durch die sie in engster Beziehung immer noch mit uns verbunden sind, ist eine gewisse Gemeinschaft in heiligen Dingen (communicatio in sacris), sofern geeignete Umstände gegeben sind und die kirchliche Autorität zustimmt, nicht nur möglich, sondern auch angeraten.

Breve Papst Paulus VI. „Ambulante in dilectione" (7. Dezember 1965)

Papst Paul VI. und Patriarch Athenagoras von Konstantinopel verlasen gemeinsam eine Erklärung, mit der die Exkommunikationen des Jahres 1054 „aus dem Gedächtnis und aus der Mitte der Kirche getilgt werden":

... nous déclarons regretter les paroles qui furent dites et les gestes qui furent posés en ce temps-là et que l'on ne peut pas approuver. En outre, nous voulons effacer du souvenir de l'Église la sentence d'excommunication alors portée et la retirer de son fonds et nous voulons qu'elle soit couverte en enfouie par l'oubli. Nous sommes heureux qu'il nous soit donné d'accomplir cet acte de charité fraternelle ici à Rome, près de la tombe de l'apôtre Pierre au jour même où à Constantinople, qu'on appelle la nouvelle Rome, le même acte est posé ...

Direktorium zur Ausführung der Prinzipien und Normen über den Ökumenismus (25. März 1993)

123. Wenn die Notwendigkeit es erfordert oder ein wirklicher geistlicher Nutzen dazu rät und vorausgesetzt, dass jede Gefahr des Irrtums oder des Indifferentismus vermieden wird, ist es jedem Katholiken dem es physisch oder moralisch unmöglich ist, einen katholischen Spender aufzusuchen, erlaubt, die Sakramente der Buße, der Eucharistie und der Krankensalbung von einem nichtkatholischen Spender einer Ostkirche zu empfangen.

125. Die katholischen Spender können erlaubt die Sakramente der Buße, der Eucharistie und der Krankensalbung Mitgliedern der Ostkirchen spenden, wenn diese von sich aus darum bitten und in rechter Weise disponiert sind. Auch in diesen Fällen muss die Ordnung der Ostkirchen für ihre eigenen Gläubigen beachtet und jeder Anschein von Proselytismus vermieden werden.

Note über den Ausdruck Schwesterkirchen (30. Juni 2000)

Nr. 8: ... In der Enzyklika Ut unum sint wird das Thema vor allem in Nr. 56 entfaltet, die folgendermaßen beginnt: „Nach dem II. Vatikanischen Konzil und im Zusammenhang mit jener Tradition wurde die Gepflogenheit wiedereingeführt, den um ihren Bischof versammelten Teil- oder Ortskirchen die Bezeichnung Schwesterkirchen zuzuerkennen. Ein sehr bedeutsamer Schritt auf dem Weg zur vollen Gemeinschaft war die Aufhebung der gegenseitigen Exkommunikationen, wodurch ein schmerzliches Hindernis kirchenrechtlicher und psychologischer Art beseitigt wurde". Der Abschnitt endet mit dem Wunsch: „Die traditionelle Bezeichnung Schwesterkirchen sollte uns auf diesem Weg ständig begleiten". Das Thema wird in Nr. 60 wieder aufgenommen; dort wird die Beobachtung geäußert: „Vor kurzem hat die gemischte internationale Kommission in der so heiklen Frage der Methode, die bei der Suche nach der vollen Gemeinschaft zwischen der katholischen Kirche und der orthodoxen Kirche befolgt werden solle, einer Frage, die oft die Beziehungen zwischen Katholiken und Orthodoxen verschlechtert hat, einen bedeutsamen Schritt vollzogen. Sie hat die lehrmäßigen Grundlagen für eine positive Lösung des Problems gelegt, die sich auf die Lehre von den Schwesterkirchen stützt.

Erklärung „Dominus Iesus" (6. August 2000)

Die Kirchen, die zwar nicht in vollkommener Gemeinschaft mit der katholischen Kirche stehen, aber durch engste Bande, wie die apostolische Sukzession und die gültige Eucharistie, mit ihr verbunden bleiben, sind echte Teilkirchen. Deshalb ist die Kirche Christi auch in diesen Kirchen gegenwärtig und wirksam, obwohl ihnen die volle Gemeinschaft mit der katholischen Kirche fehlt, insofern sie die katholische Lehre vom Primat nicht annehmen (Nr. 17; vgl. can. 369 CIC).