Publikationsdatum 19.12.2022

4 SNF Starting Grants 2022 an der UniFR!


Die Universität Freiburg ist stolz darauf, bei vier erfolgreichen SNF Starting Grant Anträgen als Gastinstitution ausgewählt worden zu sein. Die Forschenden, die sich für die UniFR entschieden haben, hatten eine etwas höhere Erfolgsquote als der Gesamtdurchschnitt der Gesuchstellenden, was uns freut und die Attraktivität unserer Universität für spannende, innovative Forschung unter Beweis stellt. Der SNF Starting Grant wurde als Übergangsmassnahme eingeführt, um die Nicht-Assoziierung der Schweiz am Programm Horizon Europe zu kompensieren, da sich Forschende, die eine Schweizer Universität als Gastinstitution gewählt haben, nicht für ein ERC Starting Grant bewerben können.

Der SNF Starting Grant 2022 war eine integrative Ausschreibung, in der Gesuche von Nachwuchsforschenden zusammengefasst wurden, die sich entweder für den ERC Starting Grant oder die SNF Eccellenza Karriereförderung bewerben wollten. SNSF Starting Grants richten sich an vielversprechende Akademikerinnen und Akademiker, die als Postdocs (2-8 Jahre nach dem Doktorat) bereits über Erfahrung mit der Durchführung eigenständiger Forschungsarbeiten verfügen und deren Forschung bereits einen bedeutenden Einfluss auf ihr Fachgebiet hatte. Es handelt sich um 5-Jahres Projekte mit einem Budget von bis zu CHF 1,8 Mio. Die talentierten Stipendiatinnen und Stipendiaten in Freiburg gehören den verschiedensten Disziplinen an, von der Zoologie bis zur Theologie, von der physikalischen Chemie bis zur französischen Literatur. Im Folgenden werden zwei dieser Projekte sowie die dafür verantwortlichen Forschenden vorgestellt: Dr. Nesina Grütter und Dr. Timothée Léchot. 

Dr. Nesina Grütter wird im August 2023 mit ihrem Team das renommierte Institut Dominique Barthélemy des Departements für Biblische Studien verstärken. Dr. Grütter hat an den Universitäten Strassburg und Basel in Religionswissenschaft / Hebräischer Bibel und Semitischer Philologie promoviert und ist Expertin für Bibelübersetzungen aus dem Hebräischen ins Altgriechische und andere semitische Sprachen sowie in den Digital Humanities. Ihr Projekt ist weitreichend in seiner diachronen Spanne: Sie und ihr Team werden Übersetzungsketten der Septuaginta - des griechischen Alten Testaments - vom Hebräischen ins Altgriechische (3 Jahrhundert v. Chr.) und weiter ins Äthiopische und Syrische (4-7 Jahrhundert n. Chr.) in einer Datenbank sammeln und analysieren. Dies ist eine grosse Aufgabe; sie beabsichtigt, dieses Vorhaben zu realisieren, indem sie den Schwerpunkt ihrer Analyse auf Tierbilder und deren Transfer von einer Kultur in die andere legt, Transfers, die oftmals viel über die Kultur, die Traditionen und die sozialen Werte verraten, mit denen sie in Zusammenhang stehen. 

Die digitalisierte Textkritik von Übersetzungen ist eine besonders schwierige Aufgabe, wenn es sich um die Bibel handelt, vor allem wegen der grossen Zahl an erhaltenen Handschriften, der vielen verschiedenen Lesarten, die sie bieten, und des oft sensiblen Charakters des Inhalts für die religionsgeschichtliche Forschung und für verschiedene Religionsgemeinschaften, die noch immer von diesen Texten beeinflusst werden (in diesem Fall Beta Israel, teilweise das rabbinische Judentum sowie griechische und orientalische orthodoxe Christen). Darüber hinaus sind die technologischen Herausforderungen sehr hoch, da Dr. Grütters bei ihrer Forschung drei verschiedene Alphabete mit unterschiedlichen Akzentursystemen, ein Silbensystem mit mehr als 200 Zeichen sowie zwei gegensätzliche Schreibrichtungen und unterschiedliche Traditionen der wissenschaftlichen Transkription zu berücksichtigen hat. Sie wird daher innovative Technologien und Methoden entwickeln müssen, um die Menge und die Komplexität der Daten, die ihr Team generieren wird, zu verarbeiten, in erster Linie durch die Anwendung digitaler Datenaggregation. Dieses Projekt ist auch deshalb zeitgemäss, da es erst in den letzten Jahren durch mehrere bahnbrechende Entwicklungen (z.B. die Fortschritte bei der optischen Handschrifterkennung syrischer Manuskripte oder die Unicode-Kodierung äthiopischer Sprachen) möglich geworden ist, solche Quellen umfassend digital zu erfassen.

Die Verankerung ihres Projekts an der Universität Fribourg ist vielfältig: Dr. Grütter wird mit dem Institut für Altertumskunde und Byzanz und dem Departement für Informatik der UniFR sowie mit dem Museum BIBEL + ORIENT zusammenarbeiten, mit dem eine Sonderausstellung über den fruchtbaren Dialog zwischen der materiellen Kultur und den vielfältigen Veränderungen in der Übersetzung von Tierbildern stattfinden wird. 

Dr. Timothée Léchot wird seinerseits im Januar 2024 sein Starting Grant Projekt mit dem Titel "Le Mercure de France et l'institution littéraire (1720-1820)" am Departement Französisch beginnen. Dr. Léchot ist Experte für die Presse des Ancien Régime, die französische Poesie des 18.th Jahrhunderts, die Kultur- und Literaturgeschichte der frankophonen Schweiz sowie - und das ist besonders spannend - für die botanischen Aktivitäten von Jean-Jacques Rousseau, der sich offensichtlich für alle Aspekte der Pflege und Erziehung interessierte, sei es von Kindern oder Pflanzen. 

Das Team von Dr. Léchot wird eine der langlebigsten und meistgelesenen Zeitschriften Frankreichs, den Mercure de France, in einer Zeit des politischen und sozialen Umbruchs vom Ende der Régence bis zum Beginn der bourbonischen Restauration untersuchen. Dies wird die erste umfassende Analyse dieser Monatszeitschrift sein. Léchot wird die enge Beziehung und die gegenseitige Abhängigkeit von Journalismus, Literatur, Politik und Wirtschaft ins Auge fassen. Er wendet dabei Methoden aus der Geschichte, der Literatur und der Soziologie an, um den Mercure de France als eine Drehscheibe zu betrachten, die gleichzeitig eng mit der königlichen Macht verbunden war, andererseits aber auch einen Ort des Dialogs zwischen Literaten und ihren Lesern darstellte. Tatsächlich publizierten prominente Autoren wie Rousseau, Voltaire oder Chateaubriand im Mercure, aber auch Tausende von anonymen oder wenig bekannten Autorinnen und Autoren leisteten ihren Beitrag. 

Ziel der Arbeit von Dr. Léchot ist es, die Funktionsweise einer solchen literarischen Institution vor, während und nach der Revolution zu bewerten, sowie andere wichtige Fragen zu erörtern: Welche Rolle spielte die Zensur bei der Gestaltung des Inhalts dieser Publikation? Wie kam der Mercure um 1750 auf den Begriff des abonné, der in späteren Publikationen eine wichtige Rolle spielt? Welche Beziehungen unterhielt die Zeitschrift zur literarischen Landschaft der damaligen Zeit, etwa zu den Salons und Akademien? Sein Forschungsprojekt wird, wie das von Dr. Grütter, die Erstellung einer umfangreichen Datenbank beinhalten, die sowohl die Artikel als auch die Autoren des Mercure de France umfassen und den Lesern nicht weniger als 90'000 Artikel zur Verfügung stellen wird. Obwohl sein Projekt im Departement Französisch angesiedelt ist, wird es auch eine intensive Zusammenarbeit mit dem Departement für Geschichte erfordern. 

Diese Forschenden werden mit ihren innovativen Projekten nicht nur die akademische Landschaft der Universität Freiburg bereichern, sondern auch die Zukunft ihrer jeweiligen Fachgebiete, da sie Methoden entwickeln und Datenbanken aufbauen werden, die für ihre Fachkolleg_innen von entscheidendem Nutzen sein werden. Wir freuen uns darauf, sie bei uns willkommen zu heissen. 

Möchten Sie sich für einen SNF Starting Grant 2023 bewerben? Die Eingabefrist für dieses Programm ist am 1. Februar 2023. Die Dienstelle für Forschungsförderung unterstützt Sie gerne bei der Antragstellung, von der Beratung zu Budget und DMP bis zur Prüfung Ihres Forschungsplans. Zögern Sie nicht, uns unter research@unifr.ch zu kontaktieren!