• Herlth Jens

• Herlth Jens

Tolstojs „Krieg und Frieden“ ist noch recht kurz geraten, wenn man bedenkt, dass der Roman buchstäblich von allem handelt: von Familie, Gesellschaft, Geschichte, Persönlichkeitsbildung und Spiritualität und vielem mehr. Dabei geht es nicht so sehr um die Welt selbst, als vielmehr darum, wie Menschen sie wahrnehmen und um die Strategien, mit denen sie ihr Sinn zu geben versuchen. Diese Strategien – Weltanschauungen, Geschichtsphilosophie, Religion, Okkultismus, wissenschaftliche Lehren – werden in all ihrer Komik und Tragik bis in die feinsten Facetten eruiert, vor allem aber in ihrem Scheitern an der Wirklichkeit gezeigt. Den historischen Hintergrund bildet eine Epoche der Krise: die existentielle Bedrohung der russischen Staatlichkeit durch den Einmarsch Napoleons. Tolstoj selbst sagte, dass es sinnlos sei, einzelne Gedanken aus einem Roman herausholen zu wollen. Vielmehr könne es nur darum gehen, sich Orientierung in einem „unendlichen Labyrinth von Verkettungen“ zu verschaffen. In der Seminardiskussion werden wir uns dem Roman über einzelne Schlüsselaspekte nähern (Familie, Persönlichkeitsbildung, Liebe, Staat, Krieg, Geschichtskonzeption usw.) und dabei versuchen, die Wechselbezüge und Verknüpfungen zwischen diesen Aspekten offenzulegen.
Empfohlene Übersetzung: Barbara Conrad (dtv, 2011).
Evaluation: aktive Teilnahme, Kurzreferat, schriftliches Exposé (6 ECTS)
Seminararbeit: Es gibt die Möglichkeit, im Rahmen dieses Seminars eine schriftliche Seminararbeit zu verfassen (6 ECTS; separate Einschreibung). Abgabedatum: 31.08.2023.

Empfohlene Übersetzung: Barbara Conrad (dtv, 2011).