Institut für Sprachen der biblischen Welt und des christlichen Ostens

Am Anfang war das Wort. Das Wort gebar die Sprache, die Sprache gebar die Geschichte, und mit der Geschichte fing der Spass erst richtig an! 

Ziel des Instituts

Das Institut für Sprachen der biblischen Welt und des christlichen Ostens, das vor gut 30 Jahren von Prof. Dirk van Damme ins Leben gerufen wurde, hat sich daher zum Ziel gesetzt, Möglichkeiten zum Erlernen antiker und mittelalterlicher Sprachen zu ermöglichen und zu fördern, die für das Verständnis der Heiligen Schrift und die Erschliessung wichtiger literarischer Quellen der Kirchengeschichte notwendig und nützlich sind. Dieses Ziel soll durch eine intensive Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Departementen innerhalb der Theologischen Fakultät, aber auch darüber hinaus mit Lehrstühlen und Fachleuten aus anderen Fakultäten und Instituten erreicht werden, unter anderem mit den Lehrstühlen für klassische Philologie, mit dem Institut für Slawistik und vielen anderen. Auch in der wissenschaftlichen Tätigkeit ist es wichtig zu versuchen, die Situation der Menschen in den verschiedenen Zeiten, lokalen Gegebenheiten und in ihrer Umwelt zu erkunden. Das hervorragendste Mittel vieler Menschen, durch das sie sich mitteilen können, ist ihre Sprache. Will man also diese Menschen wirklich aus der Nähe kennen lernen, muss man die Mühe machen, ihre Sprache zu erlernen.

 

Nach Ludwig Wittgenstein sind «die Grenzen meiner Sprache die Grenzen meiner Welt». Deshalb eröffnet jede Sprache eine neue Welt. Dies gilt nicht nur für moderne, sondern genauso für alte Sprachen, die uns den wesentlichsten Zugang zu Menschen in ihrer Kultur und Zeit auftun.

Horizont des Instituts

Die Menschen des 1. Jahrtausends v. Chr., das Volk Israel und seine Nachbarn, die Zeitgenossen Jesu waren in Handelsbeziehungen und Austausch mit anderen Kulturen. Wie haben sie also gedacht, wie sah ihr Alltag aus, was haben die Gebildeten gelesen oder gekannt? Damit sind jetzt nicht nur die gut bekannten Sprachen wie Hebräisch, Aramäisch, Griechisch intendiert, in denen die Heilige Schrift verfasst worden ist. Doch die Nachbarn Israels, Einwanderer und Eroberer sprachen und dachten in Ägyptisch, Akkadisch, Sumerisch, Ugaritisch oder Hethitisch. Die Sprache Roms, das Latein, spielt ab dem 3. Jh. eine zentrale Rolle, das vor allem für die westliche Geschichte bis in die Neuzeit die Sprache ersten Ranges bleibt. Will man sich nicht nur auf die Geschichte des Christentums innerhalb des Römischen Imperiums beschränken, sondern seinen Horizont weiten und der riesigen Ausdehnung der Kirchen im 1. Jahrtausend n. Chr. nachspüren, muss man seinen Blick nach Afrika, nach Süd- und Zentralasien bis hin nach China richten. Die ersten christlichen Inschriften aus Nordchina datieren nämlich schon aus dem 8. Jahrhundert! Vor allem für viele östliche und orientalische Kirchen, die sich am Rande oder ausserhalb der Römischen und Neurömischen Welt entfaltet haben, spielen die Sprachen des «christlichen Orients» eine zentrale Rolle: Armenisch, Georgisch, Koptisch, Arabisch, Syrisch und Äthiopisch. Doch es gibt auch interessante Funde christlicher schriftlicher Quellen in den Nachbarsprachen, wie den iranischen, in Uigurisch (Alttürkisch), Chinesisch, Altnubisch, oder auch in Kirchenslawisch. In diesem grossen zeitlichen wie geographischen Horizont will das Institut einer ökumenischen Perspektive dienen: der vertieften Verständigung zwischen den verschiedenen Kirchen des Westens und des Ostens, denn überall gibt es Denkstrukturen, kulturelle Eigenheiten und religiöse Bräuche, die nicht übersetzbar sind. Mit Marie von Ebner-Eschenbach offenbart sich «der Geist einer Sprache am deutlichsten in ihren unübersetzbaren Worten». Dies gilt nicht für die Sprache, sondern auch für die Kultur ins gesamt wie auch für die theologische Ausformung einer Religion.

 

Statuten des Institutes