Während der Arbeit am eigenen Doktorat ist es ein Abenteuer und eine bereichernde Erfahrung, die Forschungsergebnisse im Rahmen einer wissenschaftlichen Tagung mit Experten und Expertinnen teilen zu können. Diese Chance hatten Anna Heidelk und Dr. Mihail Comanoiu, die im Namen des „Zentrums für das Studium der Ostkirchen“ an einer Tagung in Antalya in Pisidien mit Vorträgen mitwirkten. Veranstalter war Metropolit Job Getcha, der vor seiner Ernennung zum Metropoliten von Pisidien das Institut für orthodoxe Studien in Chambésy bei Genf geleitet hatte. Bereits bei seiner Amtseinführung in Antalya am 17. September 2022 hatte der neue Metropolit die apostolische, historische und missionarische Verantwortung der Metropolie betont - in einer Region, durch die schon der Apostel Paulus gereist war (vgl. Apg 13 und 14):

Von Paphos fuhr Paulus mit seinen Begleitern ab und kam nach Perge in Pamphylien. Johannes aber trennte sich von ihnen und kehrte nach Jerusalem zurück. Sie selbst wanderten von Perge weiter und kamen nach Antiochia in Pisidien. Dort gingen sie am Sabbat in die Synagoge und setzten sich. (Apg 13, 13-14)

Vom 15. bis 17. Januar 2024 fand auf Initiative von Metropolit Job in Antalya eine internationale Tagung zum Thema The Apostle Paul in Antalya. Memory. Testimony statt (siehe das beigefügte Programm). Es wurden exegetische, archäologische, kirchengeschichtliche sowie zeitgenössisch theologische und philosophische Aspekte dargelegt, um die Gestalt des Apostel Paulus zu beleuchten. Die Schirmherrschaft hatte der Ökumenische Patriarch Bartholomäus, der die Tagung durch seine Anwesenheit ehrte.

Wer die Kirche des Ökumenischen Patriarchats im heutigen Antalya in Pisidien sucht, wird zwischen Restaurants und Touristenläden nicht gleich fündig. Nur ein Stück hinter einer ehemaligen Basilika, die seit dem 7.  Jahrhundert mehrmals abwechselnd Kirche und Moschee war und vor kurzem als Moschee Kesik Minare restauriert und wiedereröffnet wurde, blickt man plötzlich auf das Meer – und hat die Eingangstür verpasst. Glücklich, wer durch die Gassen der Altstadt geleitet wird, an Spuren vieler Schichten ihrer Vergangenheit entlang, um dann hinter einer unscheinbaren Pforte in der Mauer die St. Alypios Kirche betreten zu dürfen. Ursprünglich eine Familienkirche aus dem 19. Jahrhundert, war sie über viele Jahrzehnte verlassen, bevor das Ökumenische Patriarchat sie zurückkaufte und sich ihrer annahm. Seit 2009 beherbergt sie eine vielsprachig griechische Gemeinde, die die Liturgie auf Kirchenslawisch feiert und zur Metropolie von Pisidien gehört.

Neben dem reichhaltigen Vortragsprogramm war ein Nachmittag dem Besuch der Ausgrabungsstätte von Perge gewidmet. Nicht nur eine Kirche ist in der antiken Stadt noch gut erkennbar, sondern auch der Anfangspunkt der Via Sebaste, eine jener römischen Straßen, auf denen Paulus insgesamt wohl 15.000 km weit reiste, wie Prof. Mark Wilson erläuterte. Berührend war am Abend desselben Tages ein weihnachtliches Konzert im Kulturzentrum St. Paul mit dem Pianisten Pater Ioan Koval und dem Chor der Gemeinde St. Alypios.

Im Gefolge der Konferenz bot sich die erfreuliche Gelegenheit für einen Pilgerbesuch in Myra, östlich von Antalya an der Küste im heutigen Demre. Dieser Ort und seine Kirche sind durch das Wirken des heiligen Bischofs Nikolaus mit der Nikolaus-Stadt Fribourg verbunden. Dort, ebenso wie in der beschaulichen, aber so lebendigen einstigen Familienkirche in Antalya und im Zentrum St. Paul ließen sich eine geistige Nähe und Vertrautheit mit den Ursprüngen des Christentums spüren, die auch die Teilnehmenden der Tagung über die Grenzen von Sprachen, Kulturen und Konfessionen hinaus verband. Diese Erfahrung machte – zusammen mit den wissenschaftlichen Anregungen und Begegnungen der Konferenz – wohl den erstaunlichsten Aspekt der Reise aus. 

Anna Heidelk

Link zum Programm

Anna Heidelk bei Ihrem Vortrag zum Thema: "Paul and Contemporary Philosophers"

Dr. Mihail Comanoiu bei seinem Vortrag zum Thema: "Saint Paul and the Renewal of the Mind: Exploring Paradigms for Church Revival in the Modern Era"