Tagung: «175 Jahre Religionsfreiheit der Bundesverfassung»

Vor 175 Jahren ist die erste Bundesverfassung der Schweizerischen Eidgenossenschaft in Kraft getreten. Nach den Verfassungen der Helvetischen Republik, die nicht lange Bestand hatten, begann damit auch eine Tradition der Garantie religiöser Freiheiten. Artikel 44 der Verfassung von 1848 gewährte das Recht zur freien Ausübung des Gottesdienstes auf dem ganzen Gebiet der Eidgenossenschaft. Vor dem Hintergrund der starken konfessionellen Spannungen jener Zeit bedeutete dies einen wichtigen Schritt. Aus heutiger Sicht waren die Garantien der Verfassung von 1848 in vielem unvollständig: So wurde die Kultusfreiheit nur den «anerkannten christlichen Konfessionen» gewährt, und die Niederlassungsfreiheit wurde nur den «Schweizern, welche einer der christlichen Konfessionen angehören», zugesichert. Damit wurden namentlich Jüdinnen und Juden ausgeschlossen. Die Bundesverfassung von 1874 brachte diesbezüglich Fortschritte. Nun wurde eine allgemeine Glaubens- und Gewissensfreiheit eingeführt, auf die sich alle berufen konnten. Allerdings kam es zu neuen Beschränkungen in Form der sog. Ausnahmeartikel, die gegen die katholische Konfession gerichtet waren.

 

An dieser wissenschaftlichen Tagung sollen die historischen Anfänge der verfassungsrechtlichen Glaubens- und Gewissensfreiheit beleuchtet und zugleich der lange Bogen in die Gegenwart geschlagen werden. Denn die Religionsfreiheit ist ein umstrittener Gegenstand geblieben. Neuere Normen wie das Minarett- und Verhüllungsverbot schränken sie wiederum ein. Und immer deutlicher macht sich ein Spannungsverhältnis zum Diskriminierungsverbot bemerkbar: Viele Religionsgemeinschaften weisen in ihren internen Ordnungen diskriminierende Elemente auf, besonders bezüglich der Gleichstellung von Mann und Frau. Wie gesellschaftlich und rechtlich damit umzugehen ist, wird mit zunehmender Dringlichkeit diskutiert. Die Tagung setzt sich deshalb auch mit der Frage auseinander, wie das Verhältnis der religiösen Freiheit zu anderen Grundrechten ist, welchen Stellenwert sie heute hat und welches ihre Zukunftsperspektiven sind.

zum Programm der Tagung

Die Teilnahme an der Tagung ist kostenlos.

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