Neurowissenschaften13.10.2022

Für die Forschung ausgekitzelt


Lachen ist eine Form der vokalen Kommunikation, die bisweilen dem Sprechen in die Quere kommt: Wer kennt nicht die Situation, in der er vor lauter Lachen nicht weitersprechen kann! Mithilfe funktioneller Bildgebung haben Forschende der Universität Freiburg Hinweise darauf erhalten, wo im Gehirn diese beiden Systeme interagieren. Die Ergebnisse heben die Bedeutung von Schaltkreisen im Hirnstamm für die Kontrolle des Lachens hervor.

Lachen ist eine Form der Vokalisation, welche schon im Kleinkind durch einfache Reize reflexartig ausgelöst werden kann, beispielsweise durch Kitzeln. Erwachsene erfahren Lachen auch in komplexeren Situationen. Tatsächlich benutzen wir Lachen als eine Kommunikationsform in Gesellschaft; genauso kann uns eine lustige Situation zum Lachen bringen, oder wir können dem Lachen aufgrund eines Kitzelreizes nicht mehr entkommen.

Emotionale Verarbeitung des Lachens
Bisher konnten nur wenige Arbeiten Schaltkreise des Lachens mittels funktioneller Bildgebung, d.h. durch Darstellung der Aktivitäten im Gehirn, untersuchen. Beim Lachen wurde neuronale Aktivität nicht nur in Regionen für die sensorische Analyse des Reizes und für die direkte Steuerung der am Lachen beteiligten Muskeln dargestellt, sondern auch in Regionen für die emotionale Verarbeitung der Situation. Wie die emotionalen Zentren in das Lachen eingreifen, ist Gegenstand der aktuellen Forschung auf diesem Gebiet. Dabei soll beispielsweise herausgefunden werden, ob emotionale Zentren einen Beitrag zur Unterdrückung oder Verstärkung leisten, um es an den sozialen Kontext anzupassen, oder ob gar von hier aus das Lachen ausgelöst wird.

Interaktion von Sprachsteuerung und Lachen
Die Situation, in welcher man vor lauter Lachen nicht mehr sprechen kann, stellt ein interessantes Modell dar. Untersuchungen darüber sollen das Wissen zu den Schaltkreisen erweitern, welche das Lachen steuern. Das Team von Dr. Elise Wattendorf hat in Zusammenarbeit mit Forschungsgruppen der Fachhochschule für Gesundheit in Freiburg und der Universitäten Basel und Greifswald in Deutschland eine Studie veröffentlicht, welche genau diese Situation mit bildgebenden Methoden untersucht.

Teilnehmende an der Studie wurden durch Kitzeln am Fuss zum Lachen gebracht, während sie gleichzeitig versuchten, einfache Sprachlaute zu generieren. In ihrer Arbeit konnten die Forschenden zum ersten Mal eine Aktivität im Bereich des sogenannten Nucleus ambiguus beim Lachen bildgebend darstellen. In diesem im Hirnstamm gelegenen Kerngebiet findet eine Aktivierung der Motoneuronen statt, welche direkt Atmung und laryngeale (d.h. den Kehlkopf betreffende) Aktivität zur Äusserung des Lachens koordinieren. Während dieses Netzwerk, welches die motorische Steuerung auf Hirnstammebene garantiert, eingesetzt wird, werden mit emotionaler Verarbeitung und Kontrolle assoziierte Hirnregionen weit weniger involviert.

Die Ergebnisse der Forschungsarbeit relativieren somit die Rolle emotionaler Schaltkreise beim Lachen; ihre Funktion steht in dieser Situation eher im Hintergrund. Das könnte so manchen unkontrollierten Lachanfall erklären.

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