• Christen Helen

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Die Grammatik einer Sprache ist weder ein für allemal festgelegt, noch entsteht sie aus dem Nichts, sondern – wie es Martin Haspelmath 2002 formuliert – „als Nebenprodukt des Sprechens in der sozialen Interaktion“. Grammatische Zeichen einer Sprache, seien sie selbständige Wörter wie beispielsweise die Artikel oder seien sie Affixe wie die Personalendungen des Verbs, gehen meist auf lexikalische Zeichen zurück, auf Wörter also mit einer „Kernbedeutung“. Im Seminar wollen wir uns mit diesen zielgerichteten und unumkehrbaren sprachlichen Prozessen beschäftigen, welche die lexikalischen Zeichen allmählich zu grammatischen Zeichen transformieren und damit offenlegen, dass Grammatik und Lexikon weder trennscharf voneinander abgrenzbare Sprachkomponenten, noch die Zugehörigkeiten lexikalischer Einheiten zu Wortarten unverrückbar sind. Wir werden uns im Seminar mit den theoretischen Annahmen der Grammatikalisierungsforschung auseinander setzen und uns an Beispielen aus der Sprachgeschichte des Deutschen mit den Prinzipien dieser Art von Sprachwandel vertraut machen.

Diewald, Gabriele (1997): Grammatikalisierung. Eine Einführung in Sein und Werden grammatischer Formen. Tübingen.

Harnisch, Rüdiger (2010): Prozesse sprachlicher Verstärkung. Berlin.

Haspelmath, Martin (2002): Grammatikalisierung: von der Performanz zur Kompetenz ohne angeborene Grammatik. In: Sybille Krämer/Ekkehard König (Hg.): Gibt es eine Sprache hinter dem Sprechen? Frankfurt, 262-286.

Heine, Bernd / Kuteva, Tania (2002) : World Lexicon of Grammaticalization. Cambridge.

Hopper, Paul J. / Elisabeth Closs Traugott (2003): Grammaticalization. 2. Aufl. Cambridge.

Lehmann, Christian (1995): Synsemantika. In: Joachim Jacobs u.a. (Hg.): Syntax. 2. Bd. Berlin, 1251-1266.

Lehmann, Christian (1995): Thoughts on grammaticalization. München.

Leuschner, Torsten u.a. (2005): Grammatikalisierung im Deutschen. Berlin/New York.

Szczepaniak, Renata (2011): Grammatikalisierung im Deutschen. Eine Einführung. 2. Aufl. Tübingen.