Publikationsdatum 17.06.2025
Mariano Delgado verläßt die Fakultät
Nach 27 Jahren wird dieses Urgestein der Freiburger Kirchen- und Missionsgeschichte in den Ruhestand verbschiedet
In welcher Sprache soll man ihn verabschieden? Auf Spanisch, seine Muttersprache? (¿Quién, si no él, sería un verdadero español de sangre caliente y apasionada?) Auf Senslerdütsch? (Emmerhe isch är ä jusche Papierli-Schwiizer.) Auf Französisch? (Oh non, mieux vaut pas !) Auf Schriftdeutsch, das er beherrscht wie kaum ein zweiter? (Das muß ihm erst mal einer nachmachen: die Großen der spanischen Mystik, Theresa von Avila, Johannes vom Kreuz, Miguel de Molino, in ein fein perlendes, federndes Deutsch zu übertragen!) – Am besten verabschiedet man ihn so, wie ihm selber der Schnabel gewachsen ist, frank und frei heraus, dies aber mit viel Humor.
Die Rede ist von Mariano Delgado, der nach 27 Jahren Lehr- und Forschungstätigkeit am Ende dieses Frühjahrssemesters in den Ruhestand verabschiedet wurde. Das Auditorium C war vollbesetzt, die Rühmungen von Rektorat und Weggefährten wollten kein Ende nehmen, und dann hat Mariano Delgado noch einmal aus dem Vollen geschöpft. Das Thema seiner Vorlesung, die gespickt war mit den persönlichen Erinnerungen einer spanisch-katholischen Biographie, lautete: „So wie es ist, kann es nicht bleiben. Zur Dynamik der Kirchengeschichte“. Im Durchlaufen der kirchlichen Missionsgeschichte insbesondere in Mittel- und Lateinamerika machte Mariano Delgado drei Formen von spezifisch katholischer Hybris namhaft, die im 20. Jahrhundert nur unter schweren Mühen hatten überwunden werden können: „Die Hybris der Heilsausschließlichkeit“, „Die Hybris des Missionsrechts“, „Die Hybris der Selbstzufriedenheit“. Wo sich diese drei Formen von Vermessenheit bzw. Hochmut mit der institutionellen Hybris des Klerikalismus und des Papalismus paaren, da wird es gefährlich. Am Beispiel des großen Dominikanertheologen Bartholomé de las Casas (1484 - 1566) verdeutlichte Mariano Delgado, wie es auch anders hätte gehen können. Aber dazu hätte es der inneren Haltung großmütigen Respekts und gastfreundlicher Demut gegenüber den Anderen, Nicht-Christen, bedurft, Haltungen, wie Mariano sie beispielhaft in seinen beiden theologischen Lebensbegleitern verwirklicht war: Theresa von Avila und Johannes vom Kreuz.
Mit einer Hommage an diese beiden Lichtgestalten frühneuzeitlicher Frömmigkeit endete diese eindrucksvolle Abschiedsvorlesung. – Der grandiose Applaus des Auditoriums am Ende eindrücklicher anderthalb Stunden machte einmal mehr deutlich, was Freunde, Weggefährten und Kollegen längst schon wußten: Die Theologische Fakultät wird ihren Kirchenhistoriker Mariano Delgado vermissen.