Johannes von DubnaPublikationsdatum 09.03.2022

Offener Brief von Metropolit Johannes von Dubna an Patriarch Kirill von Moskau


Metropolit Johannes von Dubna (Erzbistum der orthodoxen Kirchen russischer Tradition in Westeuropa) hat am 9. März 2022 einen offenen Brief an Patriarch Kyrill von Moskau gerichtet und zum Frieden gemahnt.

Quelle : https://www.orthodoxie.com

Paris, den 9. März 2022

Eure Heiligkeit!

in diesen dunklen Tagen, in denen der Krieg nach der militärischen Intervention der Russischen Föderation in der Ukraine mitten in Europa tobt, möchte ich Ihnen die Bestürzung der gesamten Erzdiözese und unsere uneingeschränkte Solidarität mit den Opfern dieses Konflikts übermitteln.

Die Verwirrung und Bestürzung, die dieser gewalttätige Angriff in der ganzen Welt ausgelöst hat, geht auch an der orthodoxen Gemeinschaft Westeuropas und insbesondere am Erzbistum der russischen orthodoxen Gemeinden Westeuropas, das Gläubige aus allen Teilen der Welt umfasst, nicht spurlos vorbei. Unsere Einheit selbst ist durch die so entstandene Situation gefährdet. Unsere Gläubigen erwarten von ihren Hirten, dass sie die Stimme der Kirche und die Friedensbotschaft des Evangeliums weitertragen.

Mit großer Betroffenheit haben wir den Appell der Mitglieder der Heiligen Synode der Ukrainischen Orthodoxen Kirche an Sie zur Kenntnis genommen, in dem sie Sie bitten, bei den politischen Behörden der Russischen Föderation zu intervenieren, damit dieses Blutbad ein Ende findet.

Im Namen aller Gläubigen unserer Erzdiözese wende ich mich an Sie, damit Sie Ihre Stimme als Primas der russischen orthodoxen Kirche gegen diesen ungeheuerlichen und sinnlosen Krieg erheben und bei den Behörden der Russischen Föderation intervenieren, damit dieser mörderische Konflikt, der noch vor so kurzer Zeit undenkbar schien, zwischen zwei Völkern und zwei Nationen, die durch Jahrhunderte der Geschichte und ihren gemeinsamen Glauben an Christus vereint sind, so schnell wie möglich beendet wird.

Ihre Heiligkeit, in Ihrer "Predigt" zum Versöhnungssonntag, die Sie am 6. März in der Patriarchatskathedrale Christus der Erlöser gehalten haben, geben Sie zu verstehen, dass Sie diesen grausamen und mörderischen Angriffskrieg als "metaphysischen Kampf" rechtfertigen, im Namen "des Rechts, auf der Seite des Lichts zu stehen, auf der Seite der Wahrheit Gottes, dessen, was uns das Licht Christi, sein Wort, sein Evangelium offenbart ...".

Mit allem Respekt, den ich Ihnen schulde und von dem ich nicht abrücke, aber auch mit unendlichem Schmerz muss ich Sie darauf aufmerksam machen, dass ich einer solchen Lesart des Evangeliums nicht zustimmen kann. Nichts kann jemals rechtfertigen, dass die "guten Hirten", die wir sein müssen, aufhören, "Friedensstifter" zu sein, und das unter allen Umständen.

Ihre Heiligkeit, demütig und schweren Herzens flehe ich Sie an, alles in Ihrer Macht Stehende zu tun, um diesen schrecklichen Krieg zu beenden, der die Welt teilt und Tod und Zerstörung sät.

† Metropolit JEAN von Dubna

Erzbischof der orthodoxen Kirchen russischer Tradition in Westeuropa