Haben Sie die bunten Boxen auf einigen Toiletten der Unifr schon entdeckt? Die Studierendenvereinigung EquOpp (Equal Opportunities) sensibilisiert für Fragen der Gleichheit und sozialen Gleichheit auf dem Campus und hat sich eine besondere Aktion für die nächsten Monate ausgedacht. Die Vereinigung erzählt, was es mit diesen Boxen auf sich hat.
Seit Kurzem sind an einigen Standorten der Unifr bunte Boxen aufgestellt, die die Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Was sind diese Boxen genau und wofür sind sie gut?
Die Boxen stellen gratis Periodenprodukte zur Verfügung. Menstruierende Studierende können nach dem Prinzip «Nimm, was du brauchst!» frei davon Gebrauch machen. Im unteren Teil der Box kann mensch sich an den Tampons und Binden bedienen. Auffüllbar ist der Behälter durch den Deckel der Box. EquOpp wird sich einmal im Monat um die Auffüllung kümmern, aber natürlich wäre es auch schön zu sehen, wenn dies auch von anderen Studierenden kommt. Wofür sie gut sind, ist demnach ziemlich selbsterklärend, der Zugang zu Hygienenprodukten soll niederschwellig und in einer öffentlichen Einrichtung selbstverständlich sein. Darauf arbeiten wir hin.
Sie haben auch eine Öffnung für Erfahrungsberichte in Zusammenhang mit Periodenarmut eingebaut. Was ist Periodenarmut?
Periodenarmut bedeutet, wenn menstruierende Menschen sich Menstruationsartikel kaum oder gar nicht leisten können. Dies mag etwas überspitzt klingen, ist aber tatsächlich für viele Menschen mit niedrigen oder mittlerem Einkommen Realität. In der Schweiz sind vor allem Obdachlose, Menschen in prekären Verhältnissen, aber auch Studierende monatlich von dieser zusätzlichen finanziellen Belastung betroffen. Bei einem Mangel von Menstruationsprodukten entstehen unangenehme (man denke an Blutflecken) oder gar gefährliche Situationen wie den nötigen Zugriff auf weniger hygienische Produkte. Gerade in Schulen und öffentlichen Gebäuden ist es deshalb wichtig, dass diese Produkte frei zu Verfügung stehen. Auch etwa um zu verhindern, dass Betroffene während und aufgrund ihrer Periode nicht der Schule oder Arbeit fernbleiben müssen. In Schottland, Neuseeland und auch New York ist dies schon länger umgesetzt worden, und auch in Basel-Stadt wurde 2020 ein entsprechender Vorschlag angenommen.
Was werden Sie mit diesen Erfahrungsberichten machen?
Die Erfahrungsberichte sind in erster Linie für uns. Wir freuen uns über Rückmeldungen, Anregungen oder Kritik. Je nach dem kann uns ein Bericht oder eine Rückmeldung bezüglich der Periodenarmut auch helfen, die Wichtigkeit dieser Boxen bei den oberen universitären Instanzen oder Institutionen zu unterstreichen, selbstverständlich in anonymer Weise.
Die Menstruationsboxen sind bisher nur in den sogenannten «Damentoiletten» zu finden. Warum erfolgt die Aufrüstung in den anderen Toiletten nicht bereits von Anfang an?
In den «Männertoiletten» sind keine Boxen, weil die Box, die in eine Männertoilette sollte, in die Toilette für Menschen mit eingeschränkter Mobilität im PER 10 kam. Wir mussten mit den Mitteln und Ressourcen arbeiten, die uns zur Verfügung standen, und haben diese als die beste provisorische Lösung erachtet.
Inwiefern tragen die Boxen dazu bei, für das Thema «Menstruation bei trans Männern und non-binären Menschen» zu sensibilisieren?
Es gibt immer noch viele cis Männer, welche kaum mit dem Thema Menstruation in Berührung gekommen sind. Dass es Männer gibt, die menstruieren, ist für viele Menschen noch ein ungewohnter Gedanke. Also fallen die Boxen auf, gerade in den «Männertoiletten», und regen hoffentlich etwas zum Denken an. Nach einer gewissen Zeit ist der Anblick dieser Boxen nicht mehr so überraschend, und irgendwann gewöhnt sich mensch hoffentlich auch an den Gedanken menstruierender Männer und Menschen jedes Geschlechts.
Ab wann dürfen wir mit Boxen in allen Toiletten rechnen?
Das ist nicht mal unbedingt unser Ziel, zumindest nicht für die Boxen von EquOpp. Vielmehr sehen wir darauf ab, dass die Universität dieses Projekt auf kantonaler Ebene weiterführt und unser Projekt nur eine Art Testphase für sechs Monate darstellt. Schlussendlich wünschen wir uns, dass die Boxen überall vorhanden sind, aber dies vom Kanton organisiert ist und nicht von uns. Diesbezüglich sind wir da noch in Konsultationen.
Das Thema «All-Gender-Toiletten» ist an vielen Hochschulen aktuell. Wie ist die aktuelle Situation an der Unifr?
Da sind wir im Gespräch mit der Universität. Mit Bestimmtheit können wir sagen, dass das Projekt Step-by-Step vorankommt und eine erste All-Gender-Toilette in Regina Mundi noch dieses Jahr in Betrieb genommen werden kann.
Glossar
«mensch» kann als Alternative zum Pronomen «man» verwendet werden. Etymologisch stammt «man» vom Substantiv «Mann», ist somit nicht neutral und steht deshalb in der Kritik feministischer Sprachwissenschaftler_innen.
«trans» wurde erst kürzlich als Adjektiv in den Duden aufgenommen und beschreibt Menschen, die sich nicht mit dem Gender wohlfühlen, das ihnen bei der Geburt zugewiesen wurde.
«cis» sind jene Menschen, die sich mit dem Gender wohlfühlen, das ihnen bei der Geburt zugewiesen wurde.
«non-binär» sind jene Menschen, die sich entweder zwischen den zwei binären Geschlechtern «männlich» und «weiblich» verorten oder gar ausserhalb dieser Kategorien. Non-Binarität ist eine Form von Trans. Binäre trans Menschen sind trans Frauen und trans Männer.
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