• Nollert Michael

Kulturelle Differenzen werden häufig zur Erklärung sozialer Probleme herangezogen. Delinquenz, Intoleranz gegenüber Minderheiten, Funktionsmängel in Institutionen, Chancenungleichheiten, Kommunikationsprobleme in Unterneh­men und vieles mehr wird damit assoziiert. Auch die Schweiz kennt all diese Probleme, obwohl gerade ihre Geschichte zeigt, dass kulturelle Differenzen nicht a priori desintegrativ wirken. Im Gegenteil: Wenn sie sich mit anderen sozialen Differenzen kreuzen, fördern sie die soziale Kohäsion. Zudem zeigen die aktuellen kulturellen Konflikte, dass es zu einfach ist, soziale Probleme oder ökonomische Benachteiligungen zu ethnisieren oder zu kulturalisieren. Von daher stellt sich vor allem die Frage, ob und unter welchen Bedingungen sich kulturelle Differenzen in soziale Ungleichheiten transformieren. In der Lehrveranstaltung werden kulturelle Differenzen analysiert und reflektiert, und zwar sowohl als Verhältnis zwischen In- und AusländerInnen als auch im Kontext unterschiedlicher Religionen, Lebensformen und Lebenslagen. Theoretische Ausgangspunkte sind dabei Georg Simmels "Kreuzung sozialer Konflikte" sowie die Konzepte der Multi- und Transkulturalität.

Leistungsanforderungen (3 ECTS):

Kursbesuch

Regelmässige, aktive Teilnahme (80% Anwesenheitspflicht).

Kurslektüre

Lesen der Basistexte

Referate

Referat mit Powerpoint-Unterstützung und Handout
sowie Essay

Literatur

Benn Michaels, Walter 2006: The Trouble with Diversity. How We Learned to Love Identity and to Ignore Inequality. New York: Metropolitan Books.

Nollert, Michael 2010: Kreuzung sozialer Kreise: Auswirkungen und Wirkungs-geschichte, In C. Stegbauer und R. Häussling (Hg.) Handbuch Netzwerkforschung. Wies­baden: VS Verlag für Sozialwissenschaften, 159-167.

Nollert, Michael/Sheikhzadegan, Amir (Hg.) 2016: Gesellschaften zwischen Multi- und Transkulturalität. Zürich: Seismo.

Radtke, Frank-Olaf 2011: Kulturen sprechen nicht. Die Politik grenzüberschreitender Dialoge. Hamburg: Hamburger Edition.

Sen, Amartya 2007: Die Identitätsfalle. Warum es keinen Kampf der Kulturen gibt. München: Beck.

Stewart, Frances 2008: Horizontal Inequalities and Conflict. Understanding Group Violence in Multiethnic Societies. Houndmills, Basingstoke: Palgrave Macmillan.

Todorov, Tzvetan 2010: Die Angst vor den Barbaren. Kulturelle Vielfalt versus Kampf der Kulturen. Hamburg: Hamburger Edition.