Spezialisierter Master in Ethik, Verantwortung und Entwicklung

Studierende auf dem Forschungsfeld

Der spezialisierte Master des Departements für Sozialarbeit, Sozialpolitik und globale Entwicklung befasst sich mit allen Komponenten der Entwicklung: menschliche, Lern-, soziale, Umwelt-, nachhaltige Entwicklung... Er zeichnet sich durch die Integration einer Auslandserfahrung aus. Denn nur wenn die Studierenden die theoretischen Ansätze mit konkreten Praktiken konfrontieren, können sie die wahren Herausforderungen der Entwicklung unserer heutigen Gesellschaften erfassen.

Erfahrungsberichte von zwei Studierenden nach ihrer Rückkehr nach Freiburg:

Esther Weill hat ihren Aufenthalt in Kongo Brazzaville gemacht.
Florent Laperrière hat seinen Aufenthalt im Kulturzentrum Kinawit in Val d'Or in Quebec gemacht.

Welche akademische Laufbahn haben Sie und was hat Sie dazu bewogen, diesen Master zu wählen?

Florent Laperrière:

Meine akademische Laufbahn beginnt spät, erst mit 24 Jahren. Ich beschliesse, meinen Job als Automatiker bei Bobst AG zu kündigen. Zu diesem Zeitpunkt will ich besser verstehen, wie Gesellschaften und die Politik funktionieren. Daher wende ich mich den Politikwissenschaften an der Universität Lausanne zu. Drei Jahre später (vier Jahre, wenn man das Vorbereitungsjahr für die Aufnahmeprüfung mitzählt) - einschliesslich eines Austauschsemesters an der Universität Sherbrooke in Quebec - erhalte ich meinen Bachelor.

In diesen Jahren entdecke ich das humanitäre Umfeld und interessiere mich immer mehr dafür. Die Erfüllung von Aufgaben vor Ort, unter oft spartanischen Bedingungen und umgeben von Schwierigkeiten, erinnert mich an meinen Militärdienst bei den Fallschirmaufklärern. Nach meinem Bachelor finde ich eine Arbeitsstelle bei der Stiftung "Terre des hommes" für das Programm "Spezialisierte Pflege", und ich hoffe, bald mit der Feldarbeit zu starten, auch wenn dies nicht meine direkte Aufgabe ist.

Nach einigen Monaten ist es durch eine ungünstige Verkettung von Faktoren immer noch nicht möglich zu gehen, und mir ist klar, dass mein erster Einsatz nicht so bald stattfinden wird. Ich orientiere mich daher auf ein Masterstudium, das mir später den Zugang zum Feld erleichtern kann.
Bei der Suche nach Studienprogrammen, entdecke ich auf diese Weise die Universität Freiburg und ihren spezialisierten Master in Ethik, Verantwortung und Entwicklung. Das sind Themen, die mir am Herzen liegen, zudem es gibt auch eine sechsmonatige Immersionserfahrung im Ausland. Durch eine solche Erfahrung gestützt glaube ich, dass ich meine Ziele besser erreichen kann und glaubwürdiger bin, wenn es darum geht, im humanitären Bereich zu arbeiten.

Da mir nur noch wenige Tage bis zum Ende der Anmeldefrist bleiben, kontaktiere ich die Verantwortliche, Professorin Vivianne Châtel, um weitere Informationen zu erhalten und mich zu vergewissern, dass dieser Studiengang wirklich das ist, was ich suche. Und so kommt es, dass ich mich auf den Bänken der Universität Freiburg finde.

Esther Weill:

Ich habe die ersten beiden Jahre des Bachelorstudiengangs "Sciences et Humanités" an der Universität Marseille absolviert, bei dem es sich um einen transdisziplinären Studiengang handelt, der die Naturwissenschaften mit den Geistes- und Sozialwissenschaften kreuzt. Das dritte Jahr habe ich mit einer Spezialisierung auf Anthropologie an der Universität Kopenhagen im Rahmen des Erasmus-Programms absolviert. In diesem Jahr habe ich ausserdem an einer interdisziplinären Studie zur ländlichen Entwicklung in Thailand teilgenommen, die ich zusammen mit der Kasetsart University in Bangkok durchgeführt habe.

Nach meinem Bachelor bin ich allein für 7 Monate nach Argentinien gereist, wo ich als Freiwillige für die argentinische Organisation "Proyecto de Inclusión, Educación y Solidaridad (PIES)" gearbeitet habe. Während dieser Zeit habe ich unter anderem an der Durchführung von Projekten für Kinder und Jugendliche aus benachteiligten Stadtteilen in der Stadt Córdoba Capital mitgewirkt.

Nach meiner Erfahrung in Argentinien bin ich in die Schweiz gekommen, um an der Universität Freiburg den Master Ethik, Verantwortung und Entwicklung zu absolvieren. Dieser Studiengang hat mich sofort angesprochen. Er umfasst theoretische und praktische Aspekte der Projektanalyse und des Projektmanagements. Er legt besonderen Wert auf die ethischen Perspektiven von Projekten und regt zum Nachdenken über die individuellen, kollektiven oder auch institutionellen Verantwortlichkeiten an, die im Spiel sind. Die Vielfalt und Qualität der Kurse, das Semester zur Programmanalyse im Ausland, das konkrete Projektmanagement der Ethikwoche... sind Elemente, die mich dazu bewogen haben, diesen Master zu wählen.

Welche waren die eindrücklichsten Momente während Ihres Auslandssemesters?

Esther Weill:

Anmerkung der Redaktion: Esther Weill hat ein halbes Jahr in der Republik Kongo verbracht. Sie hat uns so viele prägende Momente erzählt: ihre Ankunft in Brazzaville, ihr Leben im Neuen Dorf Imvouba, den Alltag von Frauen und Kindern, die Anwesenheit von chinesischen Staatsangehörigen usw. Leider mussten wir für diesen Artikel eine Auswahl treffen.

Ankunft in Brazzaville "Tote Stadt".

Ich kam am Sonntag, den 16. Juli 2017, auf dem Flughafen Maya-Maya in Brazzaville im Kongo an. Ich hatte nicht darauf geachtet, dass ich am Tag der Parlamentswahlen landen würde. In Europa ist das auf den ersten Blick kein Problem. In Brazzaville sieht die Sache jedoch ganz anders aus! Brazzaville wurde für den ganzen Tag zur "toten Stadt" erklärt, d. h. es gibt keinen Verkehr und kein Internet. Niemand ist auf den Strassen zu sehen. Die Armee ist überall.

Ich habe schon andere Episoden der Kontrolle erlebt. Mir wurden auch viele erzählt. Politische Repressionen sind zahlreich und sehr brutal (die Armee schiesst mit echter Munition), Menschen, die sich von der Macht distanzieren, werden festgenommen, eingesperrt und gefoltert. Enge kongolesische Freunde engagieren sich politisch gegen die herrschende Macht. Sie haben die Friedensbewegung "Ras-le-bol" gegründet und setzen sich für Freiheit und eine bessere Zukunft ein. Sie gehen Risiken ein, und ich habe oft Angst um sie.

Eine Boa vor meiner Haustür.

Als ich eines Morgens aus meinem Haus in Imvouba gehe, entdecke ich eine grosse Tasche. Darin ... eine Boa! Ich schreie und meine Nachbarn krümmen sich vor Lachen. Die Boa ist tot: Sie wurde am selben Morgen von einem Landwirt in einem Blumenkohlfeld gefunden. Der Mann war zu Tode erschrocken und bat einen Pygmäenmann, das Reptil mit seiner Machete zu töten.... Aber selbst im Tod sieht die Boa noch lebendig aus! Denn sie hat keine Augenlider, und da sie über eine hohe Muskelspannung verfügt, bewegt sie sich ausserdem noch bis zu 24 Stunden nach ihrem Tod weiter. Was für ein toller Witz, sie vor das Haus der "mundele" ("die Weisse") zu stellen, um zu sehen, wie sie reagiert! Meine Nachbarn wurden nicht enttäuscht.

Florent Laperrière:

Die prägenden Momente des Auslandssemesters sind natürlich vielfältig. Ich wurde erneut nach Quebec, nach Val-d'Or in der Region Abitibi-Témiscamingue, geschickt. Ich sollte die Entwicklung einer Kulturstätte für die indigenen Völker analysieren. Das erste, was mir in diesem flachen Land mit seinen endlosen Wäldern auffällt, ist die Weite des Himmels. Und die Menge an Schnee! Dann kommt der Akzent vom Quebec, aber daran hatte ich mich schon während meines Universitätsaustauschs in Sherbrooke gewöhnen können. Am eindrücklichsten war für mich die Weltanschauung der Einheimischen, die Anicinabek. Sie ist weit entfernt vom westlichen Dauerstress und die Lebensphilosophie, selbst angesichts von Schwierigkeiten, ist sehr friedlich. Das kann man als Kulturschock bezeichnen.

Und von welchen beruflichen Perspektiven träumen Sie?

Florent Laperrière:

Diese Erfahrung mit der Analyse eines Dispositivs war wirklich interessant und ich habe dabei entdeckt, dass ich diese Art von Arbeit gerne mache. Ich konnte diese Tätigkeit durch ein kurzes Mandat für einen Verein in der Veveyse erneuern und, obwohl es trotzdem ein bisschen anders ist, arbeite ich derzeit für eine parlamentarische Untersuchungskommission im Kanton Waadt. Andererseits haben alle Kurse, die ich während des Masterstudiums belegt habe, meine Meinung über das humanitäre Umfeld geändert... Von nun an denke ich also eher daran, mich für meine weiteren beruflichen Perspektiven in Richtung des Profils eines Analytikers, Beraters oder wissenschaftlichen Sekretärs zu orientieren. Letztendlich werde ich aber das erste Jobangebot annehmen, das sich konkretisiert.

Esther Weill:

Ich fühle mich sehr angezogen von der Leitung und Koordination partizipativer Projekte, insbesondere im Zusammenhang mit Migration, Kultur oder auch Umwelt. Ich mag es, im Team zu arbeiten, vor Ort zu sein, Menschen mit unterschiedlichen Hintergründen zu treffen, Überlegungen und Projekte mitzugestalten... Ich mag es, "wenn etwas los ist", und ich verabscheue die Routine bei der Arbeit.

Ich hatte das Glück, direkt nach meinem Masterabschluss eine Stelle als Projektleiterin bei der Stadt Bulle zu finden. Ich beschäftige mich mit der Entwicklung des partizipativen Ansatzes "Culture en partage", dessen Ziel es ist, den Zugang und die Teilnahme aller am kulturellen Leben der Stadt zu fördern. Es ist ein ganz neuer Ansatz, und es gibt viel zu tun und zu gestalten! Das ist spannend! Derzeit kann ich mir gut vorstellen, noch eine Weile mit "Culture en partage" weiterzumachen.