Publikationsdatum 14.11.2023

Todesanzeige


In memoriam Prof. em. Bénézet Bujo

Die Theologische Fakultät der Universität Freiburg/CH trauert um Ihren emeritierten Kollegen Prof. Dr. Bénézet Bujo. Nach längerer Krankheit verstarb er am vergangenen Donnerstagabend, 9. November, im Alter von 83 Jahren im Kantonsspital Freiburg.

Bénézet Bujo, geb. 1940 in der Provinz Ituri im Nordwesten der heutigen Demokratischen Republik Kongo, absolvierte sein Lizentiatsstudium in Philosophie und Theologie an den Großen Seminarien in Murhesa (Bukavu) und Niangara (Isiro) sowie an der damals noch unter belgischer Kolonialherrschaft stehenden Universität Lovanium in Kinshasa. Nach der Priesterweihe für die Diözese Bunia/RDC und einigen Jahren Arbeit in der Gemeindeseelsorge folgte ein Promotions- und Habilitationsstudium an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg (1978 / 1983). Von 1983 bis 1988 lehrte Bénézet Bujo als ordentlicher Professor an der Katholisch-Theologischen Fakultät in Kinshasa; dann folgte der Ruf auf den deutschsprachigen Lehrstuhl für Moraltheologie, Sozialethik und afrikanische Theologie an der Theologischen Fakultät der Universität Freiburg, den er bis zu seiner Emeritierung im Jahr 2010 innehatte.

Bénézet Bujo nahm eine Vielzahl an Dozenturen in Europa und Afrika wahr; so war 1985 erster Gastprofessor bei „Theologie Interkulturell“ am Fachbereich Katholische Theologie der Goethe-Universität in Frankfurt a.M. Es erreichten ihn Einladungen aus Saarbrücken, Nairobi, Lund, Johannesburg und Antananarivo (Université Catholique de Madagascar). Nach seiner Emeritierung war er fünf Jahre lang, von 2011 bis 2015, theologischer Berater von Caritas Africa.

Bujos Forschungsarbeiten richteten sich von Anfang an auf die Suche nach einer Ethik, die im Licht der afrikanischen Traditionen die tiefen, von Gott als der geistigen Grundlage aller Wirklichkeit eingestifteten Beziehungen der Menschen ernstnimmt – eingeschlossen der lebenswichtigen Beziehungen zur Welt der Vorfahren (der Ahnen) und der noch Ungeborenen (der Nachkommen). Die philosophischen Grundlagen hierzu lieferte ihm neben den großen Autoren der europäischen Scholastik insbesondere die Diskursethik von Jürgen Habermas, die er freilich um die Begriffe einer sog. „Konsens-“ oder „Palaver­ethik“ afrikanischer Provenienz signifikant erweiterte. Auf diese Weise gelang ihm nichts geringeres als die Formulierung einer genuin afrikanisch-christlichen Ethik; diese machte ihn weit über Freiburg hinaus bekannt. Davon zeugen nicht zuletzt seine zahlreichen Veröffentlichungen in deutscher und französischer Sprache sowie in Swaheli. Erwähnt seien die „Introduction à la théologie africaine“ im Freiburger Verlag Academic press (12008; 22021), gefolgt von einer Reihe von Bänden über die großen Figuren der afrikanischen Theologie: Afrikanische Theologie in ihrem gesellschaftlichen Kontext (Düsseldorf 1986); Die ethische Dimension der Gemeinschaft (Wien 1993); Wider den Universalanspruch westlicher Moral. Grundlagen afrikanischer Ethik (Freiburg i.Br. 2000); Plädoyer für ein neues Modell von Ehe und Sexualität. Afrikanische Anfragen an das westliche Christentum (Freiburg i.Br. 2007). Aber auch sein provokantes „Diaire d'un théologien africain“ darf nicht unerwähnt bleiben.

Nicht nur die Kirchen Afrikas verdanken Bénézet Bujo viel; auch die deutsch- und französischsprachige Theologie und nicht zuletzt die Theologische Fakultät der Universität Freiburg sind dem Verstorbenen zu großem Dank verpflichtet. Möge er in Gott finden, was er immer mit Nachdruck betonte: daß der Mensch ein vieldimensionales Wesen ist, das nicht nur individuell aus Körper und Seele besteht, sondern als Teil einer umfassenden Welt allein im Lebensnetz der Vor- und Nachfahren, dieser unbekannten Heiligen, seine Erfüllung findet.

Das feierliche Requiem für unseren Verstorbenen wird am Samstag, 25. November, um 10.00 Uhr in der Pfarrkirche Ste Thérèse, Freiburg, gefeiert. Im Anschluß an das Requiem findet eine vorübergehende Beerdigung statt (inhumation provisoire); die Überführung der sterblichen Überreste in die kongolesische Heimat erfolgt zu einem späteren Zeitpunkt.