Publikationsdatum 26.08.2025
Einen Förderantrag mit KI verfassen: sieben Tipps
Generative KI-Tools wie ChatGPT, Claude oder Gemini sind bei Forschenden beliebt, um Texte zu entwerfen und zu überarbeiten, einschliesslich Förderanträgen. Richtig eingesetzt, erleichtern sie es Ihnen, einen überzeugenden Antrag einzureichen. Aber ein Wundermittel ist die KI nicht. Hier sind einige praktische Tipps, wie Sie diese Tools optimal nutzen, ohne in gängige Fallen zu tappen.
1. Prüfen Sie die Richtlinien der Förderorganisation
Bevor Sie beginnen, stellen Sie sicher, dass Sie die Regeln der Förderorganisation kennen, bei der Sie Ihren Antrag einreichen. Zum Beispiel akzeptieren der SNF und die Europäische Kommission KI als hilfreiches Werkzeug, betonen jedoch, dass Sie weiterhin die volle Verantwortung für alles tragen, was Sie einreichen – vermeiden Sie daher blindes Vertrauen in KI oder das Kopieren ganzer Abschnitte ohne Überprüfung. Diese Institutionen heben auch die Bedeutung von Originalität und Vertraulichkeit hervor.
2. Schützen Sie vertrauliche Informationen
In diesem Zusammenhang: Seien Sie vorsichtig, welche Daten Sie in KI-Tools eingeben, insbesondere in öffentliche oder cloudbasierte. Fügen Sie keine unveröffentlichten Daten oder vertraulichen Partnerinformationen ein. Dies ist besonders wichtig bei industriegeförderten Projekten, bei denen Vertraulichkeit eine grosse Rolle spielt. Wenn Sie vertrauliche Informationen in ein Modell eingeben müssen, verwenden Sie nur Tools, die von Ihrer Institution als sicher genehmigt wurden; an der UniFR ist dies Copilot Chat (nicht zu verwechseln mit M365 Copilot).
3. Lernen Sie, Ihre Anfragen richtig zu formulieren
Wenn Sie bereits generative KI-Tools genutzt haben, wissen Sie, dass ein guter Prompt den Unterschied macht. Ein hilfreicher Ansatz ist die Eselsbrücke „Tiny Crab Riding Enormous Iguanas“:
- Task (Aufgabe): Seien Sie spezifisch, was die KI tun soll (z. B. eine Projektzusammenfassung entwerfen).
- Context (Kontext): Geben Sie Hintergrundinformationen (z. B. Forschungsziele oder Zielgruppe), damit die KI versteht, was Sie brauchen.
- References (Referenzen): Stellen Sie Dokumente bereit, die der KI helfen, die Aufgabe zu erfüllen (z. B. offizielle Richtlinien, denen Ihr Antrag folgen soll).
- Evaluate (Bewerten): Entscheiden Sie, ob Sie mit der Antwort zufrieden sind.
- Iterate (Iterieren): Überarbeiten Sie den generierten Text selbst oder geben Sie der KI neue Anweisungen.
LLMs hinterlassen ihre Spuren in der Wissenschaft – manchmal auf fragwürdige Weise. Dieser Screenshot zeigt Arbeiten, die Prompts verbergen, die darauf abzielen, das Ergebnis KI-gestützter Begutachtungen zu beeinflussen.
4. Erwarten Sie nicht, dass KI alles für Sie erledigt
„Schreibe mir einen Antrag über die Anpassung an den Klimawandel in der alpinen Landwirtschaft, der mir ein Interview für den nächsten ERC Starting Grant einbringt.“ So schön es wäre, wenn KI uns mit einem einzigen Prompt einen vollständigen Antrag schreiben könnte – mit dem aktuellen Stand der Technik funktioniert das nicht. Mit einem solchen Prompt entsteht nur ein oberflächlicher Text, der vor dem Evaluierungskomitee kaum eine Chance hat. KI kann Ihnen bei bestimmten Arbeitsschritten helfen – z. B. eine klare Projektzusammenfassung entwerfen, eine Formatierung für den Zeitplan vorschlagen oder Überschriften für Abschnitte finden –, aber sie wird den Antrag nicht für Sie schreiben.
5. Überprüfen Sie alle Fakten
Sie wissen wahrscheinlich, dass KI erstaunlich gut darin ist, selbstbewusst zu klingen, während sie völlig falsch liegt. Dieses Problem lässt sich mindern, indem Sie dem Modell das nötige Wissen bereitstellen (z. B. durch relevante Dokumente oder Funktionen wie „Deep Search“). Dennoch müssen Sie jede Behauptung, Zahl und Referenz sorgfältig prüfen.
6. Überarbeiten Sie den generierten Text
In den meisten Fällen sollten Sie den von KI generierten Text umschreiben. KI-Texte sind oft wortreich und vage. Zum Beispiel fügen sie häufig unnötige Konjunktionen ein (z. B. „neu und innovativ“). Eine Überarbeitung macht den Text wirkungsvoller und lesbarer.
7. KI spart keine Zeit – sie spart Mühe
Das klingt kontraintuitiv. Viele nutzen KI, um Zeit zu sparen. Bei Förderanträgen funktioniert das jedoch nicht. Einen guten Prompt zu schreiben, alle Aussagen zu prüfen, den Text zu überarbeiten und in Ihren bestehenden Entwurf zu integrieren, kostet Zeit – vielleicht sogar mehr, als wenn Sie alles selbst geschrieben hätten. Aber: KI kann Ihnen Mühe ersparen. Es ist oft einfacher, einen mittelmässigen Text zu verbessern, als bei null anzufangen. So hilft KI, Schreibblockaden zu überwinden.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass generative KI ein wertvoller Verbündeter bei der Erstellung eines überzeugenden Förderantrags sein kann. Aber denken Sie daran: Wie ein Textverarbeitungsprogramm oder eine Suchmaschine ist sie lediglich ein Werkzeug, um Ihren Arbeitsablauf zu verbessern – kein Ersatz für Ihre eigene Arbeit.