Fri-Memoria: Das Kulturerbe gehört uns allen!

Fri-Memoria: Das Kulturerbe gehört uns allen!

Am 19. November 2022 wurde zehn Stunden lang die neue Online-Plattform Fri-Memoria gefeiert. Es war noch nie leichter, Zugang zum Freiburger Kulturerbe zu haben!

Es ist Samstagvormittag, ausserhalb der Kantons- und Universitätsbibliothek (KUB) scheint die Sonne. Bei diesem milden Wetter könnten die Freiburger_innen gemütlich einen Kaffee auf einer Terrasse trinken oder auf dem Wochenendmarkt mit Bekannten plaudern. Stattdessen suchen Sie die Räumlichkeiten der KUB auf – und sie sind zahlreich! Bibliotheken waren schon immer freundliche, einladende Orte für Menschen mit Wissensdurst, aber heute gibt es etwas ganz Besonderes zu feiern – die Einweihung der Plattform Fri-Memoria. «Fri» wie «Fribourg», di Abkürzung klingt aber auch ähnlich wie «free» und bedeutet so viel wie: freier Zugang für alle.

Die KUB ist für alle da
Die Ansprachen halten Angélique Boschung, Direktorin der KUB, Staatsrätin Sylvie Bonvin-Sansonnens und Silvia Zender-Jörd, Leiterin der Abteilung Freiburger Sammlungen und kulturelle Aktivitäten. Ihnen gemeinsam ist eine starke Botschaft: Das Kulturerbe gehört allen Bürger_innen. Um die Zugänglichkeit bzw. den Zugriff auf die Sammlungen zu vereinfachen, Synergien zu fördern und das wissenschaftliche Arbeiten zu unterstützen, sind aber adaptierte Infrastrukturen nötig. Deshalb Fri-Memoria und deshalb auch die Entwicklung eines optimalen, attraktiven Raums an der Joseph-Piller-Strasse, dessen Vollendung für 2026 geplant ist. Auf diese Weise lassen sich wertvolles Wissen, Sinn und Werte auf zukünftige Generationen übertragen – Kulturerbe ist nichts anderes als ihre kollektive Konstruktion.

Freiburger Perlen
Fri-Memoria wurde bereits im April 2022 aufgeschaltet. Seitdem bietet sie freien Online-Zugang zu historischen und kulturellen Reichtümern des Kantons Freiburg. Bisher stehen rund 150’000 Datensätze zur Verfügung, z.B. die Archive bekannter Institutionen wie La Spirale oder des Théatre des Osses, von Berühmtheiten wie Charles de Castella de Montagny oder Joseph Bovet, und von Amateuren, die im richtigen Moment am richtigen Ort waren. Eine weitere Premiere: Heute gehen auch die Archive von Radio Fribourg online. Silvia Zender-Jörd hat zur Illustration dieser ganzen Schätze ein paar Archivperlen ausgesucht, z.B. einen pädagogischen Werbefilm mit dem Titel «J’aimerais savoir» der Universität Freiburg aus 1989 oder einen Amateurfilm aus 1964, der den Sinn für Sicherheit der damaligen Zeit veranschaulicht. Darin zu sehen: Menschen, die sich auf dem vereisten Schwarzsee von einem Jeep auf Skiern ziehen lassen!

Schon gewusst? Pflichtabgabe!
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Heute das Kulturgut von morgen sammeln» – lautet das Motto. Aus diesem Grund existiert im Kanton Freiburg seit 1974 eine Pflichtabgabe. Diese ermöglicht die Sammlung und Sicherstellung von Dokumenten (Ton- und Bilddokumente) die im Kanton Freiburg produziert wurden oder deren Autor_in oder Herausgeber_in im Kanton Freiburg den Wohnsitz hat. Geben Autor_innen ein Belegexemplar ab, erwirbt die KUB weitere Zusatzexemplare und bewahrt sie aus Sicherheitsgründen in einem geschlossenen Magazin aufbewahrt und von der Benutzung ausgeschlossen. 

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Über künstliche Intelligenz und Identität
Nicolas Henchoz, Direktor des EPFL+ECAL Lab, hält als Einstieg in die 10 Stunden Freiburger Kulturebe einen Vortrag mit dem Titel «Dank künstlicher Intelligenz die regionale Identität erfahren». Darin stellt er neue Entwicklungen in den Bereichen Design und Technologien vor. Künstliche Intelligenz – so das Fazit – steht im Dienste der Kuratierung: visuelle Erklärungen bieten einen hohen Mehrwert; einfache materielle Mittel ermöglichen das Eintauchen in das Kulturerbe. Künstliche Intelligenz trägt zudem dazu bei, Expert_innen und Neulinge über gemeinsame Erfahrungen und Emotionen zusammenzubringen die kollektive Identität auszudrücken und insgesamt die Beziehung zum Kulturerbe zu stärken.

Der Marathon geht los
Die Vernissage dauert insgesamt zehn Stunden. Die Besucher_innen haben im Rahmen des durchgehenden Programms zum Beispiel die Möglichkeit, der KUB zu helfen, Fehler, die sich auf der Plattform eingeschlichen haben, zu finden und zu melden. Oder sie können dabei helfen, alte Fotos aus dem Kanton zu identifizieren: Das Fotoarchiv der KUB umfasst rund 1,8 Millionen Bilder, aber nicht alle sind leicht einzuordnen. Wer erkennt eventuell einen Ort oder eine Person wieder? Wer einen QR-Code aus der Ausstellung scannt, kann mehr über alte Dokumente (Handschriften, Bücher, Filme, Fotos, Tonarchive etc.), die in der KUB aufbewahrt werden, erfahren. In der Ecke für Filmvorführungen werden audiovisuelle Produktionen Freiburgs präsentiert: Familienfilme, Werbespots … darunter sogar ein Spielfilm, der an Italowestern erinnert. Workshops, Installationen, Round Tables … das Angebot spiegelt die Vielfalt von Fri-Memoria wider.

Workshop «Freiburger Kulturerbe – Ihre Suche»
Wer alte Fotos, Plakate, Zeitungen, Tondokumente etc. aus Freiburg sucht, hat die Möglichkeit, in die verschiedenen Kataloge und Datenbanken eingearbeitet zu werden. Das freundliche und hilfsbereite Personal der KUB bietet dazu regelmässig Einführungen mit dem Titel «Freiburger Kulturerbe – Ihre Suche» an – mal auf Deutsch, mal auf Französisch, denn selbstverständlich gehört die Zweisprachigkeit zum immateriellen Kulturerbe Freiburgs. Die aktuellen Daten sind auf der Webseite der KUB zu finden.

Der Verein der Freunde der KUB, gegründet 2017, unterstützt die Entwicklung von Aktivitäten und das kulturelle Programm der Bibliothek. Er trägt zu ihrer Bewahrung, Restauration und Bekanntmachung bei und dient als Verbindungsstelle zwischen Benutzer_innen und Institution. Wenn Sie Mitglied werden möchten, füllen Sie das Formular aus.

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Author

Lovis Noah Cassaris ist Germanist_in, Philosoph_in und Autor_in, seit 2018 zudem Redaktor_in und Social-Media-Expert_in im Team Unicom. Lovis bezeichnet sich selbst als Textarchitekt_in und verfasst in der Freizeit Romane und Kurzgeschichten.

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