Kommunikationswissenschaft28.05.2025
Studie entkräftet Kritik am SRG-Onlineangebot
Das Online-Nachrichtenangebot des Service public hat keinen negativen Einfluss auf die Zahlungsbereitschaft für journalistische Onlineangebote privater Medien. Von einer Abschaltung von «SRF News» würden vor allem Gratisangebote profitieren. Zu diesem Schluss kommt eine Studie der Universität Freiburg.
Welche Auswirkungen hat das Online-Nachrichtenangebot des Service public auf den Verkauf von Digitalabos privater Medien? Eine repräsentative Studie zeigt für den Deutschschweizer Markt klar, dass die Existenz von «SRF News» keine Ursache für die geringe Zahlungsbereitschaft für private Online-Nachrichtenangebote darstellt. Bei einer Abschaltung von «SRF News» könnte nur eine kleine Zahl zusätzlicher Abonnements zu sehr niedrigen Preisen verkauft werden. Der Grossteil der Nutzung würde sich zu Gratismedien, den bei Bezahlmedien vor der Paywall frei verfügbaren Inhalten sowie zu sozialen Netzwerken verschieben.
Kaum Potenzial für zusätzliche Digitalabos
Sogar bei einem unrealistisch niedrigen Preis von CHF 8,00/Monat würden in der ganzen Deutschschweiz maximal 22'000 Digitalabonnements ohne E-Paper und 15'000 Digitalabonnements mit E-Paper zusätzlich verkauft werden können. Bei etwas realistischeren (aber immer noch niedrigen) Preisen wären es noch 19'000 bzw. 11'500 Abonnements. In der Realität dürften die Effekte noch geringer ausfallen als errechnet, da die verwendete Methode Effekte gleichmässig überschätzt.
Zahlungsbereitschaft steigt mit Mediennutzung
Die Studie zeigt weiter, dass ein positiver Zusammenhang zwischen der Nutzung von «SRF News» und der Zahlungsbereitschaft für private Onlinemedien besteht. Dieser positive Zusammenhang auch dann bestehen bleibt, wenn andere Einflussfaktoren wie Medienvertrauen, Nachrichteninteresse, Gratismentalität sowie soziodemographische Variablen berücksichtigt werden. Weiter zeigt sich, dass Nachrichteninteresse und Medienvertrauen in einem positiven Zusammenhang mit der Zahlungsbereitschaft stehen.
Methodisch fundierte Analyse mit internationalem Standard
Die neue Studie verwendete mit der «Choice-Based Conjoint-Analyse» ein international etabliertes Forschungsverfahren zur Messung der Zahlungsbereitschaft. Damit kann valide abgeschätzt werden, was die Nutzenden bei einer Abschaltung von «SRF News» tun würden. Die Studie bestätigt bisherige Forschung in Europa und der Schweiz, die häufig auf Selbstauskünften in Umfragen basieren, mit einer deutlich belastbareren Methode.
Die Studie wird heute in der Zeitschrift «Media Perspektiven» publiziert und ist kostenlos online verfügbar.
Methode und Stichprobe der Studie
Die Untersuchung basiert auf einer repräsentativen Erhebung (n = 1'004) sowohl der Nutzung, Ausgaben und Zahlungsbereitschaft als auch der Produkt- und Preispräferenzen deutschschweizerischer Mediennutzenden im Bereich der Online-Nachrichtenangebote. Die Präferenzen wurden mittels einer Choice-Based Conjoint-Analyse (CBC-Analyse) ermittelt, einem international etablierten Forschungsverfahren. Den Teilnehmenden wurden dabei sechsmal zwei verschiedene, zum Teil hypothetische Online-Nachrichtenangebote zur Auswahl gestellt (was 6'024 Beobachtungen entspricht), die automatisch durch einen Algorithmus generiert wurden. Basierend auf den Entscheidungen der Teilnehmenden können die relativen Gewichte der inhaltlichen Merkmale für die Nutzungsentscheidung berechnet und Präferenzmarktanteile simuliert werden. Die Teilnehmenden wurden über ein nach der ISO-Norm 20252:2019 zertifiziertes Online-Access-Panel rekrutiert. Die Stichprobe ist bevölkerungsrepräsentativ für die Deutschschweiz hinsichtlich des Geschlechts, des Alters (18-79) sowie des Bildungsniveaus.