15.11.2010

Dies Academicus 2010


Roger de Weck, berühmter Journalist und ab Januar 2011 an der Spitze der SRG SSR idée suisse, wurde am 15. November 2010 anlässlich des 121. Dies academicus der Universität Freiburg die Ehrendoktorwürde verliehen. Ebenfalls mit dem Doktor honoris causa geehrt wurden der Erzbischof von Prag, Dominik Duka, Prof. Charles H. Gustafson der Georgetown University von Chicago und Prof. Dominique de Werra, Dekan für Internationale Angelegenheiten an der ETH Lausanne. Der erste Jean-Widmer-Preis wurde Chaim Noy, Senior Lecturer am Sapir College, Israel, verliehen. Zum dritten Mal wurde der Umweltforschungspreis zu gleichen Teilen an zwei Nachwuchsforscherinnen übergeben: Odile Bruggisser und Anna Lewis.



Die Festansprachen hielten die Freiburger Staatsrätin und Erziehungsdirektorin Isabelle Chassot, der ehemalige Bundesrat Pascal Couchepin, der Oberamtmann des Saanebezirks, Carl-Alex Ridoré sowie der Präsident der Studierendenschaft der Universität Freiburg (AGEF), Dean Causevic. Anlässlich seines Festvortrags «Fitness for the world» (John Henry Newman) stellte Rektor Guido Vergauwen «Mutmassungen über die Berufungen einer Universität» an.

Akademische Würdigungen

Die Universität Freiburg verlieh vier Ehrendoktorate an folgende Persönlichkeiten:

Dominik Duka
Die Theologische Fakultät verlieh den Ehrendoktortitel an Bischof Dominik Duka, der am 10. April 2010 zum Erzbischof von Prag berufen wurde. Die Fakultät möchte damit seinen Einsatz für den christlichen Glauben und das kirchliche Leben in einem Land, in welchem der Glaube in der Vergangenheit besonders unterdrückt wurde, ehren. Bischof Duka musste seinen Dienst als Seelsorger zwischen 1975 und 1989 heimlich ausüben, während er in der Autofabrik ZVU von Hradec Kràlové arbeitete. Aufgrund seiner Lehre, seinen heimlichen Veröffentlichungen und seinen Auslandkontakten war er von 1981 bis 1982 zusammen mit dem tschechischen Schriftsteller Vàclav Havel im Gefängnis Plzeň-Bory inhaftiert. Trotz allem hörte er nie auf, das biblische Wort zu verbreiten. Autor von zahlreichen Büchern über die Einführung in die Heilige Schrift, in die Theologie und in das Gebet. Zuletzt das meisterhafte Werk Kampf für die Menschheit: Entwurf einer biblischen Anthropologie. Duka hat ebenfalls an der tschechischen Ausgabe der Bibel von Jerusalem mitgewirkt.

Charles H. Gustafson
Die Rechtswissenschaftliche Fakultät verlieh den Ehrendoktortitel an Charles H. Gustafson, Rechtsprofessor an der Georgetown University von Chicago. Er ist ein international anerkannter Experte für Recht und Steuerpolitik, für internationales Recht und internationalen Geschäftsverkehr. Gustafson ist Autor zahlreicher Artikel und war an mehreren Ausschüssen im Besteuerungsbereich und des internationalen Rechts der American Bar Association und des American Law Institute beteiligt. Zudem bekleidete er die Rolle des Vermittlers bei Streitigkeiten über inländische oder internationale Verträge. Er hat unter anderem Fächer von internationalem Interesse unterrichtet, an der Internal Revenue Service (IRS) gelehrt und während fünfeinhalb Jahren die Stelle als assoziierter Dekan für die International and Graduate Programs ausgeübt. Anschliessend war er als Beratungsanwalt für das Staatsdepartement zuständig, dann als Rechtsprofessor an der Universität von Ahmadu Bello von Zaira, Nigeria, wo er bei der Entwicklung des ersten Programms für Recht in Nigeria mitwirkte. Im Jahr 1972 trat er der Law Center faculty der Georgetown Universität bei. Er war auch in der Privatwirtschaft als Partner renommierter Anwaltskanzleien in New York und Washington DC tätig.

Dominique de Werra
Prof. Dominique de Werra erhielt die Ehrendoktorwürde der Fakultät für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften. Seine Forschung konzentriert sich auf diskrete Mathematik und ihre Anwendungen in industriellen Systemen sowie in Informatiksystemen.Dominique de Werra ist Dr. h.c. der Universität von Paris und der Poznan University of Technology in Polen. Er gewann 1995 die europäische Goldmedaille (EURO Gold medal) der operationellen Forschung. De Werra leitet Arbeiten in den genannten Bereichen, insbesondere beschäftigt er sich mit Problemen bezüglich Zeitplanung und ganz allgemein mit Problemen bei der Verwaltung von Zeitplänen und Ressourcen bei der Durchführung von Grossprojekten (Sport, Bildung etc.). Seit 1971 ist de Werra Professor für operationelle Forschung an der Eidgenössischen Technischen Hochschule Lausanne (ETH Lausanne). Er war Vorsitzender der Abteilungsleiterkonferenz und wurde 1990 zum Vizepräsidenten der ETH Lausanne gewählt sowie im Herbst 1993 zum Ausbildungsleiter. Im März 2000 wurde er zum Dekan für Internationale Angelegenheiten ernannt.

Roger de Weck
Die Philosophische Fakultät verlieh die Ehrendoktorwürde Roger de Weck, Publizist, Journalist und Autor. Als Nachfolger von Armin Walpen wird er im Januar 2011 das Amt als Generaldirektor der SRG SSR idée suisse antreten. Seine aussergewöhnliche interdisziplinäre und zweisprachige Erfolgsgeschichte ist charakteristisch für die Kultur, welche die Universität Freiburg verteidigen und fördern will. Nach dem Studium der Wirtschaft und der Sozialwissenschaften an der Universität St. Gallen arbeitete er als Journalist für verschiedene Schweizer Zeitungen, insbesondere als Korrespondent in Paris. Mit Max Mabillard veröffentlichte er 1977 den Bestseller Der Fall Chiasso (auf Französisch Scandale au Crédit Suisse) über einen Finanzskandal bei der Grossbank Credit Suisse. Von 1983 an arbeitete de Weck für die Hamburger Wochenzeitung Die Zeit als politischer Redaktor, Pariser Korrespondent und als Leiter des Wirtschaftsressorts. Zurück in der Schweiz, wurde er Chefredaktor des Tages-Anzeigers. 1997 wechselte er als Chefredaktor abermals nach Hamburg zur Zeit. Im Jahr 2001 arbeite de Weck als politischer Kolumnist und als freier Publizist für Printmedien und audiovisuelle Medien und dozierte am College of Europe in Brügge und Warschau. In seinem Buch Nach der Krise, 2009 publiziert, plädiert er für ein grundlegendes Überdenken des Kapitalismus. Seit 2004 ist er Präsident des Stiftungsrats des Genfer Hochschulinstituts für internationale Studien (Graduate Institute of International and Development Studies).


Wissenschaftliche Preise

Umweltforschungspreis
Der Umweltforschungspreis 2010 der Universität Freiburg wurde zu gleichen Teilen an zwei Nachwuchsforscherinnen verliehen: An Odile Bruggisser für ihre Doktorarbeit in Biologie mit dem Titel «The conservation of spiders in agro-ecosystems: a diversity of approaches» sowie an Anna Lewis für ihre Masterarbeit in Erziehungswissenschaften mit dem Titel «Globales Lernen auf der Sekundarstufe I. Konzeption und Evaluation eines Unterrichtskonzepts zum Thema ‘Nachhaltiger Tourismus’». Der mit 10'000 Franken dotierte Preis wird von der Société anonyme pour l’incinération des déchets du canton de Fribourg et de la Broye vaudoise (SAIDEF) gestiftet und alle zwei Jahre von der Universität Freiburg verliehen. Mit Vorrang werden herausragende wissenschaftliche Arbeiten ausgezeichnet, die sich mit relevanten Umweltthemen befassen.

> Umweltforschungspreis: Zwei Gewinnerinnen [pdf]

Vigener-Preise
Mit den 1908 gestifteten Joseph Vigener-Preisen, die mit 2'000 Franken dotiert sind, werden jährlich herausragende Diplom-, Master- oder Doktorarbeiten ausgezeichnet. Am Dies Academicus 2010 verliehen vier Fakultäten Vigener-Preise:

- Der Vigener-Preis der Rechtswissenschaftlichen Fakultät ging an zwei Laureaten: Frederica de Rossa Gisimundo für ihre Arbeit mit dem Titel «Il servizio pubblico, strumento di effettività dei diritti fondamentali del cittadino» und Bertrand Perrin für seine Doktorarbeit mit dem Titel «La répression de la corruption d’agents publics étrangers en droit pénal suisse».
- Der Vigener-Preis der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät ging an David Stadelmann für seine Doktorarbeit mit dem Titel «Effects of Fiscal Policies on House Prices: New Evidence, Persistence, Consequences».

- Der Vigener-Preis der Philosophischen Fakultät ging an Jean-François Corpataux für seine Doktorarbeit mit dem Titel «Sculpture et moulage sur nature au XIXe siècle».

- Der Vigener-Preis der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät ging an Annick Schmitgen für ihre Masterarbeit in Mathematik mit dem Titel «On the Volume Conjecture for Hyperbolic Knots».

Jean-Widmer-Preis
Zum Gedenken an den 2007 verstorbenen Jean Widmer, Professor für Kommunikationssoziologie an der Universität Freiburg, wurde der nach ihm benannte Preis gestiftet. Der von der Universität Freiburg in Zusammenarbeit mit dem «Cercle d’amis Jean Widmer» verliehene und mit 5000 Franken dotierte Jean-Widmer-Preis zeichnet einen Artikel eines oder einer Nachwuchsforschenden der Sozialwissenschaften aus, der bedeutend zur Reflexion über Kommunikation und Öffentlichkeit beiträgt. Aus Anlass seiner erstmaligen Verleihung wurde der Preis dieses Jahr am Dies academicus überreicht. Der Jean-Widmer-Preis 2010 ging an Chaim Noy, Senior Lecturer am Sapir College, Israel, für seinen exzellenten Artikel «Mediation materialized. The semiotics of a visitor book at an Israeli commemoration site», welcher in der Zeitschrift Critical Studies in Media Communication im Juni 2008 publiziert wurde.


Vorträge:

> Eröffnungsansprache von Rektor Guido Vergauwen [pdf]

> Vortrag von Prof. Dr. Guido Vergauwen [pdf]

> Allocution de Madame Isabelle Chassot [pdf]

 > Message de Monsieur Carl-Alex Ridoré [pdf]

Fotos: http://www.unifr.ch/spc/alb/thumbnails.php?album=50
Wir bitten Sie, das Copyright Charly Rappo zu berücksichtigen.

Quelle: Dienst für Kommunikation und Medien, 026 300 70 34, communication@unifr.ch