Betreute Projekte

Aktuelle Projekte

  • Dr. Elisabeth Zschiedrich: Demokratie komplexer denken. Christliche Sozialethik im Dialog mit Pierre Rosanvallon

    Demokratie komplexer denken. Christliche Sozialethik im Dialog mit Pierre Rosanvallon (Habilitation)

    Die demokratische Regierungsform gilt heute weithin als Ideal. Zugleich ist die Rede von der Demokratie fast immer verbunden mit Stichworten wie „Krise“, „Unbehagen“ oder „Abkehr“. Ein Vertrauensverlust der Bürger:innen in ihre Regierung und in die politischen Institutionen wird beklagt, der Demokratie schlägt unverhohlen Skepsis entgegen. Vielfältige Faktoren gelten als Gründe für diese Entwicklung: der zunehmende Individualismus, der Rückzug in die Privatsphäre, das Nachlassen des politischen Willens oder der Aufstieg von Eliten, die immer weniger Bezug zum Volk haben.

    Der französische Historiker und Demokratietheoretiker Pierre Rosanvallon optiert für einen alternativen Blick auf die gegenwärtige Verfasstheit demokratischer Systeme und lädt ein zu einer „complication de notre démocratie“. Er plädiert dafür, die Demokratie als eine „unfertige“ Staatsform zu denken, „ständig auf der Suche nach sich selbst“. Der einzige Weg, ihr Überleben zu sichern, besteht für ihn darin, die ihr innewohnenden Paradoxien und Aporien offen zu legen, sie im Bewusstsein aller Bürger:innen präsent zu halten und durch immer wieder neue gedankliche Innovationen und praktische Experimente – versuchs- und ansatzweise – zu lösen.

    Eine solche komplexe Sicht auf die Demokratie offenbart blinde Flecken auch innerhalb der christlichen Sozialethik. Diese im Dialog mit Pierre Rosanvallon aufzuspüren und zu beseitigen, ist das Anliegen dieses Forschungsvorhabens.

    Elisabeth Zschiedrich

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Abgeschlossene Projekte

  • Dr. J. Ludwig: Macht (in) der Kirche. Konturen eines theologisch-ethischen Paradigmenwechsels

    Macht (in) der Kirche. Konturen eines theologisch-ethischen Paradigmenwechsels (Habilitation)

    Projektbeschreibung:

    Die Missbrauchskrise in der katholischen Kirche führt drastisch vor Augen, dass individuelles Fehlverhalten systemisch begünstigt wurde und wird. Während das Augenmerk der aktuellen Auseinandersetzung mit dem Missbrauch vorwiegend kurativer Art ist, muss der Blick künftig zunehmend auf die Prävention des vielgestaltigen Machtmissbrauchs innerhalb der Kirche gerichtet werden.

     

    Zentrale Voraussetzung der Prävention des Machtmissbrauchs ist die Auseinandersetzung mit dem innerkirchlichen Machtverständnis. Wie wurde und wird Macht im innerkirchlichen Kontext gedacht und wie hat sich dieses Denken in kirchlichen Strukturen niedergeschlagen? Was können wir vom göttlichen Umgang mit der Macht lernen und wie können diese Erkenntnisse in der institutionellen Wirklichkeit der Kirche operationalisiert werden, damit sie ihrem Heilsauftrag gerecht wird?

     

    Veröffentlichung

    Das Buch "System Kirche. Machtausübung zwischen Idee, Interesse und Institution" ist in den Studien zur theologischen Ethik erschienen.

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    Johannes Ludwig

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  • Dr. K. Peetz: Gelebte Theologie im Friedens- und Versöhnungsprozess Ruandas

    Gelebte Theologie im Friedens- und Versöhnungsprozess Ruandas (Habilitation)

    Projektbeschreibung:

    1994 wurde Ruanda von einem Genozid erschüttert, bei dem in nur drei Monaten zwischen 800.000 und 1.000.000 Menschen ermordet wurden. In den Gewaltkonflikten Afrikas nimmt der ruandische Genozid eine Sonderstellung ein, weil in ihm die Konfliktlinien nicht entlang religiöser, sondern entlang ethnischer Grenzen verliefen. Die Kirchen Ruandas spielten im Genozid eine ambivalente Rolle. Viele

    Kirchenangehörige setzten sich unter Gefährdung des eigenen Lebens für Verfolgte ungeachtet ihrer ethnischen Zugehörigkeit ein. Andererseits waren Priester, Ordensleute und Laien aller größeren Denominationen direkt am Morden beteiligt, und die Kirchen als Institutionen zeichneten sich vor allem durch tatenloses Zuschauen aus. Seit dem Genozid betreibt die ruandische Regierung einen systematischen Friedensprozess, in dem sie vor allem auf nationale Einheit und Versöhnung setzt. In diesem Prozess sind die Kirchen als zivilgesellschaftliche Akteure einerseits wichtige Partner, da sie sich für Frieden und Versöhnung einsetzen, andererseits müssen sie sich ihrer eigenen Vergangenheit und Verstrickung stellen. Adressaten der kirchlichen Friedens- und Versöhnungsarbeit sind die überlebenden Opfer und Täter_innen des Genozids. Diese Menschen müssen auf engem Raum zusammenleben und versuchen, ihre Erfahrungen von extremer Gewalt (sei es als Opfer oder Täter_innen) zu verarbeiten.

    Die Fragestellung dieses Projektes lautet nun, ob und wie religiöse Ressourcen und im Besonderen die gelebte Theologie von Opfern und Täter_innen, bei dieser Verarbeitung eine Rolle spielen. Das von Jeff Astley geprägte Konzept der gelebten Theologie umfasst die theologischen Überzeugungen und Glaubensprozesse von Gläubigen, die keine theologische Ausbildung erhalten haben. Die Forschung im Bereich gelebter Theologie zeigt auf, inwiefern akademisch-theologische Konzepte für Menschen vor Ort bedeutsam und sinnstiftend sind und trägt damit zur bleibenden Relevanz von Theologie in einer sich stetig wandelnden Welt bei. Gerade weil Ruanda einen Sonderfall unter den afrikanischen Gewaltkonflikten darstellt, ist es wichtig im Projekt auch den Beitrag der Kirchen zum Friedens- und Versöhnungsprozess systematisch zu analysieren. Dieser Beitrag wird in Beziehung zu der gelebten Theologie von Opfern und Täter_innen gesetzt und in Auseinandersetzung mit der These von der Ambivalenz des Sakralen diskutiert. Das von R. Scott Appelby entwickelte Konzept der Ambivalenz des Sakralen beinhaltet, dass Religion sowohl durch ein Gewalt- und Konfliktpotential als auch durch ein Friedens- und Versöhnungspotential gekennzeichnet ist. Ob und wie sich der religiöse Rückbezug auf das Sakrale gewalt- oder friedensfördernd auswirkt, ist dabei von zahlreichen Faktoren abhängig, zu denen unter anderem das Verhalten religiöser Eliten und der Autonomiegrad religiöser Institutionen zählen.

    Förderung: Deutsche Forschungsgemeinschaft

    Dauer: 2016-2019

     

    Veröffentlichung

    Das Buch "Erzählte Versöhnung. Narrative Ethik und christliche Glaubenspraxis in Ruanda nach dem Genozid" ist in den Studien zur theologischen Ethik erschienen.

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    Katharina Peetz

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  • Dr. Christian Reber: Staatliche Unterstützung für gesamtgesellschaftliche Leistungen

    Staatliche Unterstützung für gesamtgesellschaftliche Leistungen - Religionspolitik nach zweierlei Mass? (abgeschlossenes Doktoratsprojekt)

    In religionspolitischen Diskursen und religionsrechtlichen Regelungen nehmen die gesamtgesellschaftlichen Leistungen der Religionsgemeinschaften mehr und mehr eine prominente Stellung ein. Das Doktoratsprojekt untersucht diese Idee gesamtgesellschaftlicher Leistungen mit Blick auf die Schweiz und fragt danach, wie sie zu beurteilen ist. Die These lautet, dass die staatliche Förderung dieser Leistungen zwar kritische Fragen aufwirft, der Ansatz aber dennoch positiv einzuschätzen ist, da er es ermöglicht die Leistungen der nicht anerkannten Kirchen und Religionsgemeinschaft sichtbar zu machen und diese damit – unabhängig von ihrem rechtlichen Status – in die staatliche Religionspolitik und in das begleitende Religionsrecht zu integrieren.

     

    Veröffentlichung

    Die Dissertation von Dr. Christian Reber ist erschienen im Schulthess Verlag.Buchshop des Verlags

  • Dr. des. D. Winter: Entpersonalisiertes Ins-Dasein bringen. Eine theologisch-ethische Kritik am reproduktionsmedizinischen Selbstverständnis

    Entpersonalisiertes Ins-Dasein bringen. Eine theologisch-ethische Kritik am reproduktionsmedizinischen Selbstverständnis

    Das Forschungsvorhaben nimmt eine anthropologisch-ethische Betrachtung der Fundamente segmentierter Elternschaft, d.h. aller Formen heterologer Familiengründungen infolge von Gametenspenden oder Leihmutterschaft, in den Blick. Während sich die bioethische Diskussion immer mehr mit Folgephänomenen einer im Grundsatz doch befürworteten medizinisch assistierten Reproduktion beschäftigt, will diese Arbeit diese Praxis noch einmal fundamentaler in ihren anthropologischen Implikationen in den Blick nehmen, rekonstruieren und problematisieren. Im Wesentlichen knüpft die Arbeit an die These an, dass die Ermöglichung künstlicher, ausserkorkopraler Zeugung, einer Verfügungslogik über den Menschen Tür und Tor geöffnet hat. Diese setzt nicht erst mit der Anwendung der „Genomschere“ an, sondern bereits mit der Vorstellung, ein Kind (ein anderer Mensch[!]) könne mein Anspruch oder gar mein Recht sein. Mithilfe phänomenologischer Denker des 20. Jahrhunderts soll der menschenwürderelevante Selbstzwecklichkeitscharakter für den Bereich der Reproduktionsmedizin im Allgemeinen und den Bereich segmentierter Elternschaft im Besonderen rekonstruiert werden. In einem weiteren Schritt soll ausgehend vom Phänomen der Trennung zwischen „intendierter“ und „leiblicher“ Elternschaft, der dahinterstehende Dualismus ins Auge gefasst werden. Darin geht es um die Bedeutung der Leiblichkeit für das Verständnis „prokreativer Verantwortung“ und für das Verständnis von Verantwortung überhaupt. Schliesslich muss es in Anbetracht multipler Verständnisse von Elternschaft um die Frage gehen, wie sich Elternschaft überhaupt (noch) begründen lässt und welche familienethischen und rechtsphilosophischen Implikationen dem entspringen.

    Dorian Winter

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