Künstliche IntelligenzPublikationsdatum 18.12.2025
KI-Tools sind an Hochschulen nicht mehr wegzudenken
Im Frühling 2025 fand eine Umfrage zur Nutzung von künstlicher Intelligenz an der Universität und den Fachhochschulen Westschweiz statt. Über 98% der Befragten fühlen sich mit generativer KI vertraut. Bei den Tools dominiert ChatGPT vor Copilot, beliebt sind auch solche zur Bildgenerierung. Sowohl Studierende als auch Dozierende haben einen kritischen Umgang. Für die Zukunft wünschen sich die meisten klare Regeln, möchten bestehende Angebote besser kennen und an Weiterbildungen teilnehmen.
Fast 49 % der Studierenden nutzen KI seit ein bis zwei Jahren, rund 22 % sogar noch länger. Mit fast 75 % täglicher oder mehrmals wöchentlicher Nutzung ist die Integration in den Studienalltag hoch. Bei den Dozierenden zeigt sich ein ähnliches Bild: Über die Hälfte nutzt die Tools seit ein bis zwei Jahren, rund 21 % sogar seit über zwei Jahren. Fast zwei Drittel der Dozierenden (65 %) verwenden KI täglich oder mehrmals wöchentlich. Als beliebteste Tools nannten die Befragungsteilnehmenden ChatGPT, Copilot, Gemini, DALL-E und DeepSeek. Insgesamt wurden über 30 unterschiedliche Tools genannt.
Kritischer Umgang mit KI
Die Anwendungsbereiche variieren stark zwischen den Zielgruppen. Dozierende setzen generative KI-Tools vorrangig für die Lehre ein, insbesondere zur Übersetzung, für Ideenfindung und Brainstorming, für Recherche sowie zur Planung und Strukturierung von Kursen. Studierende hingegen nutzen generative KI hauptsächlich zur Verbesserung ihres Fachverständnisses, zur Textbearbeitung, für Brainstorming, Übersetzungen und Recherche.
Der Umgang mit KI-generierten Inhalten zeigt ein hohes Mass an kritischer Auseinandersetzung. Die überwiegende Mehrheit der Dozierenden (61 %) vergleicht die generierten Inhalte mit ihrem eigenen Fachwissen, während 57 % sie als Ausgangspunkt für weiterführende Recherchen nutzen. Auch Studierende nutzen KI-Inhalte meist zur Ergänzung oder Überprüfung: 66 % vergleichen sie mit ihren eigenen Ideen, 56 % nutzen sie zur Vertiefung. Nur 8 % übernehmen KI-generierte Texte (auch) direkt.
Diese Ergebnisse widersprechen der Annahme, dass generative KI vor allem zur schnellen Erstellung unbearbeiteter Texte genutzt wird, und unterstreichen den reflektierten Einsatz in Studium und Lehre.
Suche nach Effizienz vs. kritische Reflexion
Die grössten Bedenken der Studierenden betreffen die akademische Integrität und den Erhalt ihrer eigenen kognitiven Fähigkeiten. Ethische, soziale, ökologische oder wirtschaftliche Bedenken sind ebenfalls sehr hoch, wobei explizit Umweltauswirkungen hervorgehoben wurden. Viele Studierende vertrauen KI-Tools zudem nicht. Die Kostenpflichtigkeit von Tools wird ebenfalls als Hürde wahrgenommen. Weitere genannte Bedenken umfassen Datenschutz und Urheberrecht. Auch unklare Regeln der Hochschule sind ein weiterer wichtiger Hinderungsgrund.
Die detaillierte Betrachtung der Motive und Hemmnisse offenbart eine klare Spannung zwischen dem Wunsch nach Effizienz und einer tiefen kritischen Reflexion. Sowohl Studierende als auch Dozierende nutzen KI pragmatisch und sehen ihr Potenzial primär zur Effizienzsteigerung und Arbeitserleichterung. Die Zeitersparnis ist für beide Gruppen der am häufigsten genannte Motivationsfaktor. Gleichzeitig bilden akademische Integrität (Plagiate, Verlust der Denkleistung) und ethische, soziale sowie ökologische Implikationen (insbesondere Umweltauswirkungen) die mit Abstand grössten Sorgen und Hemmnisse beider Gruppen.
Wunsch nach mehr Informationen, Regelungen und Schulungen
Ein auffälliges Defizit liegt auch in der konkreten Anleitung durch Dozierende. Zwar wird KI von mehr als der Hälfte der Dozierenden thematisiert, aber die Umsetzung bleibt oft abstrakt. So erhalten bloss 23 % der Studierenden praktische Tipps zum KI-Einsatz. Die Dozierenden selbst fühlen sich zudem bei der Vermittlung praktischer Hinweise nicht ausreichend unterstützt; nur 28 % erhalten entsprechende Tipps von pädagogischen Beratenden, während 70 % sich mehr Unterstützung von Fakultäten und Instituten wünschen.
Eine überwältigende Mehrheit der Dozierenden (73 %) wünscht sich, dass die Hochschule KI-Tools kostenlos zur Verfügung stellt. Auch bei Studierenden (65 %) ist dieser Wunsch stark ausgeprägt.
Studierende zeigen ein starkes Interesse (76 % Zustimmung) nach mehr Informationen und klaren Regelungen zum Einsatz von KI bei Prüfungen und Abschlussarbeiten. Auch Dozierende wünschen sich klare Informationen und Regelungen zum Einsatz von KI bei studentischen Arbeiten und Prüfungen (über 85 % Zustimmung). Sie wünschen sich zudem regelmässigen Schulungen und Informationen zu KI (73 %) und eine klarere Strategie der Hochschule im Umgang mit KI in der Lehre (77 % Zustimmung).
Die Daten zeigen, dass bestehende Prüfungsformate und Lehrmethoden durch den KI-Einsatz in Frage gestellt werden, was einen dringenden Anpassungsbedarf in der Entwicklung des Curriculums und bei den Evaluationsmethoden signalisiert.
Digitalisierung betrifft alle Bereiche und Mitglieder
Auf die Befragung an der Universität und den Schulen der Fachhochschule Westschweiz (HES-SO) nahmen fast 800 Studierende und 362 Dozierende teil. Die Befragungsteilnehmenden durften sich nicht nur zu gewünschten Themen äussern, sondern auch über die Formate. Diese Umfrage hilft daher den Institutionen, ihre Weiterbildungsangebote noch besser auf die Bedürfnisse abzustimmen.
In Freiburg sind die heutigen Angebote das Ergebnis des Projekts DigitalSkills@Fribourg 2021-2024 (in Zusammenarbeit mit der HES-SO//Freiburg) und des jetzt laufenden Projekts EduKIA 2025-2026 (in Zusammenarbeit mit der gesamten HES-SO). Dank einem projektgebundenen Beitrag von swissuniversities konnten die Hochschulen ihr Angebot in der digitalen Weiterbildung aufbauen und den Studierenden und Dozierenden sämtlicher Hochschultypen anbieten. Die Dienststelle für Hochschuldidaktik und digitale Kompetenzen koordiniert an der Universität Freiburg die Weiterbildung im Bereich Digitalisierung. Durch das Angebot soll eine Kultur der Lehrqualität und der pädagogischen Innovation gefördert werden. Alle Mitglieder der Universitätsgemeinschaft können und sollen davon profitieren, denn die Digitalisierung betrifft sämtliche Bereiche –Lehre, Forschung und Verwaltung.
