Philosophie. Grosse Gestalten und Themen der Philosophie: Schwerpunkt Mittelalter und Renaissance. Hauptvorlesung
UE-TTH.01204
Dozenten-innen: Ribordy Olivier |
Kursus: Master |
Art der Unterrichtseinheit: Vorlesung |
ECTS: 3 |
Sprache-n: Deutsch |
Semester: FS-2024 |
Die bereits in der Antike geläufige Einteilung der Seele in „vegetativ“, „sensitiv“ und „intellektiv“ erfährt bei den Gelehrten des Mittelalters und der Renaissance ein starkes Echo. Die aristotelischen Überlegungen zur intellektiven Seele werden in einer Reihe von philosophischen „De anima“-Kommentaren intensiv untersucht. Unter erkenntnistheoretischer Perspektive beschreiben die mittelalterlichen Denker möglichst präzise den aktiven Intellekt und unterscheiden ihn vom passiven bzw. möglichen Intellekt. Darüber hinaus wird die Funktion der Seele als Lebensprinzip analysiert und die Art ihrer Verbindung mit dem Körper erklärt. Nicht zuletzt suchen die Gelehrten nach ausschlaggebenden Argumenten, um die heikle Frage der Unsterblichkeit der Seele zu beantworten und, wenn überhaupt möglich, zu beweisen. Verschiedene Modelle werden daher entwickelt, wie etwa das „monopsychische“ Modell des Averroes, wonach alle Menschen einen einzigen ewigen Intellekt teilen würden. Dagegen argumentiert Thomas von Aquin, dass die Seele individuell und unsterblich sei. Für den Renaissance-Denker Pietro Pomponazzi stellt die starke Verbindung der Seele mit dem Körper hingegen ein Indiz dafür dar, dass die Seele „schlechthin sterblich“ und nur „in gewisser Weise unsterblich“ sein könnte. Anhand der Darstellung eines Spektrums unterschiedlicher Konzeptionen soll ein Einblick in die philosophischen Theorien und Kontroversen über die Seele gewonnen werden.
Lernziele
Die Studierenden lernen wichtige philosophische Argumentationen zur Seele kennen und können verschiedene hermeneutische Ansätze darstellen. Neben der theoretischen Aneignung von Grundwissen über die Seelenlehre lernen sie auch, mithilfe einer Auswahl an Quellen, exemplarisch einige philosophische Texte in ihrem Kontext zu rekonstruieren und sich damit argumentativ-kritisch auseinanderzusetzen.
Dokumentation
- Aristoteles, Über die Seele/De anima, Griechisch-Deutsch, hrsg. und übersetzt mit einer Einleitung und Anmerkungen von K. Corcilius, Hamburg, Meiner, 2017.