Glaziologie03.10.2025
Wissenschaftliche Meisterleistung auf 5800 Metern Höhe
Einem internationalen Forschungsteam, darunter Wissenschaftler_innen der Universität Freiburg, ist es gelungen, zwei über 100 Meter lange Eiskerne aus einem Gletscher in Tadschikistan zu gewinnen – eine herausragende technische und logistische Leistung in 5800 Metern Höhe. Die am 24. September gestartete, zweiwöchige Expedition hatte das Ziel, mehrere Jahrtausende Klimageschichte zu sichern.
Abgesehen von den Polarregionen ist der Pamir die gletscherreichste Gegend der Erde. Das dort über Jahrhunderte entstandene Eis bewahrt Schicht für Schicht die Geschichte des Klimas und seiner Veränderungen. Es handelt sich um einzigartige Archive, die Forschende vor der irreversiblen Auslöschung durch die globale Erwärmung retten wollen. Noch gehören die Gletscher der Region zu den am wenigsten untersuchten weltweit.
Eine Pionierarbeit von internationalem Rang
Bisherige Versuche, Eiskerne im Pamir zu entnehmen, scheiterten meist am schwierigen Zugang und logistischen Hürden. Dank des vom Swiss Polar Institute finanzierten PAMIR-Projekts gelang es den Forschenden nun, diese Herausforderungen zu überwinden. Gemeinsam mit tadschikischen Partnerinstitutionen, darunter die Akademie der Wissenschaften Tadschikistans, wurde die Eiskappe von Kon Chukurbashi in der Region Mourgha auf 5800 Metern Höhe als geeigneter Standort ausgewählt. Dort konnten zwei Eiskerne gewonnen werden, die unschätzbare Einblicke in die Atmosphäre vergangener Jahrhunderte liefern.
Eiskerne von aussergewöhnlicher Länge
Im zweiten Schritt reisten 13 Wissenschaftler_innen nach Tadschikistan, um das Vorhaben umzusetzen. Die von der Universität Freiburg koordinierte und in Kooperation mit der Akademie der Wissenschaften Tadschikistans sowie Universitäten aus der Schweiz, Österreich, Japan und den USA durchgeführte Expedition erreichte ihre Ziele rasch.
«Unserem Team ist es gelungen, zwei Eiskerne zu entnehmen – den ersten mit einer Länge von 104,7 Metern, den zweiten mit 105 Metern», berichtet Martin Hölzle, Professor am Departement für Geowissenschaften der Universität Freiburg und treibende Kraft hinter dem PAMIR-Projekt. «Das ist besonders bemerkenswert, da es sich um das erste tiefe Gletscherarchiv in grosser Höhe im Pamir handelt – zu einer Zeit, in der solche Möglichkeiten immer seltener werden.»
Für kommende Generationen
Der erste Kern wird im Rahmen des PAMIR-Projekts detailliert untersucht. Der zweite fliesst in das internationale Projekt Ice Memory ein, das zukünftigen Generationen von Forschenden nach dem Verschwinden der Gletscher den Zugang zu einzigartigen Klimaarchiven ermöglichen soll. Um die dauerhafte Konservierung sicherzustellen, wird die Probe in der französisch-italienischen Concordia-Station in der Antarktis eingelagert. Diese Eiskerne liefern wertvolle Informationen, um die Zukunft unseres Klimas besser zu verstehen und politische Entscheidungen auf globaler Ebene fundierter zu gestalten.