Vom Vorlesungssaal auf die europäische Bühne

Vom Vorlesungssaal auf die europäische Bühne

Ende Juni hat das Unifr-Fussballteam an der Hochschul-Europameisterschaft 2023 in Albanien teilgenommen und sich mit 15 anderen Unis gemessen. Zehn Tage, die für die Studierenden unvergessen bleiben werden.

«Wir haben uns in Albanien manchmal wie Fussballprofis gefühlt. Es ist schon ein bisschen verrückt, was wir erleben durften», sagt Lionel Buntschu (26) nach der Rückkehr aus Tirana. Der herzliche Empfang bei der Ankunft, die Transfers mit dem Reisecar, die sechs Partien in zehn Tagen und die zum Teil sehr gute Infrastruktur seien eine einmalige Erfahrung gewesen. Das erste Spiel gegen die Universität von Rouen (F) fand auf dem Trainingsgelände der albanischen Nationalmannschaft statt. «Die Kabinen, das Spielfeld – einfach alles top», schwärmt Buntschu. Stolz ist er, nicht nur die Unifr repräsentiert zu haben, sondern auch ein bisschen die Schweiz.

Kontakte knüpfen
Gar von einer «unglaublichen Lebenserfahrung» spricht Yohann Weber (28), Captain der Unifr-Mannschaft. Denn mehr noch als der sportliche Wettkampf haben der Zusammenhalt im Team und der Austausch mit anderen Teilnehmenden gezählt. Die 16 Männer- und 12 Frauenteams (die Uni Basel als Schweizer Vertreterin) haben alle im gleichen Komplex in Tirana logiert, am Abend spielte Musik, man trank ein Bier und tauschte sich über gegnerische Mannschaften aus. Speziell mit den Studierenden der Universität für Biowissenschaften (EST), der Technische Universität Danzig (POL), der Universität von Rouen (F) und der Uni Porto (POR) sei der Kontakt gut gewesen. «Es war sehr freundschaftlich – auf und neben dem Spielfeld», sagt Yohann Weber.

Chillen am Meer
Ein Spiel hat 70 Minuten gedauert, die grosse Hitze – es herrschten über 30 Grad – machte den Spielern zu schaffen. «Wir sind uns solche Temperaturen nicht gewohnt und mussten während den Partien viel Flüssigkeit zu uns nehmen», so Weber. Deshalb war die Regeneration zwischen den Spielen umso wichtiger. Zeit, die mit Gesellschaftsspielen, Jassen und natürlich Ausruhen verbracht wurde. Sechs Spiele in zehn Tagen: für Amateure auch bei normalen Temperaturen ein sehr anspruchsvolles Programm.

Am spielfreien Tag stand ein Ausflug ans Meer auf dem Programm. «Erholung pur», beschreibt Weber diesen Trip an die Adria. Solche Momente in der Gruppe zu erleben seien ebenso wichtig wie Siege. «Wir haben am Strand Pizza gegessen und es uns wirklich gut gehen lassen. Als letztes Team haben wir abends die Rückreise nach Tirana angetreten», sagt Buntschu, der sich am spielfreien Tag noch von seinem kleinen Sonnenstich erholen konnte.

Eine zusammengewürfelte Truppe
Delegationsleiter war Alain Curty von der Dienststelle Universitätssport. Im Vorfeld musste er zuerst einmal abklären, ob überhaupt eine Mannschaft zusammengestellt werden kann. Denn: Es ist eine zusammengewürfelte Gruppe Männer, die sonst nie zusammen trainiert und nur im Rahmen der Hochschulmeisterschaften gemeinsam antritt. Die meisten spielen Meisterschaft bei ihrem Stammklub. Ebenfalls musste Curty einen offiziellen Schiedsrichter aus der Schweiz finden. Es war Yanick Ottmann, das 25-jährige Schiedsrichtertalent aus Steffisburg, der die Reise ebenfalls antrat.

Einen Monat vor dem Turnier wurde das Projekt konkret, die sechzehn Namen waren beisammen und am Samstag, 24. Juni um 3 Uhr in der Früh, war dann Treffpunkt vor der Uni im Pérolles. «Das Abenteuer konnte beginnen», so Curty. «Wir waren sehr stolz, die Uni auf europäischer Ebene vertreten zu dürfen.» Auch er streicht die menschliche Erfahrung in Albanien hervor. Zehn Tag und Nächte in der Gruppe zu verbringen, das schweisst zusammen. Auch die Niederlagen konnten dem guten Teamgeist nichts anhaben.

Ziel: Europameisterschaft 2025
Doch wie ist es überhaupt dazu gekommen, dass die Unifr die Schweizer Hochschulen an der Europameisterschaft 2023 vertreten durfte? Das Team um Captain Yohann Weber hat im vergangenen Jahr nichts weniger als den Schweizermeistertitel geholt und sich so für das europäische Turnier qualifiziert. Das Gros dieser Mannschaft blieb für die Europameisterschaft unverändert, das Team musste jedoch ersatzgeschwächt in Albanien antreten. «Uns war es wichtig, dass alle viel Spielzeit haben. Der Zusammenhalt in der Mannschaft hat mehr gezählt als das Siegen», so Weber.

Trotz des 15. Schlussrangs überwiegen die positiven Erinnerungen. Sie sind so stark, dass sich das Team 2024 zum Ziel gesetzt hat, erneut Schweizermeister zu werden und im Folgejahr an der Hochschul-Europameisterschaft in Camerino (I) teilnehmen zu können. Und sich während zehn Tagen zu fühlen wie Fussballprofis.

Lionel Buntschu (26) beginnt im Herbst seinen Master in Sportwissenschaften und Geografie. Er ist wohnhaft in Formangueires und spielt beim ES Belfaux (2. Liga).

Yohann Weber (28) startet im Herbst seine Ausbildung zum Mittelschullehrer. Er hat kurz vor dem Abflug nach Albanien den Master in Sportwissenschaften, Pädagogik und Psychologie angeschlossen. Weber ist wohnhaft in Bulle, spielt beim FC La Combert (2. Liga) und war Captain der Unifr-Fussballmannschaft.

Alain Curty (34) ist Universitätssportlehrer beim Unisportdienst. Er war Verantwortlicher der Unifr-Delegation.

Dienststelle Universitätssport

Die Dienststelle Universitätssport bietet sportliche Aktivitäten für die Universitätsgemeinschaft sowie für die umliegenden Fachhochschulen an. Jede Woche werden in 80 verschiedenen Sportarten rund 140 Trainingseinheiten angeboten. 2022 wurde die Unifr Hochschul-Schweizermeisterin im Fussball, 2023 im Eishockey.

www.unifr.ch/sportuni

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Author

Jean-Luc Brülhart mag Fussball und die Natur. Ist auch freischaffender Journalist.

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