Die Frage nach einem lebensdienlichen Wirtschaftssystem, welches – anstatt seine eigenen Grundlagen zu zerstören – sozial-ökologische Nachhaltigkeit fördert, ist Thema dieses Vortrags. Dabei wird von der Prämisse ausgegangen, dass ökologi-sche, soziale und ökonomische Nachhaltigkeit nicht getrennt voneinander konzep-tualisiert werden können, weil Wirtschaft nur innerhalb der Gesellschaft und diese wiederum nur innerhalb unserer natürlichen Umwelt gedacht werden kann. Bereits die Veröffentlichung des Club of Rome-Berichts „Die Grenzen des Wachs-tums“ rückte in den 1970er Jahren die Unmöglichkeit von unendlichem Wirt-schaftswachstum auf einem endlichen Planeten ins Zentrum der öffentlichen De-batte. Diese Unvereinbarkeitsthese wurde jedoch in den 1980er Jahren durch Nar-rative der «nachhaltigen Entwicklung» und später des «Grünen Wachstums» abge-löst. Vor dem Hintergrund der sich zuspitzenden ökologischen Krisen und des Scheiterns der Narrative, dass Wirtschaftswachstum und Nachhaltigkeit vereinbar sind bzw. (Grünes) Wirtschaftswachstum sogar gut für Nachhaltigkeit sein kann, hat sich seit Anfang der 2000er Jahre mit Degrowth/Postwachstum eine zweite Welle radikal-ökologischer Wachstumskritik hervorgetan, die an die erste Welle der 1970er Jahre anschließt und Wirtschaftswachstum und Nachhaltigkeit als langfristig un-vereinbar ansieht. Bei Degrowth geht es im Kern darum, ein ‚Wachstum um jeden Preis‘-Modell durch ein Wirtschafts- und Gesellschaftsmodell zu ersetzen, das pla-netare Belastungsgrenzen respektiert und nach ökologisch nachhaltigen und sozial gerechten Alternativen zum Status Quo sucht. Doch was bedeutet soziale Gerech-tigkeit in diesem Zusammenhang. Dieser Frage spüren wir im zweiten Teil des Vor-trags am Beispiel von Sorgearbeit nach, denn vor dem Hintergrund, dass die Ab-hängigkeit von Sorge strukturelles Merkmal eines jeden Lebens, ist soziale Nach-haltigkeit aufs Engste mit Debatten um «Care» verbunden. Unter anderem beschäf-tigen uns dabei die Fragen: Was sind spezielle Struktureigenschaften von Care? Wieso wird Sorgearbeit in einer wachstumsbasierten Wirtschaftsweise entlang des Class-Race-Gender-Nexus strukturell abgewertet? Und welche Ideen gibt es, Care in einer Postwachstumsgesellschaft gesellschaftlich aufzuwerten, ohne über eine Monetarisierung zu gehen?
Wann? | 30.03.2021 17:15 |
---|---|
Online | |
Vortragende | Corinna DENGLER, Universität Vechta |
Kontakt | Soziologie, Sozialpolitik, Sozialarbeit sopa@unifr.ch |
Anhang |