Die Naturforschende Gesellschaft Freiburg

Die Naturforschende Gesellschaft Freiburg

Seit 1832 verfolgt die Naturforschende Gesellschaft Freiburg (FNG) das Ziel, sowohl Fachleute wie auch die Öffentlichkeit über aktuelle naturwissenschaftliche Themen zu informieren. Sie ist damit älter als die Universität Freiburg, aber seit der Gründung der Uni eng mit ihr verbunden. Co-Präsident Hansruedi Völkle, Titularprofessor im Ruhestand, stellt die Gesellschaft ausführlich vor und erklärt, welche Themen besonders aktuell sind und auch, was der Gesellschaft Sorgen bereitet.

Welchen Zweck verfolgt die FNG?
Die Naturforschende Gesellschaft Freiburg FNG (Société Fribourgeoise des Sciences naturelles SFSN), will in verständlicher Form über naturwissenschaftliche Themen informieren und das Interesse daran wecken. In unserem Fokus stehen dabei nicht nur die Universitätsgemeinschaft, sondern auch die Freiburger Bevölkerung und ganz besonders junge Menschen in Ausbildung. Jedes Jahr organisiert sie eine Reihe von öffentlichen Vorträgen zu aktuellen Fragen, sowie eine Exkursion, in diesem Jahr zum Thema «Spinnen». Leider mussten wir coronabedingt ab 2020 bis zum laufenden Jahr die Aktivitäten unserer Gesellschaft reduzieren oder ganz einstellen.

Unser Angebot ist interdisziplinär: Wir möchten Naturwissenschaftler_innen anregen, sich auch für Bereiche ausserhalb ihres eigenen Forschungsgebietes zu interessieren und Maturand_innen motivieren, Naturwissenschaften an unserer Universität zu studieren. Seit 1879 veröffentlicht die FNG ein Bulletin, das ausser den Vereinsnachrichten auch Artikel zu naturwissenschaftlichen Themen in einer für Laien verständlichen Sprache enthält.

Jedes Jahr prämiert die FNG ausserdem die besten Maturaarbeiten an den Freiburger Gymnasien St-Michel, Ste-Croix, Gambach, Collège du Sud und des Gymnase intercantonal de la Broye in Payerne.

Mit welchen Themen setzt sich die FNG aktuell auseinander?
In der diesjährigen Vortragsreihe geht es um sehr aktuelle Themen: Wie entwickelt sich die Biodiversität im urbanen Umfeld? Welchen Einfluss hat der Klimawandel auf die Freiburger Wälder und wie geht der Kanton damit um? Wie engagieren sich die Freiburger «Grand-Parents pour le Climat»? Thema unseres letzten Vortrages war gerade für Stadtbewohner_innen von Interesse: Was können Behörden und Bauplaner tun, um Hitze-Spots in unseren Städten in den Sommermonaten zu vermeiden?

Wie hat sich die FNG historisch entwickelt?
Die FNG wurde lange vor unserer Universität gegründet, und zwar in einer Zeit, als der Kanton Freiburg – nach der kurzen Phase der Helvetischen Republik – mit der so genannten Restauration zum Ancien Régime durch das Patriziat zurückkehrte. Eine Zeit also, in der eher sozio-politische als naturwissenschaftlichen Themen im Vordergrund standen. Es mag erstaunen, dass sich damals geistliche Herren, wie der Pädagoge Pater Grégoire Girard und der Chorherr Charles-Aloyse Fontaine für Naturwissenschaften interessierten. Fontaine hatte eine beachtliche Sammlung von Mineralien und Pflanzen zusammengetragen, die später die Basis für das Freiburger Naturhistorische Museum bildete. Beide der Genannten spielten sowohl im Jahr 1815 bei der Gründung der Schweizerischen Akademie der Naturwissenschaften (ScNat) als auch 1832 bei jener der FNG eine wichtige Rolle. Allerdings gab es dann in der Geschichte unserer Gesellschaft ein «schwarzes Loch», eine Zeit, über die uns keine Dokumente vorliegen: Bereits nach dem zweiten Präsidenten, Antoine-Casimir Déglise, fiel die FNG in einen «Winterschlaf», aus dem sie erst mit der zweiten Gründung von 1871 wieder erweckt wurde. Zusammen mit gegen 30 weiteren regionalen und kantonalen naturforschenden Gesellschaften ist die FNG in die Plattform Naturwissenschaften und Region der ScNat integriert und erhält von dieser auch einen finanziellen Zustupf. Heute hat die FNG rund 300 Mitglieder, hauptsächlich aus dem Kanton Freiburg.

Wie ist die FNG mit der Universität Freiburg verbunden?
Die NFG ist eng mit der Naturwissenschaftlichen und medizinischen Fakultät der Universität Freiburg verbunden. Viele der Mitglieder sind aktuelle oder pensionierte der Fakultät. Auch die meisten Präsident_innen kamen und kommen aus der Fakultät. Schliesslich finden auch die Vorträge an der Fakultät statt, nämlich im Hörsaal der Pflanzenbiologie an der Albert-Gockel-Strasse im Pérolles-Quartier.

Die FNG veröffentlicht regelmässig ein Bulletin. Was hat es damit auf sich?
Das Bulletin unserer Gesellschaft erscheint einmal pro Jahr, enthält verbandsrelevante Dokumente, vor allem aber wissenschaftliche Artikel vorzugsweise zu naturwissenschaftlichen Themen, vor allem mit Bezug zum Kanton Freiburg. Diese werden meist von Mitgliedern der FNG oder  der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen und Medizinischen Fakultät der Universität verfasst. Aber auch Forschungsarbeiten, Master- und Matura-Arbeiten sind sehr willkommen. Alle bisherigen Bulletins ab Nummer 1 von 1879/80 sind in elektronischer Form auf der Plattform e-periodica zugänglich, zusammen mit einer grossen Anzahl weiterer Schweizer Veröffentlichungen. Diese Plattform verfügt über eine effiziente Suchmaschine, was Nachforschungen nach bestimmten Themen und Personen ermöglicht.

Wer darf bei der FNG Mitglied werden?
Als Mitglieder der FNG sind sowohl Fachleute auf dem Gebiet der Naturwissenschaften und der Mathematik als auch alle interessierten Laien willkommen. Der Mitgliederbeitrag liegt bei CHF 45.- pro Jahr, für junge Menschen in Ausbildung bei CHF 20.- pro Jahr.
Die Mitglieder erhalten das Bulletin und werden zu den Vorträgen, Exkursionen und weiteren Aktivitäten eingeladen. Der doch recht bescheidene Mitgliederbeitrag ermöglicht es der FNG, weiterhin Vorträge und Exkursionen anzubieten, Maturaarbeiten zu prämieren und die Bevölkerung über aktuelle naturwissenschaftliche Themen zu informieren.

Welche Themen beschäftigen die FNG aktuell am stärksten?
Unsere Hauptaufgabe sehen wird darin, das Interesse an naturwissenschaftlichen Fragen zu wecken, um den inter- und transdisziplinären Dialog über die Herausforderungen unserer Zeit zu stimulieren. Im Fokus stehen Schulen und Gymnasien und ganz besonders die Studierenden der Hochschulen und der Universität als Entscheidungsträger von morgen. Denn viele der grossen Probleme, mit denen wir uns heute auseinandersetzen müssen, können nur in inter- und transdisziplinärer Zusammenarbeit gemeistert werden. Dazu gehört der Klimawandel, wie wir uns an eine veränderte Umwelt anpassen, die Energiekrise, die Verknappung der Rohstoffressourcen, der Schwund der Biodiversität, die Sorge um unsere mit Schadstoffen belastete Umwelt, aber auch aktuelle Themen der naturwissenschaftlichen Forschung. Die FNG sieht ihre Rolle als Mittlerin zwischen der Forschungsgemeinschaft unserer Universität und der Freiburger Bevölkerung.

Sorge bereitet uns die Überalterung der FNG, eine Erscheinung, die leider viele naturforschende Gesellschaften der Schweiz betrifft. Wir suchen immer noch nach dem besten Rezept, um junge Mensch für die FNG zu interessieren und auch um junge Forschende der Universität für die aktive Mitarbeit zu gewinnen, etwa für Vorträge, für Exkursionen, für interessante Artikel in unserem Bulletin und weitere Aktivitäten im Spannungsfeld zwischen Naturwissenschaften und Gesellschaft.

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Author

Julian Steiner war Elektriker, Schreiner, Campaigner, Hotel-Allrounder, Pharma-Rohstoff-Einkäufer und Berufsbildungsfachmann, bevor er seine Heimat in der Welt der Unternehmenskommunikation fand und seit 2023 für das Team Unicom textet und die Social Media Kanäle bewirtschaftet. Wenn er nicht an der Uni Freiburg Dinge mit Buchstaben anstellt, unterrichtet er Allgemeinbildung an einer Berner Berufsfachschule oder schaut von seinem Balkon auf den Thunersee, hört Death Metal und denkt nach.

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