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19. Schweizer Nachwuchskolloquium für Kunstgeschichte
Das 19. Schweizer Nachwuchskolloquium für Kunstgeschichte wird von der Universität Freiburg organisiert und findet am 28. und 29. Mai 2021 statt. Das Kolloquium richtet sich an Studierende zu Beginn ihrer Karriere (BA, MA & PhD), die ihre Forschung präsentieren möchten. Im Zentrum der Tagung steht der gemeinsame Austausch zwischen angehenden Forscher*innen im Feld der Kunstgeschichte. Der Anlass bietet eine Möglichkeit zur Diskussion geplanter oder laufender Projekte zu diversen künstlerischen Praktiken, Epochen, Medien und methodologischen Ansätzen.
Unter dem Titel "Fragment" widmet sich das diesjährige Kolloquium einem Begriff, der in den letzten Jahrzehnten zunehmend an Popularität gewonnen hat (Anne Coquelin 1986, Linda Nochlin 1994, Alain Montandon 1999, Glenn Most 2009, u.A.). Ideen zum Fragment und zur Fragmentierung wurden in unterschiedlichen zeitgenössischen Theorien bearbeitet, beispielsweise als zentrale Metapher für die Moderne oder als aktuelles Paradigma für die globalisierte Welt. In der Kunstgeschichte wurde das Fragment als theoretisches Werkzeug und physischer Gegenstand wiederholt erforscht und ist Teil eines vielfältigen wissenschaftlichen Diskurses. Anhand von Beispielen wie unterschiedlichen Praktiken der Konservation und Rekonstruktion, der Wiederverwertung von architektonischen Bauteilen oder zeitgenössischen Imitationen von historischen Artefakten eröffnet sich ein breites Spektrum an verschiedenen kulturellen Zugängen zum Fragment, das wiederholt neu kontextualisiert, umgedeutet und überschrieben wird. Solche Beispiele verweisen wiederum auf die Gelegenheit, die Wirkungsdimension des Fragments aus kunsthistorischer Sicht auszuweiten und dessen spezifische Rolle in der Darstellung und Produktion von Wissen, Sinn und Inhalten zu hinterfragen.
Viele Kunstwerke sind aus heutiger Sicht nur noch in bruchstückhafter physischer Form greifbar und alle Kunstwerke fungieren als historische Fragmente eines breiteren sozialen und künstlerischen Kontexts. Des Weiteren verweist der Begriff auf die komplexe, teils paradoxe Wahrnehmung solcher aufgeladenen Splitter: zum einen vermitteln Fragmente eine Begegnung mit vergangenen Geschehnissen oder Katastrophen und zum anderen konfrontieren sie uns mit der unmittelbaren Gegenwart. Diese chronologischen Überlagerungen verbinden sich mit einem breiteren literarisch-philosophischen Diskurs zu Themen wie Identitätskonstruktion und Nostalgie und verweisen auf die Zentralität und Produktivität des Fragments als kulturelle Metapher, die anlässlich der Tagung neu analysiert werden soll.
Mögliche Fragestellungen können, müssen aber nicht, folgende Themen behandeln:
- Das Fragment als künstlerische Strategie
- Ikonoklasmus, Wiederverwertung, Rekonstruktion
- Die kulturwissenschaftliche Theoretisierung des Fragments
- Zerstückelung von Perzeptionsmechanismen
- Archivierung und Konservierung
- Wissensproduktion, Sammlung und Ausstellung
- Fragmente als ambivalente Ausgangspunkte kunsthistorischer Forschung
- Der zerstückelte Körper. Totemistische Fantasmen und das Unheimliche
- Das Fragment als Index wissenschaftlicher Erkenntnis
- Fiktive Archäologien
Organisation
Dominic-Alain Boariu, Tobias Ertl, Kalinka Janowski und Sandro Weilenmann
Das Kolloquium wird unterstützt durch
Forschungsfonds zur Hundertjahrfeier der Universität FreiburgarticulationsVKKS
Kontakt:
Universität Freiburg, Département für Kunstgeschichte und Archäologie
Avenue de l'Europe, 20
MIS02 - 2021
+41 26 300 79 52