Making History : Archival Activism (to Archive Activism) in the Interwar Period
Das Projekt untersucht Archivierungspraktiken sozialer Bewegungen in Europa und in den USA in den 1920er- und 1930-er Jahren. Es ist an der Schnittstelle der Archivforschung, der Erinnerungsforschung und der Geschichte sozialer Bewegungen angesiedelt. Im Zentrum steht die Frage nach den Strategien politisch und sozial benachteiligter Akteur:innen, ihre eigene Geschichte zu überliefern. Das Projekt weist Bezüge zu aktuellen zivilgesellschaftlichen Initiativen auf, die sich um die Aufarbeitung und Konservierung der Geschichte marginalisierter und subalterner Gruppen bemühen.
Politische Dimensionen des Archivierens
Erinnern und Archivieren stehen seit einiger Zeit im Zentrum eines sich dynamisch entwickelnden, interdisziplinären Forschungsfeldes. Archive sind Gedächtnisspeicher und als solche Horte von Herrschaftswissen. Sie dokumentieren primär die für politische Institutionen relevanten Sachverhalte. Mit ihren Ordnungsprinzipien, Klassifikationsschemata und Relevanzkriterien formen sie historische Tatsachen. Archive organisieren das Verhältnis von Erinnern und Vergessen und bringen damit soziale Realitäten hervor. Diese performative Funktion der Archive bildet seit einiger Zeit Kern politischer Auseinandersetzungen. Daraus sind Initiativen hervorgegangen, die sich für das historische Gedächtnis marginalisierter Gruppen einsetzen. Neue Dokumentationszentren und neue Aufzeichnungspraktiken sollen eine gegenhegemoniale Geschichtsschreibung ermöglichen.
Anfänge des Archivaktivismus
Dieses Projekt bezweckt eine historische Vertiefung dieser Praktiken. Es konzentriert sich auf Aktivitäten sozialer Bewegungen in der Zwischenkriegszeit, insbesondere der internationalen Frauenbewegung und der afroamerikanischen Bürgerrechtsbewegung. In diesen Kreisen erwachte im Anschluss an den Ersten Weltkrieg das Bedürfnis, die eigene Geschichte zu dokumentieren und aufzuzeichnen. Aktivist:innen wollten gezielt die Erfahrungen benachteiligter Gruppen und unterrepräsentierte Tätigkeiten dem Vergessen entreissen. Sie erkannten in ihrer Archivierungsarbeit einen Beitrag zur Stärkung ihrer politischen Anliegen und zur Herausbildung einer historisch verankerten Identität der betreffenden Gruppe. Das Projekt verweist auf die lange Geschichte solcher Bestrebungen und macht deutlich, welche Bedeutung dem Archivieren und Erinnern für die Dauerhaftigkeit und die politischen Strategien sozialer Bewegungen zukommt.