Studierende und Projekte

Theaterspielen an der Universität

Die Fachschaft Italienisch hat eine Amateurtheatergruppe gegründet, die sich aus sowohl deutsch- als auch französischsprachigen Studierenden der verschiedenen Fakultäten der Universität Freiburg zusammensetzt. Dieses Projekt fördert die Mehrsprachigkeit und den Austausch zwischen jungen Menschen aus verschiedenen Sprachregionen. Pro Jahr wird ein Stück aufgeführt.

Ziel des Projekts ist es, nach Analyse und Bearbeitung eines Werkes der italienischen Literatur, ein Stück zu schaffen, das in derAula Magna der Universität Freiburg inszeniert und vor Publikum aufgeführt wird. Die Analyse des Werkes und die Arbeit an der künstlerischen Gestaltung dauert 16 Tage, die in drei Schlüsselmomente unterteilt sind: zwei erste Workshops von je drei Tagen, in denen die Teilnehmer/innen die Möglichkeit haben, sich gegenseitig kennenzulernen, und sich über ihre Ideen und Eindrücke zum ausgewählten Text und den Autor/innen auszutauschen ; und ein dritter Workshop, von zehn aufeinanderfolgenden Tagen, dient dem Auswendiglernen des Textes (der unmittelbar vor dieser letzten Phase erstellt wird) und grossen physischen Arbeit: der Inszenierung des Stückes für die Aufführung. Um die Inszenierung kümmert sich Daniele Bernardi, Regisseur der letzten fünf Projekte und Professor für Theater und Schriftstellerei. 2003 machte er seinen Abschluss an der Pietro Sharoff Academy of Dramatic Art in Rom.

I mostri non muoiono

Mittwoch, 6. April 2022, um 20 Uhr

Aula Magna
Freier Eintritt
Aufführung auf Italienisch, Französisch, Deutsch und Englisch


 

Wie auch in den vergangenen Jahren ist die Truppe dankbar für die finanziellen Unterstützungen der AGEF, des Dekanats der Philosophischen Fakultät und der Società Dante Alighieri von Freiburg.

Rückblick auf durchgeführte Aufführungen

Die Truppe in Il piacere non sempre è cosa viva (Projekt zu Giacomo Leopardi, 2019). Von links nach rechts, vorne: Laura Bernasconi, Sarah Musy, Sara Ren, Elisa Pagliaro, Lucia Leoni; von links nach rechts, hinten: Francesco Luisi et Adam Hrabi.

©Andrea Bernasconi

"Die Literatur über das Theater zu erarbeiten ist eine einmalige Gelegenheit einen Text über Körper, Stimme und Emotionen erfahren. Auf der Bühne entdeckt man die Ästhetik einer Gruppe, die sich gemeinsam bewegt. Ihre Mitglieder erkennen einander durch kleine Details oder Bewegungen, die eine Form von «Geheimsprache» sind. Pavese und seine Dialoge über unser Stück zu vermitteln, bedeutet sie zu erzählen wie der Autor dem Mythos und der Mythologie näherte, wie er mit seinen Worten vergangene Geschichte verwandelte und wie er eine neue Ordnung im Chaos erdachte."

Mara Travella, Mitwirkende am Projekt 2022

"Dieser Workshop ist für mich vor allem eine Zeit des Spielens und des freien Ausdrucks. Ich habe das Glück, mich mit der Gruppe vertraut zu fühlen und kann mich dadurch selbst besser kennen lernen und neue Seiten an mir entdecken. Im Grunde genommen halte ich mich selbst für verletzbar, aber ich entdecke hier eine wertvolle Stärke in mir, die mir eine Quelle für Erneuerung ist. Bei den Momenten, die Muskelkater geben, wünsche ich mir, mich häufiger auf körperliche Weise auszudrücken. Ich denke, dass die Körpersprache über die verbale Sprache hinausgeht, und diese Erfahrung ermöglicht es mir, mehr Kommunikationsweisen zu lernen."

Claire Lachelin, Mitwirkende am Projekt 2022

Die erste Aufführung fand 2015 anlässlich des 750. Todestages Dante Alighieris statt. Es handelte sich dabei um eine Lesung der Divina Commedia in drei der Landessprachen (Italienisch, Französisch und Deutsch) unter der Leitung der italienisch-berlinerischen Schauspielerin und Regisseurin Elettra de Salvo. Ebenfalls mit Elettra de Salvo bot die Gruppe 2016 dann eine Lesung des Werks Se questo è un uomo von Primo Levi an. Ab 2017 empfing die Gruppe den Regisseur des aktuellen Projekts, Daniele Bernardi. Mit ihm setzte sich die Arbeit der Analyse und Inszenierung von Werken der italienischen Literatur und des Dialogs mit Werken der französischen, deutschen, russischen, englischen und amerikanischen Literatur und Philosophie fort. Unter seiner Leitung führte die Truppe folgende Stücke auf: Pinocchio von Carlo Collodi (2017), Le città invisibili von Italo Calvino (2018), Operette Morali von Giacomo Leopardi (2019) und Il deserto dei Tartari von Dino Buzzati (2020).

Das Projekt 2022 und seine Mitwirkenden

Im Mittelpunkt des diesjährigen Unternehmens stehen die Dialoghi con Leucò von Cesare Pavese. Dieses Werk ist zentral für den Autor, denn er nimmt es mit in das Zimmer, in dem er am 27. August 1950 Selbstmord begeht, und hinterlässt darin seine letzten Worte: "Ich vergebe allen und ich bitte alle um Verzeihung. Ist das in Ordnung? Tratschen Sie nicht zu viel." Es entsteht ein Dialog mit Schriften anderer Autorinnen und Autoren aus Literatur und Philosophie, in welche Themen wie Selbstmord, die Rolle und Prägung durch das Weibliche in Paveses Leben bearbeitet, und der Bedeutung des Austauschs zwischen Prosa und Poesie nachgegangen wird.

Die Mitwirkenden dieses Jahr sind: Elena Lacentra, Claire Lachelin, Lucia Leoni, Sarah Musy, Elisa Pagliaro, Laura Rodoni, und Mara Travella, Studierende in Anthropologie, Geschichte, Kunstgeschichte, Literatur (Englisch, Italienisch, Spanisch), Philosophie, Recht, Soziologie und Theaterstudien.

"Ich nehme nun seit fünf Jahren am Theaterprojekt teil. Jedes Mal kommen alte und neue Gefühle in mir hoch; sie mischen sich mit körperlicher, emotioneller und mentaler Erschöpfung, welche mir nur das Theater gibt. Es ist ein Moment, in dem ich meinem Körper und meinem tiefen Inneren Zeit zuwende. Zugleich ist es aber auch ein einzigartiger Raum, um starke Verbindungen mit den anderen Teilnehmerinnen und Teilnehmern herzustellen. Um mit einer Gruppe auf die Bühne zu gehen, braucht es ein blindes Vertrauen in die anderen; dieses Vertrauen baut man sich bei den gemeinsamen Proben auf. Zudem ist es auch ein Moment, um mich der Literatur in einer viel tieferen Weise zu nähern, als in keinen Kurs an der Universität."

Lucia Leoni in Città invisibili (Projekt zu Italo Calvino, 2018)

©Ernst Rudin

"Die Proben sind eine Begegnung mit dem Körper; man sieht sich durch den anderen, man findet seinen Atem wieder. Wieder erlernen sich zu bewegen, ist wie ein gutes Essen im Familienkreis nach den Jahren in Quarantäne, wie eine kalte Dusche im Sommer, ist zu handeln aus Freude am Handeln. Mit einem professionellen Regisseur zu arbeiten, bietet uns die Gelegenheit, wenn auch nur für einen Moment, eine tiefe und verzaubernde Erfahrung eines Künstlerlebens zu erfahren. Es gibt nicht ausreichen Worte, die die Wichtigkeit verschiedene Erfahrungen zu machen, beschreiben könnten; Insbesondere während der Jugend und dem Studium."

Sarah Musy dans Il piacere non sempre è cosa viva (Projekt zu Giacomo Leopardi, 2019)

©Andrea Bernasconi

"Sich der Literatur und der Menschlichkeit auf solche Weise, über den Körper und die Stimme, zu nähern; Teil einer Gruppe und integraler Bestandteil eines Textes zu werden, sowohl gegenwärtig als auch in den kommenden Jahren; Und dabei zu versuchen, der Zerbrechlichkeit des Originaltextes eine Festigkeit zu geben, und zu wissen, dass man schliesslich dem Autor durch den Bühnenauftritt die Ehre erweist, ist nicht nur eine grosse Freude – es ist ein Privileg."

Elisa Pagliaro dans Il piacere non sempre è cosa viva (Projekt zu Giacomo Leopardi, 2019)

©Andrea Bernasconi