Deutsch als Fremdsprache05.06.2025

Sprechkompetenzen prüfen – aber wie?


Lehrpersonen beurteilen im Unterricht regelmässig die Sprechkompetenz ihrer Schüler_innen. Doch wie läuft das genau ab – und wie erleben Lernende solche Prüfungen? Eine neue Studie der Universität Freiburg liefert spannende Einblicke in mündliche Prüfungen im Fach Deutsch als Fremdsprache an Sekundarschulen. Die Ergebnisse zeigen: Zwischen Anspruch und Realität gibt es teils grosse Unterschiede – mit Folgen für die Fairness und Wirksamkeit der Beurteilungen.

Das Wissenschaftliche Kompetenzzentrum für Mehrsprachigkeit der Universität hat echte Prüfungen auf Video aufgenommen – in Paar- und Einzelsettings – und anschliessend Lehrpersonen und Schüler_innen auch interviewt. Zudem nahmen 254 Jugendliche an einer schriftlichen Befragung teil. Ziel war es, die gängige Prüfungspraxis zu analysieren und die Perspektiven beider Seiten besser zu verstehen.

Grosse Unterschiede im Prüfungsstil
Die Auswertung zeigt: Gerade Paarprüfungen laufen sehr unterschiedlich ab. Manche Lehrpersonen helfen den Schüler_innen bei Problemen nicht, andere leiten stark und übernehmen viel Redeanteil – fast wie im Unterricht. Solche Unterschiede wirken sich auf die Interaktion und die Leistung der Lernenden und damit auch auf die Bewertung aus.

Bewertungsraster unbeliebt
Ein Ergebnis der Studie betrifft das vorgeschriebene Bewertungsraster im Kanton Freiburg : Es ist wenig konkret, und muss auf ganz verschiedene Prüfungssituationen angewendet werden. Einige Lehrpersonen fühlen sich dadurch in ihrem fachlichen Urteil eingeschränkt und bemängeln auch, zu wenig im Umgang mit dem Raster geschult worden zu sein.

Prüfungen können auch motivieren
Trotz der Stresssituation sehen viele Schüler_innen die mündlichen Prüfungen positiv. Laut Umfrage geben 57 Prozent an, dass sie ihre Sprachkompetenz dadurch verbessern konnten – besonders in Paarprüfungen, die als weniger belastend und hilfreicher erlebt werden. Gleichzeitig gibt es Unsicherheiten beim Thema Feedback: Eine Mehrheit der Lehrpersonen bezweifelt, dass ihr Feedback von den Schüler_innen aufgenommen wird, gibt den Schüler_innen nach einer Prüfung aber auch kaum individuelle Ratschläge zur Verbesserung.

Was sich ändern muss
Die Studie macht deutlich: Für faire und sinnvolle Beurteilungen braucht es klare Ziele, passende Aufgaben und ein darauf abgestimmtes Beurteilungsinstrument. Um die Praxis zu verbessern, stellt das Projekt aufbereitete Videobeispiele echter Prüfungen zur Verfügung – als Unterstützung für die Aus- und Weiterbildung von Lehrpersonen.

Zur Studie
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Forschungsbericht