Hingucker und Anekdoten im Botanischen Garten

Hingucker und Anekdoten im Botanischen Garten

Am Samstagvormittag wird im Botanischen Garten der Universität Freiburg die neue Präsentation der subtropischen Nutzpflanzen eingeweiht. Es ist ein unterhaltsamer Rundgang, konzipiert für die breite Öffentlichkeit.

Wussten Sie, dass dem Johannisbrotbaum eine erstaunliche Eigenschaft nachgesagt wird? Seine getrockneten Samen sollen ein konstantes Durchschnittsgewicht von 200 Milligramm aufweisen. Früher wurden sie deshalb offenbar als Einheit zum Wiegen von Schmuck verwendet. Oder wussten Sie, dass die Blüten des Nachtjasmins einen intensiven Duft verströmen, sobald die Sonne untergeht? Damit lockt die Pflanze nachtaktive Insekten an. Bei Menschen gilt das ätherische Öl, das daraus gewonnen wird, als erotisierend und stimmungsaufhellend. Allerdings werden weltweit pro Jahr nur fünf bis sieben Kilogramm davon produziert, entsprechend gehört es zu den seltensten und wertvollsten ätherischen Ölen.

Das sind zwei Geschichten hinter den Gewächsen der neuen Präsentation der subtropischen Nutzpflanzen im Botanischen Garten der Universität Freiburg, die am Samstag mit einer öffentlichen Führung eröffnet wird. 25 Pflanzen sind es insgesamt, hinter vielen davon stecken interessante Anekdoten. Andere sind Hingucker, weil wir ihre Produkte gerne konsumieren, die Pflanzen in unseren Breitengraden aber nur selten sehen, etwa der Pistazienbaum, der Kapernstrauch oder die Dattelpalme. «Im Winter sind sie bei uns im Gewächshaus, im Sommer fühlen sich diese Pflanzen allerdings auch in Freiburg draussen ganz wohl», sagt der Technische Leiter des Botanischen Gartens, Alain Müller. Seine Lieblingspflanze aus der Präsentation ist die Kermeseiche. «Ich mag die Geschichte dahinter. Vor allem für die Römer bestand ihr Nutzen darin, winzige rote Schildläuse anzuziehen, um daraus einen Farbstoff herzustellen.»

Die Pflanze im Dienst des Menschen
Die Auswahl der Pflanzen sei nicht nach strengen botanischen Prinzipien erfolgt, sagt Annick Monod, die im Botanischen Garten für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig ist. Klar, es sind allesamt subtropische Pflanzen, aber das ist ein weiter Begriff, einige kommen aus der Mittelmeerregion, andere aus Asien oder Südamerika, manche mögen es sehr trocken, andere lieber etwas feucht. «Gemein ist ihnen allen, dass sie vom Menschen kultiviert werden, darum sprechen wir von Nutzpflanzen. Das ist natürlich eine anthropozentrische Sichtweise, schliesslich haben alle Pflanzen einen Nutzen – einfach nicht immer für uns Menschen», sagt Annick Monod. «Die Präsentation bietet deshalb interessante Denkanstösse über unser Verhältnis zu Pflanzen.»

Wissensvermittlung im Zentrum
Durch die Nähe zum Menschen ist die Thematik aber auch schlicht populär. «Wir wollten etwas für das breite Publikum machen», sagt Alain Müller. Das passt zum sich wandelnden Selbstverständnis des Botanischen Gartens. «Als er 1937 gegründet wurde, war er noch nicht offen für das Publikum, sondern diente einzig dazu, Pflanzen für Medizin- und Pharmaziestudierende zu kultivieren», sagt Annick Monod. «Heute ist das ganz anders, da ist es ein öffentlicher Ort, bei dem die Vermittlung von Wissen an die Bevölkerung eine wichtige Rolle spielt.» Seit letztem Jahr, als der Botanische Garten zum Institut an der Universität Freiburg befördert wurde, hat er auch ganz offiziell die Aufgabe, eine Brücke zur Gesellschaft zu schlagen.

Neue Beschilderung
Dazu passt, dass die Beschilderung im Garten Schritt für Schritt modernisiert und vereinheitlicht werden soll, damit eine neue visuelle Identität entsteht. Die neue Präsentation zu den subtropischen Nutzpflanzen macht den Anfang. In Zusammenarbeit mit dem Grafikdesign-Büro wapico AG sind attraktive Würfel entstanden, auf denen auf Deutsch und Französisch informiert wird – und die angefasst und gedreht werden können. «Dieses spielerische Element gefällt mir. Je mehr sich die Besucher_innen amüsieren, desto besser», sagt Monod.

Degustation inklusive
Unterhaltsam wird am Samstagvormittag auch die Eröffnungsveranstaltung. Von 10.00 bis 11.30 Uhr führen der zuständige Gärtner des entsprechenden Sektors, Cyril Tétard, sowie seine Vorgängerin Christine Jakob zweisprachig durch die Präsentation. Die Besucher_innen werden sogar einige Produkte degustieren können, die aus den Pflanzen der Ausstellung hergestellt werden.

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Author

Matthias Fasel ist Gesellschaftswissenschaftler, Sportredaktor bei den «Freiburger Nachrichten» und freischaffender Journalist.

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