14.04.2010
Preis für Frauen- und Geschlechterforschung der Universität
Die Masterarbeit von Naomi Hasler: „The Portrait of a New Woman? How Margaret Fuller’s political ideology and Henry James’s fictional reality clash” wird mit dem Preis für Frauen- und Geschlechterforschung der Universität Freiburg 08/09 ausgezeichnet. Die Analyse der Frauenfiguren in zwei Werken von Henry James anhand von Margaret Fullers Konzept der „new woman“ beleuchtet auf originelle Weise Geschlechterbilder, welche auch in der heutigen Gesellschaft noch fortwähren.
Naomi Hasler stellt das Konzept der „new woman“, das Margaret Fuller in  der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts erarbeitete, den Frauenrollen  zweier Werke von Henry James, „The Portrait of a Lady“ und „The Wings of  the Dove“, gegenüber. Durch die kultur- und ideengeschichtliche  Einbettung der Analysen verweist die Arbeit auf eine sowohl in der  Amerikanistik als auch in der Geschlechterforschung sehr innovativen  Fragestellung. Die LeserInnen werden auf einladende Weise und in einem  dramaturgisch geschickt gestalteten Spannungsbogen entlang den klar  ausformulierten Gedankengängen der Autorin geführt. Ihr Argument wird  von ausgesprochen sorgfältigen und einfühlsamen Lektüren der Romane  getragen. 
Margaret Fuller kritisiert in ihrer Analyse der Geschlechterrollen, dass  die Frauen ihrer Zeit ausschliesslich in die Familiensphäre gedrängt  und für die Zerstörung des Familienbandes verantwortlich gemacht werden,  wenn sie sich nicht konform verhalten. Sie würden nicht als  individuelle Wesen gesehen, sondern als Teil ihrer Ehemänner. Demzufolge  werde Frauenarbeit kaum anerkannt oder gewürdigt. Von diesen  Beobachtungen ausgehend schlägt Fuller eine Auflösung der strikten  Trennung der Geschlechterrollen vor:  Mädchen sollten wie die Knaben  auch draussen spielen sowie zur Schule gehen dürfen, um nicht launisch  und weinerlich zu werden. Es soll den Frauen erlaubt sein, im  öffentlichen Leben teilzunehmen sowie nach Wunsch jeglicher Arbeit  nachzugehen. Diese mit persönlichen Freiheiten dotierte Frau benennt  Fuller „new woman“. Die Frauenrollen in der Literatur von Henry James  hinsichtlich dieses Konzepts zu analysieren ist auch aufgrund dessen  interessant, dass die Frauenrechtsaktivistin die Familie von James  persönlich kannte und davon ausgegangen werden kann, dass James mit dem  Konzept vertraut war. Frau Haslers Analysen zeigen jedoch, dass obwohl  die Hauptfiguren in beiden Romanen, welche in einem Abstand von 20  Jahren geschrieben wurden, auf den ersten Blick selbständige Frauen zu  sein scheinen, das von Fuller kritisierte Frauenbild noch sehr  überwiegt: Die Autorin zeigt zum Beispiel, wie sich die Frauen  vorwiegend im Innern aufhalten, an ihre Reputation als Ehefrau hängen  und wie fragil sie oft dargestellt werden. 
Frau Hasler wird weitere Resultate ihrer Masterarbeit während eines  „Lunch égalité“, welcher die Dienststelle für Gleichstellung am  Mittwoch, 5. Mai organisiert, vorstellen. Die Präsentation findet um  12.15 im Saal 3013 im Gebäude Miséricorde statt. Darauf folgend, um  13.30, wird im Kinosaal die Verfilmung eines der analysierten Werke  gezeigt: „The Wings of the Dove“ von Ian Softley, (1997).
Der mit Fr. 3000.- dotierte Preis für Frauen- und Geschlechterforschung  der Universität Freiburg wird vom Hochschulverein gestiftet und wird in  der Regel jährlich von der Kommission für Gleichstellung vergeben.  Ausgezeichnet werden hervorragende Freiburger Arbeiten aus dem Bereich  der Frauen- und Geschlechterforschung. Der Preis soll dazu beitragen,  das Interesse an der Forschung im Bereich der Frauen- und  Geschlechterstudien zu fördern und diesem wissenschaftlichen Ansatz eine  grössere Sichtbarkeit verleihen. 
In den letzten Jahren baute die Universität Freiburg erfolgreich ein  Lehrangebot in Gender Studies auf. Neben deutsch- und  französischsprachigen einführenden Lehrveranstaltungen auf BA-Stufe  wurde 2009 das MA-Nebenprogramm «Gender, Gesellschaft, Sozialpolitik»  lanciert. Dieser interdisziplinäre Lehrgang steht unter der akademischen  Leitung des Studienbereichs Soziologie, Sozialpolitik und soziale  Arbeit. Zudem startete 2009 das Folgeprojekt des vom Nationalfonds  geförderten ProDoc «Gender: Scripts and Prescripts» der Universitäten  Bern und Freiburg. 
Der Preis wird am 17. April, im Rahmen der Promotionsfeier der  Philosophischen Fakultät der Universität Freiburg übergeben  (http://lettres.unifr.ch/de/home/news.html). Die Laudatio wird von der  Vizerektorin prof. Dr. Astrid Epiney vorgetragen. 
Informationen:
Naomi Hasler, MA in Englischer Sprache und Literatur, 2008. E-Mail: naomi.hasler@gmail.com
Emilienne Kobelt, Koordinatorin gender studies, Universität Freiburg.  Tel.: +41 (0)26 300 70 44, E-Mail: emilienne.kobelt@unifr.ch
www.unifr.ch/fem ; www.unifr.ch/gender
Quelle: Dienststelle für Gleichstellung der Universität Freiburg,  Tel. +41 (0) 26 300 70 40/44, E-Mail: egalite@unifr.ch
