«Man sollte möglichst früh akademische Unabhängigkeit erlangen»

«Man sollte möglichst früh akademische Unabhängigkeit erlangen»

Ab heute Montag und bis Ende Woche findet die erste «Unifr Research Funding Week» statt. Der Event soll nützliche Informationen für Forschende aller Disziplinen und Karrierestufen anbieten. Dabei kommen interne, schweizerische aber auch internationale Finanzierungsmöglichkeiten zur Sprache. Zudem gibt es Praxisbeispiele und natürlich die unbezahlbare Möglichkeit, sich mit Gleichgesinnten sowie mit dem SPR-Team auszutauschen.

Katja Wirth, wenn ich die Themen der fünf Veranstaltungen anschaue, wird mir klar, wie vielseitig die Forschungsförderung geworden ist. Was würden Sie jungen Forschenden raten, wie sie vorgehen sollen?
Ich rate Nachwuchsforschenden, strategisch vorzugehen. Das heisst, dass man sich frühzeitig über mögliche Finanzierungsmöglichkeiten, Grants und Programme und deren Teilnahmebedingungen informiert. Viele Finanzierungsinstrumente beinhalten sogenannte eligibility windows, d.h. ein Antrag kann nur bis zu einem bestimmten akademischen Alter gestellt werden (normalerweise die Zeit nach dem Doktorat). Diese Fristen sollte man unbedingt im Auge behalten. Des weiteren sollte man alles daran setzen, möglichst früh akademische Unabhängigkeit zu erlangen, die eigenen Projektideen umzusetzen, möglichst ohne Doktormutter/-vater zu publizieren und sich früh international vernetzen. Akademische Unabhängigkeit ist ein wichtiges Kriterium in einigen Grants.
Die Veranstaltung am Dienstag richtet sich übrigens explizit an Nachwuchsforschende.

Nun organisieren Sie zum ersten Mal eine solche «Forschungsfinanzierungswoche», was genau erhoffen Sie sich davon?
Wir verfolgen verschiedene Ziele: Wir möchten allen Forschenden an der UNIFR ermöglichen, einen Überblick für die für sie verfügbaren Finanzierungen zu bekommen. Dabei wenden wir uns an unterschiedliche Zielgruppen: Wir bieten beispielsweise am Montag ein Event spezifisch für Forschende der Geisteswissenschaften an, während wir zum Beispiel am Freitag über universitätsinterne Fördermittel informieren.
Ein weiteres Ziel ist es, die Sichtbarkeit unserer Dienststelle und unserer Services zu erhöhen.

Ist es nicht fast schon zu spät, wenn man mit etablierten Forschenden über Finanzierung spricht? Viele wenden sich schon vorher ab, weil sie Angst vor akademischen Karrieren haben.
Es wäre schön, wenn es schon zu spät wäre, denn das würde bedeuten, dass alle Forschenden über sämtliche Förderinstrumente bestens informiert sind! (lacht). Nun ist es natürlich so, dass sowohl die Universitätsgemeinschaft als auch die Förderinstrumente ständig im Wandel sind. So hat uns der Schweizerischen Nationalfonds (SNF) kürzlich über wichtige Änderungen und Anpassungen informiert, beispielsweise über die Zusammenlegung von Projektförderung und Sinergia oder die schrittweise Einführung eines standardisierten CVs. Die Dienststelle Forschungsförderung möchte alle Forschenden der Unifr möglichst zeitgerecht über solche Entwicklungen informieren (beispielsweise an der Veranstaltung am Donnerstag).
Was die Nachwuchsförderung betrifft: Die verfügbaren Stellen und Gelder für Forschende zwischen PhD-Abschluss und Professur sind beschränkt, und die Konkurrenz ist gross. Es gibt allerdings einige attraktive Möglichkeiten, insbesondere beim SNF. Ich verweise wieder auf unsere Veranstaltung für Nachwuchsforschende vom Dienstag und meine Empfehlung, in der eigenen Karriereplanung strategisch vorzugehen.

Wo sehen Sie das grösste Potenzial an der Universität Freiburg? Wo müssen wir uns verbessern, um konkurrenzfähig zu bleiben?
Ich denke, dass die Drittmitteleinwerbung an der Unifr ausgebaut und diversifiziert werden kann. Die Dienststelle Forschungsförderung hat hier verschiedene Pläne, um die Forschenden noch besser zu informieren und zu unterstützen – die Research Funding Week ist erst der erste Schritt. Im September haben wir die EU Funding Week geplant, welche die Forschenden über die Möglichkeiten in Horizon Europe informieren wird. Auch sind wir am Evaluieren von personalisierten Tools, welche die Suche nach Drittmitteln erleichtern sollen. Man darf gespannt sein!

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  • Seite der Unifr Research Funding Week 2022
  • Foto: © Nicolas Bordard

Author

Ist im Grüezi-Land einst aufgewachsen, doch das Schicksal zieht ihn jedoch immer wieder nach Freiburg: zuerst für die RS, dann fürs Studium, später fürs Wohnen und seit 2017 auch fürs Arbeiten. Als Leiter des Dienstes Unicom interessiert er sich für alles ein bisschen und ein bisschen für alles.

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