Mord, Mysterien und Rumauntsch: Ein Krimi macht Schule

Mord, Mysterien und Rumauntsch: Ein Krimi macht Schule

Gianna Duschletta verbindet Spannung mit Sprachförderung: In ihrer Masterarbeit hat sie einen Jugendkrimi im romanischen Idiom Puter entwickelt – samt didaktischem Begleitmaterial für den Einsatz im Unterricht. Ein innovativer Ansatz, der zeigt, wie Literatur Jugendliche für Sprache begeistern kann.

Warum haben Sie sich für das Genre Krimi entschieden, um ein Lehrmittel auf Romanisch zu gestalten? Was trägt dieses Genre zum Lernen bei?
Ich habe mich für dieses Genre entschieden, weil es mir dadurch am einfachsten erschien, eine spannende Geschichte zu verfassen, welche die Jugendlichen gerne bis zum Schluss lesen. Dadurch, dass ich am Ende einiger Kapitel einen kleinen «Cliffhanger» eingebaut habe, bleibt die Spannung erhalten und man möchte direkt weiterlesen. Mir war wichtig, dass möglichst viele Jugendliche die Geschichte mit Freude lesen, und erfahrungsgemäss greifen sowohl Mädchen als auch Jungen gerne zu Krimis, was bei anderen Genres vielleicht weniger der Fall ist.

Durch Krimis kann man den Spass an der Lektüre mit verschiedenen Lerngelegenheiten verbinden. Die Lernmöglichkeiten ergeben sich einerseits aus der Lektüre selbst, welche die Lesekompetenz verbessert. Andererseits fördern Krimis das kritische Denken und konfrontieren die Jugendlichen mit moralischen Dilemmas und ethischen Fragen, wie Mord, Brandstiftung, Entführung und Raub. Zusätzlich geschieht oftmals eine Identifizierung mit den Personen, wodurch die Jugendlichen Empathie und Mitleid entwickeln können.

Der Roman ist auf Puter verfasst – Was ist das?
Rätoromanisch lässt sich in fünf Idiome unterteilen. Jedes Idiom wird in einem anderen Teil Graubündens gesprochen. Puter ist das Idiom, welches im Oberengadin gesprochen wird.

Einer der Schauplätze der Geschichte ist der Piz Mezzaun über dem Lej da Prastinaun. Der Krimi spielt in der Umgebung von Zuoz, einem Ort, der den Jugendlichen aus dem Oberengadin vertraut ist und direkt an ihre Lebenswelt anknüpft. (Foto: Gianna Duschletta)

Wie haben Sie das Gleichgewicht gefunden zwischen einer spannenden Geschichte und dem didaktischen Anspruch?
Ich habe mich zuerst mit der Frage auseinandergesetzt, was gute Jugendliteratur ausmacht. Anhand dieser Kriterien habe ich versucht, ein Jugendbuch zu schreiben, das unabhängig von einem Unterrichtssetting gerne gelesen wird. Erst nachdem die Geschichte fertig war, habe ich mich mit der Literaturdidaktik und dem literarischen Lernen beschäftigt und überlegt, welche Lernmöglichkeiten sich aus der Geschichte ergeben. So habe ich Unterrichtsmaterial und einen Lehrpersonenkommentar erstellt, die den Einsatz des Krimis als Klassenlektüre begleiten können.

Wie haben Jugendliche auf den Roman reagiert? Waren sie überrascht, interessiert, kritisch? Wurden sie in den Entwicklungsprozess einbezogen?
Als Teil meiner Evaluation haben vier Jugendliche den Krimi gelesen und einen Fragebogen ausgefüllt. Daraus konnte ich entnehmen, dass zwei der Jugendlichen den ganzen Krimi an einem Tag gelesen haben, weil sie wissen wollten, wie es endet. Drei von ihnen konnten sich auch sehr gut mit verschiedenen Personen identifizieren, die in der Geschichte vorkommen. Die Rückmeldungen der Jugendlichen waren insgesamt sehr positiv, alle haben die Geschichte sehr gerne gelesen. Wäre es anders gewesen, hätte ich den Krimi stärker überarbeitet.

Aktuell behandelt ein befreundeter Lehrer den Krimi mit seiner Klasse. Von ihnen erwarte ich auch noch eine Rückmeldung, offenbar haben die Schüler_innen auch Ideen zur Gestaltung des Covers, auf die ich sehr gespannt bin.

Und Sie – was waren Ihre Lieblingsromane als Jugendliche?
Ich habe wirklich sehr viel und sehr Unterschiedliches gelesen – von Pferde- und Vampirgeschichten über herzzerreissende Liebesdramen bis hin zu Krimis und Thrillern. Bis heute haben Krimis jedoch einen sehr speziellen Platz in meinem Herzen und ich bin sehr stolz, dass ich dieses Jahr meinen eigenen veröffentlichen darf.

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Author

Lovis Noah Cassaris ist Wissenschaftler’in (Dr. in Deutscher Sprachwissenschaft), Schriftsteller’in und nach einem CAS am MAZ auch als freie’r Wissenschaftsjournalist’in tätig. Seit 2018 arbeitet Lovis in der Redaktion von Unicom Kommunikation & Medien der Universität Freiburg.

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