Unsere GastforschendenPublikationsdatum 05.12.2023

Vorstellung der Gastforschenden des IFF: Giulio Casilli


Worum geht es in Ihrer Forschung?

Das Forschungsprojekt meines Promotionsprogramms betrifft die Umsetzung des differenzierten Regionalismus in Italien (gemäss Artikel 116 (3) der italienischen Verfassung), der derzeit im Mittelpunkt der öffentlichen Debatte in Italien steht. Die italienische Regierung hat vor kurzem einen Gesetzesentwurf (disegno di legge) zu diesem Thema vorgelegt und einen Regierungsausschuss eingesetzt, der den Grundstandard der Realisierung der bürgerlichen und sozialen Rechte (und damit den Standard der Grundversorgung der Bevölkerung) festlegen soll, der auf dem gesamten Staatsgebiet gewährleistet sein muss (sog. "LEP"). Die Festlegung dieses Grundstandards stellt – wie in der Regierungsvorlage vorgesehen – einen notwendigen und vorläufigen Schritt zur Umsetzung eines differenzierten Regionalismus in Italien dar.
In meiner Untersuchung gehe ich von der Annahme aus, dass Italien durch die Gewährung einer grösseren Autonomie für die italienischen Regionen einen effizienteren Rahmen für die Kompetenzverteilung erhalten könnte, der dem Prinzip der vertikalen Subsidiarität gemäss der italienischen Verfassung entspricht. Um jedoch sicherzustellen, dass dieser Prozess gemäss Artikel 5 der italienischen Verfassung in korrekter Weise abläuft, ist es von entscheidender Bedeutung, wie im Gesetzesentwurf dargelegt, den Grundstandard im Bereich der bürgerlichen und sozialen Rechte festzulegen, der im ganzen Land gewährleistet werden muss, und gleichzeitig die wirtschaftlichen und finanziellen Bedingungen festzulegen, unter denen den italienischen Regionen neue Zuständigkeiten übertragen werden können. Es wird auch wichtig sein zu definieren, wie die Regierung den wirtschaftlichen Ausgleich zwischen den verschiedenen Regionen gewährleisten soll. Das Ziel meiner Forschung besteht darin, den italienischen Prozess hin zu einem fiskalischen Föderalismus und einem differenzierten Regionalismus zu analysieren und durch einen vergleichenden Ansatz mögliche Szenarien für die zukünftige Entwicklung der Gesetzgebung und der Politik zu identifizieren.

Können Sie uns Ihren Werdegang beschreiben?

Ich bin Doktorand im Bereich Verfassungsrecht (Intersektorale Innovation) an der Universität Mailand, wo ich mein Studium der Rechtswissenschaften mit einer Abschlussarbeit über Strafrecht und supranationale Verfassungsgerichtsbarkeit abgeschlossen habe. Zuvor habe ich als Rechtsanwalt und Berater gearbeitet. Ausserdem habe ich mehrere Spezialisierungskurse besucht, darunter einen Second Level Master in Compliance und Korruptionsprävention im öffentlichen und privaten Sektor an der Universität LUISS Guido Carli in Rom (der in Zusammenarbeit mit ANAC – der italienischen Anti-Korruptionsbehörde – organisiert wurde). Meine Forschungsthemen reichen vom Verfassungs¬recht bis zum vergleichenden öffentlichen Recht und umfassen die wichtigsten Fragen der regionalen und lokalen Verwaltung.