Elisabeth Zschiedrich

Dr.


Biografie

seit 2021 Doktorassistentin am Lehrstuhl für Moraltheologie und Ethik an der Universität Freiburg i.Ue.

2017 Promotion im Fach Christliche Gesellschaftslehre. Titel der Arbeit: "Elternschaft und Gemeinwohl. Ein sozialethischer Beitrag zum demografischen Diskurs" (2018: Auszeichnung mit dem Alumni-Preis der Freiburger Theologischen Fakultät) 

seit 2011 Wissenschaftliche Mitarbeiterin am AB Christliche Gesellschaftslehre der Universität Freiburg i.Br. (aktuell in Elternzeit) 

2010-2011 Studienreferendarin am Kolleg St. Blasien (Abschluss: Zweites Staatsexamen) 

2007-2009 Promotionsstipendiatin des Graduiertenkollegs „Religion und Familienkultur“ an der Universität Eichstätt 

2003-2004 Fremdsprachenassistentin in Angers

2002-2004 Studienbegleitende Journalistenausbildung für Stipendiat:innen des ifp München (2002: Auszeichnung mit dem Marion-Dönhoff-Förderpreis der Robert-Bosch-Stiftung, Stuttgart)

2001-2006 Studium der Theologie und Romanistik in Freiburg i.Br. (Abschluss: Erstes Staatsexamen)

Forschung und Publikationen

  • Arbeits- und Forschungsschwerpunkte

    1. Bevölkerungsentwicklung und demografischer Diskurs: Während die Weltbevölkerung stetig wächst, bleiben in den westlichen Industriestaaten viele Menschen kinderlos, die Populationen altern und schrumpfen. Zwei Debatten werden geführt. In der einen geht es um die Bewertung der Folgen der demografischen Entwicklung: Stellt sie eine gesellschaftliche Bedrohung dar oder eine Chance? In der anderen geht es um die Einordnung der individuellen Entscheidung für oder gegen Kinder: (Inwiefern) beeinflusst diese die Verwirklichungsbedingungen von Gemeinwohl? 
     

    2. Familie, Elternschaft und Kinderlosigkeit: Das Leben in der Familie, als Vater oder Mutter, mit Kindern oder ohne ist zwar in erster Linie dem Bereich des Privaten zuzuordnen. Es bestehen aber vielfältige Bezüge zur sozialen und politischen Umwelt. Wie wirken Familien, Eltern, kinderlose Paare und Einzelne in die Gesellschaft hinein? Und inwiefern beeinflussen die politischen Rahmenbedingungen und das gesellschaftliche Klima wiederum den Alltag der Menschen in den verschiedenen Lebensformen?
     

    3. Gemeinwohl und Gemeinsinn: In der katholischen Soziallehre gilt das Gemeinwohl als zentrales Prinzip, welches die Reflexion und Argumentation dieser Disziplin seit ihren Anfängen im 19. Jahrhundert entscheidend mit geprägt hat. In der christlichen Sozialethik ist das Gemeinwohl heute aber keineswegs mehr fest verankert, im Gegenteil, häufig wird der Begriff gemieden, sein Gehalt angezweifelt. Im allgemeinen Sprachgebrauch wie auch in den Sozial- und Politikwissenschaften ist dagegen seit einigen Jahren eine Renaissance des Gemeinwohls zu beobachten. Was ist mit dem Begriff gemeint, wie kann er verstanden werden? Wann ist sein Gebrauch sinnvoll? Und worin besteht der Zusammenhang von Gemeinwohl und Gemeinsinn?

     

    4. Politische Ethik / Demokratietheorie: Die demokratische Regierungsform gilt heute weithin als Ideal. Zugleich ist die Rede von der Demokratie fast immer verbunden mit Stichworten wie „Krise“, „Unbehagen“ oder „Abkehr“. Ein Vertrauensverlust der Bürger:innen in ihre Regierung und in die politischen Institutionen wird beklagt, der Demokratie schlägt unverhohlen Skepsis entgegen. Vielfältige Faktoren gelten als Gründe für diese Entwicklung: der zunehmende Individualismus, der Rückzug in die Privatsphäre, das Nachlassen des politischen Willens oder der Aufstieg von Eliten, die immer weniger Bezug zum Volk haben. Der französische Historiker und Demokratietheoretiker Pierre Rosanvallon optiert für einen alternativen Blick auf die gegenwärtige Verfasstheit demokratischer Systeme und lädt ein zu einer „complication de notre démocratie“. Er plädiert dafür, die Demokratie als eine „unfertige“ Staatsform zu denken, „ständig auf der Suche nach sich selbst“. Der einzige Weg, ihr Überleben zu sichern, besteht für ihn darin, die ihr innewohnenden Paradoxien und Aporien offen zu legen, sie im Bewusstsein aller Bürger:innen präsent zu halten und durch immer wieder neue gedankliche Innovationen und praktische Experimente – versuchs- und ansatzweise – zu lösen. Eine solche komplexe Sicht auf die Demokratie offenbart blinde Flecken auch innerhalb der christlichen Sozialethik. Diese im Dialog mit Pierre Rosanvallon aufzuspüren und zu beseitigen, ist das Anliegen meines aktuellen Forschungsvorhabens.

  • Veröffentlichungen

    1. Monographie 

     

    • 2018: Elternschaft und Gemeinwohl. Ein sozialethischer Beitrag zum demografischen Diskurs (Christliche Sozialethik im Diskurs; 10), Paderborn. 

     

    2. Herausgeberschaft  

     

    • 2023, zus. m. Sebastian Dietz/Felix Geyer/Lukas Schmitt/Isabella Senghor: Macht: Omnipräsent und doch tabu? Theorien und Praktiken einer sozialethischen Grundkategorie (Forum Sozialethik; 25), Münster. 

     

    3. Kleine Schrift 

     

     

    4. Beiträge in Sammelbänden

     

    • 2023: Zwischen Privatsache und öffentlicher Angelegenheit. Anmerkungen zur gesellschaftlichen Wahrnehmung und Bedeutung von Elternschaft, in: Breunig, Bernadette/Schweiger, Gottfried/Walser, Angelika, Familie im Wandel. Sozialwissenschaftliche, ethische und rechtliche Perspektiven (Kindheit - Bildung - Erziehung, Philosophische Perspektiven), Berlin (zur Veröffentlichung angenommen, im Erscheinen). 

     

    • 2023: Max Weber: Leben als Kampf, in: Sebastian Dietz/Felix Geyer/Lukas Schmitt/Isabella Senghor/Elisabeth Zschiedrich, Macht: Omnipräsent und doch tabu? Theorien und Praktiken einer sozialethischen Grundkategorie (Forum Sozialethik; 25), Münster, 19-26.

     

    • 2022: Rechtspopulismus, Religion und Laizität. Das Beispiel des Rassemblement national in Frankreich, in: Nothelle-Wildfeuer, Ursula/Striet, Magnus (Hg.), Katholischer Rechtspopulismus. Die Kirche zwischen Antiliberalismus und der Verteidigung der Demokratie (Katholizismus im Umbruch; Bd. 15), Freiburg, 154-174.

     

    • 2021: Geschwisterlichkeit, Gemeinwohl und Gemeinsinn, in: Nothelle-Wildfeuer, Ursula/Schmitt, Lukas (Hg.), Unter Geschwistern? Die Sozialenzyklika Fratelli tutti: Perspektiven - Konsequenzen - Kontroversen (Katholizismus im Umbruch; Bd. 14), Freiburg, 177-190. 

     

    • 2020: Smarte Maschinen: Herausforderung und Chance für die Ethik, in: Becker, Josef/Kistler, Sebastian/Niehoff, Max, Grenzgänge der Ethik (Forum Sozialethik; 20), Münster, 181-196.

     

    5. Zeitschriftenartikel

     

    • 2019: Kinder - Privatsache oder Beitrag zum Gemeinwohl?, in: Familien-Prisma (11), 79-85.

     

    • 2015: Kostenfaktor Kind. Zur wirtschaftlichen Lage von Familien in Deutschland, in: Lebendige Seelsorge 66 H. 5, 355–359.

     

    6. Rezensionen 

     

    • 2023: Rezension zu: Vogt, Markus/Gigl, Maximilian (Hrsg.): Christentum und moderne Lebenswelten. Ein Spannungsverhältnis voller Ambivalenzen (Gesellschaft - Ethik - Religion: 19), Paderborn 2022, in: ET-Studies 14.2, 179-181 (erscheint im Oktober). 

     

    • 2022: Rezension zu: Sautermeister, Jochen/Odenthal, Andreas (Hrsg.): Ohnmacht. Macht. Missbrauch. Theologische Analysen eines systemischen Problems, Freiburg/Basel/Wien 2021, in: Regnum 56.1, 57-59.

     

    7. Sonstiges 

     

    • 2023: zus. m. Sebastian Dietz/Felix Geyer/Lukas Schmitt/Isabella Senghor: Einleitung, in: Sebastian Dietz/Felix Geyer/Lukas Schmitt/Isabella Senghor/Elisabeth Zschiedrich, Macht: Omnipräsent und doch tabu? Theorien und Praktiken einer sozialethischen Grundkategorie (Forum Sozialethik; 25), Münster, 13-16.

     

    • 2023: Schlusspunkt. Fragen an Elisabeth Zschiedrich, in: Stimme der Familie 70.3, 32. 

     

    • 2023, zus. m. Sebastian Dietz: Theorien und Praktiken von Macht. Erkundung einer menschlichen Grundkategorie. Bericht zum 32. Forum Sozialethik (12.-14. September 2022), in: Jahrbuch für Christliche Sozialwissenschaften 64. (Bereits im Pre-Print erschienen und online abrufbar). 

     

    • 2022: Auf Kinder verzichten für Mutter Erde?, in: feinschwarz.net 16.11. (Online abrufbar)

     

    • 2022: "... sammelt euch Schätze im Himmel", in: Schweizerische Kirchenzeitung 15, 1. (Online abrufbar)

     

     

    • 2002-2008: diverse Zeitungsartikel und Rundfunkbeiträge, u.a. in Sächsische Zeitung (Dresden), SWR Redaktion Religion, Kirche und Gesellschaft (Baden-Baden), Badische Zeitung (Freiburg i.Br.)

     

  • Vorträge und andere Konferenzbeiträge

    • Adultismus - Störfaktor gerechter Sorge?, 11./12.09.2023 | 41. Kongress der Internationalen Vereinigung für Moraltheologie und Sozialethik, Akademie Franz-Hitze-Haus, Münster. 

     

    • Option für die Verletzlichen als Maßstab und Handlungsfeld kirchlicher Praxis, 10.05.2022 | Theologischer Studientag, Katholische Akademie Freiburg im Breisgau.

     

    • Keine Macht ohne Misstrauen. Pierre Rosanvallons Begriff der "Gegen-Demokratie", 22.03.2022 | Workshop Berliner Werkstattgespräch Christliche Sozialethik, Katholische Akademie Berlin (online).

     

    • Elternschaft als Beziehung: Glück, Pflicht und Überforderung, 12.12.2019 | Akademieabend gemeinsam mit Prof. Dr. Claudia Wiesemann und Prof. Dr. Dieter Thomä im Rahmen der Reihe "Die Gegenwart der Elternschaft", Katholische Akademie Berlin.

     

    • Kostenfaktor Kind. Die wirtschaftliche Situation von Familien in Deutschland; Elternschaft, Demografie und Gemeinwohl (zwei Einheiten), 28.09.2019, Familienpolitik und sozialer Wandel in der Bundesrepublik Deutschland | Aufbauseminar für Stipendiaten der Konrad-Adenauer-Stiftung, Gersfelder Hof, Gersfeld/Rhön.

     

    • Smarte Maschinen? Ethische Argumente für eine Begrenzung des technisch Denkbaren, 17.09.2019, Ethik der Grenzen – Grenzen der Ethik | Forum Sozialethik, Katholische Akademie Schwerte.

     

    • Elternschaft als Selbstverwirklichung? Erkundungen einer Lebensform, 13.12.2018, Respondenz auf einen Vortrag von Tatjana N. Tömmel | Akademieabend, Katholische Akademie Berlin.