MobilitéPublié le 16.12.2025

Brief aus London


Yasmine Macheret ist Unterassistentin am Lehrstuhl für Römisches Recht der Universität Freiburg. Im Rahmen ihres Masterstudiums verbringt sie ein Austauschsemester am Center for Trans national Legal Studies, einem renommierten akademischen Programm, das mit dem Georgetown University’s Law Center verbunden ist.

Als ich meinem Umfeld ankündigte, dass ich das Herbstsemester in England verbringen werde, war die Reaktion meist dieselbe: «Das Wetter wird dir aufs Gemüt schlagen.» Offenbar hatten viele vergessen, dass ich in der Stadt Freiburg studiere, wo man besser nie ohne Regenschirm das Haus verlässt. Umso überraschender war deshalb meine Erfahrung in London: Hier sollte man eher nie ohne Sonnenbrille unterwegs sein.

Der Universitätsbetrieb in London unterscheidet sich in vielerlei Hinsicht von jenem in Freiburg. Erstaunlich ist, dass die Vorlesungen am Morgen frühestens um zehn Uhr beginnen. Gleichzeitig gibt es aber auch Gemeinsamkeiten, etwa die berühmte Frage: «Werden die Slides zur Verfügung gestellt?»

Besonders beeindruckend: Professoren von Weltrang vermitteln ihre Sichtweisen nicht im Monolog, sondern in lebendigen Diskussionen. Die Vielzahl an Input ist enorm. Die Herausforderung liegt darin, aus diesen Perspektiven das Wesentliche herauszufiltern und dabei zugleich eine eigene kritische Haltung zu entwickeln. Eine spannende und notwendige Aufgabe.

Als Kulturliebhaberin empfinde ich jede Minute in London als Highlight. Die kreative Energie Londons ist überall spürbar, besonders im öffentlichen Raum bei zahlreichen talentierten Künstlern. Die Stadt inspiriert mich täglich, weil sie praktisch nie zur Ruhe kommt: vom frühen Morgen mit den Pendlern bis tief in die Nacht mit den Nachtschwärmern.

Das Schwierigste an einem Austauschsemester ist das Überstehen der administrativen Hürden bei der Anmeldung. Zu meiner eigenen Überraschung zeigte sich dabei: Die Universität in Freiburg ist weniger bürokratisch als die in London.

Ein herzlicher Dank geht an dieser Stelle an die Claudine und Hans-Heiner Zaeslin-Bustany-Stiftung für das grosszügige Stipendium.

Quelle: plädoyer – das Magazin für Recht und Politik, Ausgabe 6/25

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