WeiterbildungPublikationsdatum 12.01.2024

Tagung Mehrsprachigkeit 2023


Das Sprachenzentrum der Universität Freiburg an der Tagung Mehrsprachigkeit 2023

Am 9. und 10. November 2023 fand die von den Pädagogischen Hochschulen Graubünden, Wallis und Tessin organisierte Tagung « MEHRSPRACHIGKEIT AUS EINER WISSENSCHAFTLICHEN, SCHULISCHEN, WIRTSCHAFTLICHEN UND POLITISCHEN PERSPEKTIVE» in Davos statt.

Personen aus der Forschung, der Schulpolitik, von Forschungs- und Austauschplattformen (z.B. www.movetia.ch), von Lehrmittelverlagen sowie Lehrpersonen und Dozierende aus der ganzen Schweiz nahmen daran teil. Neben zwei Podiumsdiskussionen, Vorträgen zur Geschichte und zum aktuellen Stand der Haltung gegenüber Mehrsprachigkeit(sforschung) (Prof. Raphael Berthele) und zu Begriffen und Prinzipien der Mehrsprachigkeitsdidaktik (Prof. Michel Candelier) konnten zahlreiche Kurzreferate unter anderem aus den Bereichen der frühen Sprachförderung und der Lehrpersonenausbildung besucht werden, zum Beispiel:

Didaktische Materialien für Sprachvergleiche im Anfängerunterricht (www.memo-project.com)

Forschungsprojekt zur Beobachtung der Sprachenwahl bei Nicht-Muttersprachler*innen in Freiburger Kindergärten (Dr. Nathalie Dherbey Chapuis, Universität Freiburg)

Interventionsstudie zur frühen Förderung von Kindergartenkindern nicht-deutscher Erstsprache (KOMPAS 2 – Hauptstudie - HfH)

Befragung bei Lehrpersonen zu Lehr-Lern-Überzeugungen zur Mehrsprachigkeitsdidaktik (Projekt der fhnw & PH St. Gallen)

Mehrsprachigkeitsaktivitäten im Französischunterricht in Deutschland (Universitäten Duisburg Essen & Wupperntal)

Didaktische Koffer zur Umsetzung der Mehrsprachigkeitsdidaktik als Ergebnis des Projekts Quattro der PH St. Gallen (Quattro | Pädagogische Hochschule St. Gallen (phsg.ch))

Umgang mit Mehrsprachigkeit der Studierenden an den Pädagogischen Hochschulen Waadt, Freiburg, Bern und der fhnw.

Die diversen Beiträge zeigen, dass die Mehrsprachigkeitsdidaktik zur Sprachsensibilisierung, die frühe Schulsprachenförderung sowie der allgemeine Einbezug der diversen Mehrsprachigkeitsprofile der Sprachlernenden vom Kleinkindalter bis zur Erwachsenenbildung aktuell nicht in Frage gestellt werden. Weiter zeigt sich, dass an vielen Schweizer Hochschulen zum Frühfremdsprachenunterricht sowie zur Frühförderung der Schulsprachen geforscht wird, woraus oft didaktische Materialien entstehen. An den Podiumsdiskussionen wird der Wunsch geäussert, die bestehenden Projekte und Forschungsergebnisse zur Mehrsprachigkeit(sdidaktik) gerade den Schulen und der Bildungspolitik noch einfacher zugänglich zu machen. Es existieren zwar bereits heute diverse Plattformen, z.B. das CEDILE des Instituts für Mehrsprachigkeit (CeDiLE – Centre de didactique des langues étrangères), die Forschungsdatenbank des Instituts für Mehrsprachigkeit (Publikationen | Institut de Plurilinguisme (institut-mehrsprachigkeit.ch)), eine Zeitschrift für den Sprachenunterricht (Babylonia Multilingual Journal of Language Education) oder die Datenbank der Schweizerischen Koordinationsstelle für Bildungsforschung (SKBF-CSRE: Datenbank). Das Bundesamt für Kultur wird im Anschluss an diese Tagung neue Forschungsschwerpunkte im Bereich Mehrsprachigkeit definieren, denn auch das ist nach der Konferenz in Davos klar: Bildungs- und Grundlagenforschung zum Sprachenlernen und -lehren bleibt auch in Zukunft wichtig.

Anwendung in unserer Praxis
Auch am Sprachenzentrum der Universität Freiburg, wo Studierende und Mitarbeitende ihre Sprachkenntnisse erweitern können, spielt Mehrsprachigkeit eine wichtige Rolle: So wird beispielsweise in Anfängerkursen oft mit Sprachvergleichen gearbeitet oder metasprachliches Wissen in einer Transfersprache (DE-FR-EN) vermittelt, um den Lernprozess effizient zu gestalten. Aber auch die Förderung von Wissenschaftssprache oder von an Hochschulen typisch vertretenen Sprachaktivitäten wie Präsentationen, Diskussionen usw. werden in diversen Sprachkursen ab B2 integriert, so zum Beispiel in allgemeinen Sprachkursen, in einem Präsentationskurs, in den Kursen der Reihe «Fit fürs Studium» oder in den neuen MINT-Sprachkursen, die dank Finanzierung des Bundesamts für Kultur die Mehrsprachigkeit von Naturwissenschaftler*innen der Freiburger Hochschulen fördert (Semesterkurse | Sprachenzentrum | Universität Freiburg (unifr.ch)). All diese Kurse ermöglichen es Studierenden wie Mitarbeitenden, ihre Sprachkompetenzen aufzufrischen und zu erweitern, um sich schliesslich auch zu trauen, an der zweisprachigen Universität Vorlesungen und Kurse in den anderen Sprachen zu besuchen und mit anderssprachigen Studierenden und Mitarbeitenden in Kontakt zu treten, was letztendlich nicht nur ein Beitrag zur individuellen, sondern auch zur institutionell verankerten Mehrsprachigkeit der Universität Freiburg darstellt.

Bericht von Lisa SINGH