Katalogisierung der mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Handschriften der Stiftsbibliothek St. Gallen

Direction : Prof. Dr. Ernst Tremp et du Dr. Karl Schmuki

Collaborateur/collaboratrice : Philipp Lenz, lic. phil, Stefania Ortelli, M. A

Die Erschliessung mittelalterlicher Handschriften mit den heute zur Verfügung stehenden neuen technischen und elektronischen Hilfsmitteln ist eine wichtige Grundlagenforschung für verschiedenste Bereiche der Geisteswissenschaften. Auch für die Stiftsbibliothek gehört es zu ihren Kernaufgaben, zeitgemässe Kataloge zu erarbeiten. In drei Jahrzehnten Katalogisierungsarbeit wurden von unserem bisherigen Katalogisator Dr. Beat von Scarpatetti die Abteilung IV: Codices 547–669: Hagiographica, Historica, Geographica (erschienen 2003), und die Abteilung III/2: Codices 450–546: Gebetsbücher (im Druck) erschlossen. Veranlasst durch die Pensionierung des Bearbeiters und den Generationenwechsel, richtet die Bibliothek die Katalogisierung zur Zeit neu aus. Sie lässt sich dabei von vier Hauptzielen leiten:

  1. Beschleunigung, um den neuen Katalog innerhalb eines angemessenen Zeitraums abzuschliessen 
  2. Bilden eines kleinen Forscherteams, da Katalogisierungsarbeit längerfristig nicht mehr im Einmannbetrieb bewältigt werden kann. 
  3. Sicherung und Heranbildung des Nachwuchses für die hochspezialisierte Arbeit der Handschriftenkatalogisierung in der Schweiz 
  4. Neudefinierung und Umsetzung des Anforderungsprofils der Katalogisierung im Zeitalter der Digitalisierung und des Internet-Zugangs zu den Handschriften.

Mit Unterstützung des Schweizerischen Nationalfonds hat am 1. April 2005 eine dreijährige "Initialisierungsphase" der Neukatalogisierung begonnen. Die beiden jungen Mediävisten Philipp Lenz lic. phil. und Stefania Ortelli M. A. bearbeiten als erstes die Abt. V: Codices 670-749: Römisches, Kanonisches und Germanisches Recht. Diese Abteilung enthält einige älteste und wichtigste Textzeugen zu den frühmittelalterlichen Leges und karolingischen Kapitularien, aber auch zu den kanonischen Rechtssammlungen, z.B.: Edictus Rothari (Cod. 730), Lex Romana Visigothorum, Lex Salica und Lex Alamannorum (Cod. 731), Capitularia (Cod. 733), Lex Romana Curiensis und Capitula des Bischofs Remedius von Chur (Cod. 722), Collectio Dionysio-Hadriana (Cod. 671), Dekretalen Gregors IX. (Cod. 742), Decretum Gratiani (Cod. 673).

Die Erschliessung dieses mit 80 Codices kleinen, aber wichtigen Bestandes innerhalb der mittelalterlichen Handschriften der Stiftsbibliothek ist mit der Volldigitalisierung verbunden, die im Rahmen des ebenfalls im Frühjahr 2005 angelaufenden Projekts "Codices Electronici Sangallenses" CESG erfolgt. Damit werden verschiedenen mediävistischen Fachrichtungen sowie einer breiteren Öffentlichkeit neue Forschungsanstösse und -erkenntnisse geliefert. Das Projekt wird begleitet und betreut von erfahrenen Fachleuten, die im Rahmen des "Kuratoriums" der Schweizerischen Akademie der Geistes- und Sozialwissenschaften (siehe www.codices.ch ) seit langem mit der Katalogisierung mittelalterlicher Handschriften in der Schweiz beschäftigt sind.

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