Methodenseminar: Gerichtsnotorisch - Gerichtsakten als Quellen der Zeitgeschichte
UE-L15.02131

Dozenten-innen: Cottier Maurice
Kursus: Bachelor
Art der Unterrichtseinheit: Seminar
ECTS: 3
Sprache-n: Deutsch
Semester: HS-2024

Gerichtsakten gehören zu den informativsten und vielfältigsten historischen Quellengattungen überhaupt. Neben Anzeigen, Rapporten, Verhörprotokollen, Tatortfotografien, Urteilen finden sich darin auch konfiszierte Briefe, Leumundszeugnisse, Geschäftsbilanzen oder psychiatrische Gutachten.

Gerichtsakten können mit sehr verschiedenen Fragestellungen bearbeitet werden. Einerseits geben sie Auskunft über Diskurse und Praktiken der polizeilichen und richterlicher Institutionen. Andererseits können Gerichtsakten dafür genutzt werden, ‘kriminelle’ Akteure in den Blick zu nehmen, die sonst wenig Spuren in Archiven hinterlassen haben. So genutzt dienen Gerichtsakten als ‘Sonden’, mit denen das konfliktbehaftete Alltagsleben von häufig marginalisierten und kriminalisierter Gruppen untersucht werden kann.

Methodisch lassen sich Gerichtsakten auf verschiedene Weise analysieren. In der Tradition von Michel Foucault organisieren Historiker*innen ihre Forschung um einzelne besonders aussagekräftige Fälle. In der deutschsprachigen Kriminalitätsgeschichte hingegen ist eher die serielle Auswertung mehrerer ähnlicher Fälle üblich. Weiter können Gerichtsakten auch quantitativ ausgewertet werden.

Das Ziel des Methodenkurses ist es, dass die Studierenden fundierte Einblicke in den quellenkritischen und methodischen Umgang mit Gerichtsakten erhalten. Sie sollen die Potenziale und Fallstricke dieser einmaligen Quellengattung kennenlernen. Dafür lernen sie die einschlägige Forschungsliteratur kennen und üben den Umgang mit originalen Archivquellen.