27.11.2014

Preis für Geschlechterforschung: Wer sind die Gewaltopfer?


Obwohl Studien zur Gewaltbetroffenheit zeigen, dass Frauen und Männer in vergleichbarem Ausmass tangiert sind, machen die Frauen bei den hilfesuchenden Gewaltopfern eine deutliche Mehrheit aus. In ihrer preisgekrönten Forschungsarbeit geht die Soziologin Anne Kersten dieser Diskrepanz auf den Grund.




Anne Kersten an der Preisverleihung. (Foto: Valentine Brodard)

Für ihre Dissertation mit dem Titel „Wer ist wirklich Opfer? Entwicklung und Umsetzung der Opferhilfe in der Schweiz aus einer konstruktivistischen und geschlechtersensiblen Perspektive“ wurde Anne Kersten der mit CHF 3000.- dotierte Preis für Geschlechterforschung der Universität Freiburg verliehen.

Die Doktorassistentin im Fachbereich Soziologie, Sozialpolitik und Sozialarbeit geht darin der Frage nach, was es heisst, Opfer zu sein, dem staatliche Unterstützung zuteil wird und ob Gewalterfahrungen Frauen zu Opfern machen, Männer jedoch nicht. Ausgangspunkt der Dissertation ist die Beobachtung, dass drei Viertel der Hilfesuchenden bei der Schweizer Opferhilfe weiblich und nur ein Viertel männlichen Geschlechts sind. Ergebnisse der Forschung zur Gewaltbetroffenheit zeigen aber, dass Männer und Frauen in vergleichbarem Ausmass von Gewalt betroffen sind. Während Männer diese vor allem im öffentlichen Raum erleben, werden Frauen vorwiegend im privaten Raum Opfer von Gewalt. Wie diese Differenzen bei der Inanspruchnahme von Beratung und Unterstützung durch das Opferhilfegesetz (OHG) erklärt werden können, ist weitgehend unerforscht.

Die Studie bietet nun Einblicke in den gesamtschweizerischen politischen und medialen Diskurs rund um Entstehung und Ausgestaltung des OHG sowie vergleichende Fallanalysen der Umsetzung des OHG in den Kantonen Basel-Stadt/Basel-Landschaft und Bern.

Der jährlich verliehene Preis will dank der Auszeichnung von an der Universität Freiburg realisierten Arbeiten das Interesse an der Forschung im Bereich der Gender Studies fördern. Er wird unter Einbezug externer Gutachten und auf Empfehlung einer Jury von der Kommission für die Gleichstellung von Frau und Mann der Universität Freiburg vergeben.


Kontakt:
Dr. Anne Kersten, Departement Sozialwissenschaften, Bereich Soziologie, Sozialpolitik und Sozialarbeit, annegret.kersten@unifr.ch, 026 300 77 85

Helene Füger, Leiterin Dienststelle für Gleichstellung, helene.fueger@unifr.ch, 026 300 70 40