Paläontologie 27.10.2025
Student der Universität Freiburg entdeckt neue Ichthyosaurier-Art
Gaël Spicher, ein Doktorand der Universität Freiburg, hat eine neue Art von Ichthyosauriern beschrieben – Meeresreptilien, die vor fast 180 Millionen Jahren lebten. Die Studie wurde in der Fachzeitschrift Fossil Record veröffentlicht.
Was als Masterarbeit begann, dürfte die Karriere von Gaël Spicher entscheidend prägen. Der junge Paläontologe, der derzeit an der Universität Freiburg und am Museum JURASSICA in Porrentruy promoviert, veröffentlichte kürzlich die Beschreibung einer neuen Ichthyosaurier-Art. Die Fossilien, die diese Entdeckung ermöglichten, gehören zu einer Sammlung des Urwelt-Museums Oberfranken in Bayreuth. Die Exemplare, die nun den Namen Eurhinosaurus mistelgauensis tragen, stammen aus der Mistelgau-Lehmgrube in Bayern – einer bedeutenden, bislang jedoch wenig erforschten Fossilienfundstätte. Sie wurden zwischen 2002 und 2014 geborgen.
Aussergewöhnlich gut erhaltene Fossilien
Die Ichthyosaurier (Ordnung Ichthyosauria) waren ausgestorbene Meeresreptilien, die in Gestalt und Lebensweise heutigen Delfinen ähnelten. Die von Spicher untersuchten Fossilien – darunter zwei nahezu vollständige Skelette sowie ein Teil eines Schnabels – stammen aus dem frühen Jura, vor rund 180 Millionen Jahren, als Dinosaurier die Landwirbeltiere dominierten. Zu jener Zeit war Europa ein Archipel subtropischer Inseln, umgeben von flachen, warmen Meeren, in denen eine vielfältige Meeresfauna lebte: Ichthyosaurier, Plesiosaurier, Ammoniten, Belemniten sowie zahlreiche Fische und wirbellose Tiere.
Der «Cyrano des Jura»
Im Vergleich zu den meisten gleichzeitigen Funden, die häufig stark deformiert sind, sind die Exemplare von E. mistelgauensis aussergewöhnlich gut erhalten. Besonders auffällig ist der stark verlängerte Oberkiefer – über 60 cm lang –, der den Unterkiefer deutlich überragte und dem Tier einen ausgeprägten Überbiss verlieh. Damit erinnerte es an heutige Schwertfische. Einige Vertreter der Gattung Eurhinosaurus erreichten Längen von bis zu sieben Metern.
E. mistelgauensis unterscheidet sich von anderen Arten nicht nur durch besonders kräftige Rippen, sondern auch durch mehrere charakteristische Merkmale im Bereich der Verbindung zwischen Schädel und Hals. Aufgrund dieser Besonderheiten identifizierte Spicher das Tier als neue Art.
Auf dem Weg zur Promotion
Die Studie basiert auf Spichers Masterarbeit an der Universität Bonn. Inzwischen promoviert er an der Universität Freiburg, wo er sich nun den frühen Meeresschildkröten widmet. Seine Faszination für Ichthyosaurier bleibt jedoch ungebrochen: Spicher plant, die ökologische Bedeutung der verdickten Rippen von E. mistelgauensis sowie mögliche Knochenpathologien dieser Art zu untersuchen. Diese Forschung könnte neue Einblicke in das Leben und Sterben dieser faszinierenden Meeresreptilien liefern.
Spicher, G. E., Miedema, F., Heijne, J., & Klein, N. (2025). A new Eurhinosaurus (Ichthyosauria) species from the Lower Jurassic (Toarcian) of Mistelgau (Bavaria, Southern Germany). Fossil Record, 28(2), 249–291. https://doi.org/10.3897/fr.28.e154203
Künstlerische Darstellung von Andrey Atuchin, mit freundlicher Genehmigung des Urwelt-Museums Oberfranken.
