Tierversuche Publikationsdatum 18.09.2025
Erfolgreiche Forschung mit Versuchstieren
Die Universität Freiburg veröffentlicht ihren dritten Bericht zum Einsatz von Tieren in der Forschung. Im Jahr 2024 kamen rund 5000 Tiere zum Einsatz. Damit bewegen sich die Versuchszahlen weiterhin auf einem im nationalen Vergleich sehr niedrigen und über die Jahre relativ stabilen Niveau. Forschungsbedingt kam es zu einer leichten Zunahme bei den eingesetzten Zebrafischen und Mäusen. Diese Entwicklung ging jedoch nicht mit einem Anstieg schwer belastender Versuche einher, deren Anteil an der Forschung sehr gering ist. Ein Forschungsteam hat zudem eine Methode entwickelt, die das Wohlbefinden der Versuchsmakaken erheblich verbessert.
Das Vorwort des Jahresberichts 2024 hat Prof. Barbara Rothen-Rutishauser verfasst. Die Professorin für Bionanomaterialien forscht zu alternativen Methoden und hat am Workshop Report «Beschleunigter Ersatz: Auf dem Weg zu einer tierversuchsfreien Forschung an Schweizer Universitäten» mitgearbeitet, was die systematische Ausrichtung zu Gunsten der 3R-Prinzipien (Replace, Reduce, Refine; Ersetzen, Reduzieren, Verbessern) der Institution unterstreicht.
Forschung zu Erblindung und Muskelregeneration
Ein Team unter der Leitung von Prof. Patricia Boya hat herausgefunden, dass eine natürliche Verbindung (Urolithin A) die altersbedingte Erblindung verlangsamen und die Sehfunktion erhalten kann. Die Forschenden stellten bei Mäusen fest, dass die in verschiedenen Früchten vorkommende Verbindung den Prozess der Zellreinigung ankurbelt. Diese Entdeckung eröffnet vielversprechende Perspektiven für die Behandlung altersbedingter Krankheiten wie Makuladegeneration oder sogar Alzheimer.
Zebrafische können verschiedene Organe regenerieren, wie etwa das Herz, die Retina sowie verschiedene Gliedmassen, die der menschliche Körper nicht erneuern kann. Im Labor von Biologin Prof. Anna Jazwinska wurde untersucht, ob diese Meister der Regeneration auch in der Lage sind, ganze Muskeln zu erneuern. Die Wissenschaftler_innen der Universität Freiburg konnten dabei aufzeigen, wie Stammzellen zur Regeneration rekrutiert werden, um neue Muskelzellen zu erzeugen. Das Entziffern der Grundlagen der natürlichen Regeneration anhand von Modellorganismen birgt ein vielversprechendes Potential für die Biologie und die Medizin: Über die Erforschung der Zebrafische erhalten wir besseres Verständnis davon, wie grosse Muskelverletzungen durch neue Muskelzellen ersetzt werden könnten.
Kinnstütze für die Makaken
Ein erfreuliches Resultat gelang den Forschenden des Swiss Non-Human Primate Competence Center for Research. Sie haben eine Methode entwickelt, die das Wohlbefinden der Versuchsmakaken erheblich verbessert. Anstelle eines Verankerungssystems in der Schädeloberfläche, das den Kopf während visuellen Tests stabilisiert, können die Primaten bei künftigen Versuchen ihr Kinn in eine Stütze legen und nach Gutdünken selbständig Pausen einlegen.
In den zwei durchgeführten Testreihen zeigten die Affen sogar eine grössere Teilnahmebereitschaft. Dadurch erhöht sich nicht nur das Tierwohl, sondern verbessert sich auch der wissenschaftliche Erkenntnisgewinn.
Zwei Drittel aller Versuche sind kaum oder gar nicht belastend
Rund 5000 Tiere wurden für Versuchszwecke eingesetzt, was weniger als 1% aller in der Schweiz für die Forschung verwendeten Tieren entspricht. Dabei handelt es sich grösstenteils um Nager (knapp 4500) sowie um Zebrafische (gut 500). Während die absolute Zahl gegenüber dem Vorjahr aufgrund der Forschungsprojekte leicht zunahm, waren schwer belastendende Versuche etwas rückläufig und machen nach wie vor bloss einen kleinen Teil der Forschungstätigkeit aus. Lediglich 3% aller Tierversuche an der Universität Freiburg wurden im Jahr 2024 dem Schweregrad 3 (schwere Belastung) zugeordnet, wohingegen rund zwei Drittel im Schweregrad 0 (keine) oder 1 (leichte Belastung) stattfanden.
Als Unterzeichnerin der Schweizerischen Transparenzvereinbarung zur Forschung mit Tieren (Swiss Transparency Agreement on Animal Research, STAAR) verpflichtet sich die Universität Freiburg Forschung mit Tieren zu erläutern, die Kommunikation mit der Öffentlichkeit zu suchen, Forschungsaktivitäten einzuordnen und über Fortschritte zu informieren.
Foto: Jean-Paul Guinnard
Weiterführende Informationen:
Jahresbericht auf der Unifr-Website «Forschung an Tieren»
Jahresberichte von STAAR
BLV, Schweregrad und Güterabwägung
Erklärungen zum 3R-Prinzip
Erklärungen zu den Schweregraden