Sprachphilosophie, Philosophie des Geistes und der Humanwissenschaften (leh)

Die philosophische Forschung auf internationalem Niveau ist derzeit besonders produktiv auf dem Gebiet der Philosophie des Geistes (philosophy of mind) und der Sprachphilosophie (philosophy of language). Die in diesen Bereichen behandelten Fragen sind im Zentrum sowohl der theoretischen als auch der praktischen Philosophie, da sie den besonderen Status des Menschen und anderer bewusster Wesen betreffen. Man fragt sich zum Beispiel, wie oder ob sich die erstaunliche Tatsache erklären lässt, dass unter gewissen physikalischen Bedingungen Individuen mit subjektiver Perspektive entstehen, wie man die Fähigkeit zu handeln und die menschliche Freiheit in einer von Naturgesetzen beherrschten Welt begreifen kann, man denkt über das Verhältnis zwischen Denken und Sprache nach, und man versucht angemessen zu beschreiben, was jedes erlebnisfähige Tier mit dem Menschen gemein hat. Die Debatten auf diesen Gebieten werden heutzutage im Lichte empirischer Resultate geführt, welche den Kognitions- und den Neurowissenschaften entstammen.

Trotz des breiten Interesses der Thematik und des grundlegenden Charakters der behandelten Probleme, sind die Veröffentlichungen, in denen sich diese aktuelle Forschung niederschlägt, für den Nicht-Spezialisten oft schwer zugänglich. Sie setzen Bekanntschaft mit dem Hintergrund der Debatten voraus und verwenden spezielle begriffliche Hilfsmittel, die oft der Sprachphilosophie entstammen. Die Lehre in diesem Fach zielt darauf ab, dem Studierenden die Kenntnisse und Fähigkeiten zu vermitteln, die es möglich machen die internationale Debatte in den fraglichen Bereichen kritisch zu verfolgen. Im Rahmen der zahlreichen internationalen Tagungen, die jedes Jahr am philosophischen Department in Freiburg stattfinden, haben fortgeschrittene Studierende die Möglichkeit, mit der gegenwärtigen Forschung direkt in Kontakt zu treten und aktiv an ihr teilzunehmen. Die Mitarbeiter des Teilbereichs animieren – gemeinsam mit jenen der Modernen und Zeitgenössischen Philosophie – die Aktivitäten des internationalen Forschungsnetzes EXRE.

  • Lehre und Forschung

    Die Philosophie des Geistes und die Sprachphilosophie, so wie sie in Freiburg in Forschung und Lehre betrieben wird, ist durch eine seltene Kombination der folgenden Besonderheiten charakterisiert: sie lässt sich nicht dem derzeit mehrheitlich vertretenen naturalistischen Paradigma zuordnen, Alternativen zu materialistischen Theorien des Bewusstseins werden ernst genommen. Die geteilten Voraussetzungen der aktuellen Debatten werden explizit thematisiert und reflektiert. Eine phänomenologische Zugangsweise, das heisst eine sorgfältige und tiefgehende Analyse des subjektiven Charakters unseres Erlebens, wird als zentral betrachtet in der Reflektion über die behandelten Fragen. Intuitionen – d.h. was nach gründlichem Nachdenken klar wahr zu sein scheint – sind oft Gegenstand der Analyse und werden als Daten für die philosophische Theoriebildung ernst genommen. Diese methodologischen Entscheidungen sind häufig selbst Gegenstand kritischer Diskussion in Forschung und Lehre.

    Die Lehre in diesem Gebiet zeichnet sich durch ihre systematische Zugangsweise aus. Die Geschichte der in diesem Gebiet präsenten Ideen und die grossen Autoren der Vergangenheit und Gegenwart stehen nicht im Zentrum des Interesses. Die verschiedenen Thematiken werden durch gründliches, genau analysierendes Nachdenken über die Probleme, die Fragen und die in der Literatur vorgeschlagenen Theorien angegangen. Zentral ist die Bewertung von Argumenten, die man in den besprochenen Texten vorfindet. Aktives Reflektieren seitens der Studierenden, die sich ein wohlinformiertes und begründetes Urteil bilden möchten, ist vom ersten Studientag an willkommen. Die Fähigkeiten, die man durch diese systematische Arbeit erwirbt, sind auf alle anderen Gebiete der Philosophie und auf alle sonstigen Bereiche übertragbar, die eine sorgfältige und tiefgehende theoretische Reflektion erfordern.