Wir von Uni-Info Misericorde & Perolles helfen gerne, manchmal auch jenseits der offiziellen Öffnungszeiten. Dass diese Hilfe nicht immer geschätzt wird, kommt vor und gehört zum Metier. Ein Fallbeispiel aus der Zweigstelle im PER20.
Es ist kurz vor 14 Uhr, als eine erbost wirkende Dame das PER20-Gebäude betritt. Ich unterbreche meinen Ladenschluss-Automatismus und frage freundlich, wie ich helfen kann. «Ich will die Einschreibegebühren für die nächsten drei Semester bezahlen.» Als ich höflich nach dem Grund dieses doch recht seltsamen Wunsches frage, erfahre ich, dass sie für 18 Monate auf die andere Seite des grossen Teichs zügeln will; es stehe ihr dort ein Forschungsaufenthalt an einer renommierten Universität bevor. Ich schlussfolgere, dass sie in dieser Zeit an der Unifr eingeschrieben bleiben möchte und hake entsprechend nach. Ihre Antwort: «Was für eine dumme Frage, ich habe ja keine andere Wahl!» Die Studentin ist sichtlich genervt. «Entschuldigen Sie bitte die Nachfrage.», möchte ich antworten, teile ihr aber stattdessen höflich mit, dass es wahrscheinlich etwas schwierig werden wird, die drei Semester im Voraus zu bezahlen. Ihre Stirn, die bereits bei ihrer Ankunft in Falten lag, wird jetzt noch runzeliger. Dass man keine Vorauszahlungen tätigen kann, sei ja wohl unter aller Sau, erwidert sie grimmig. Zudem wolle sie wissen, ob sie in diesen 18 Monaten in beiden Ländern Krankenversicherungsbeiträge bezahlen muss. Ich erfahre, dass die andere Universität den Nachweis einer Krankenversicherung fordert; die Schweizer KVG werde dort allerdings nicht akzeptiert. «Je nachdem, ob Sie Ihren Wohnsitz in der Schweiz beibehalten oder nicht.», erwidere ich, und da auch ich – ganz genau wie diese ausländische Studentin – im Besitz einer Aufenthaltsbewilligung bin, teile ich ihr zusätzlich und so wohlwollend wie möglich mit, dass dieses Dokument nach einem Auslandsaufenthalt, welcher länger als sechs Monate dauert, automatisch seine Gültigkeit verliert. Die Studentin ist nun bis aufs Äusserste verärgert und hebt ihre Stimme. Dass ihr die Unifr bei der Organisation ihres Forschungsaufenthalts weder helfe noch Unterstützung zukommen lasse, wettert sie, sei vollkommen inakzeptabel. Daraufhin werde ich gefragt, ob ich denn wüsste, was für bahnbrechende Forschung sie an unserer Universität betreibt….
Es ist inzwischen weit nach 14 Uhr, Uni-Info Pérolles ist offiziell geschlossen. Mein höflicher Verweis auf die Öffnungszeiten wird ignoriert; stattdessen erhalte ich eine Standpauke über den grundlegenden Beitrag der Forschung dieser Doktorandin zum guten Ruf der Unifr. Da mein Geduldsfaden dem Reissen nahe ist und ich den Worten in meinem Kopf keine Zunge verleihen will bzw. darf, komme ich schnell auf ihre Ausgangsfrage zurück. Sie soll sich zwecks Vorausbezahlung der Semestergebühren doch bitte an die Dienststelle für Zulassung und Einschreibung wenden, ich muss den Laden jetzt schliessen, auf Wiedersehen!
Unangenehme Fälle wie dieser sind – Gott sei Dank – in der Minderheit und werden durch jene Studenten, welche sich für die geleistete Hilfe mit einem freundlichen Lächeln, einer lieben E-Mail oder gar mit Schokolade bedanken, vollends kompensiert.
Anm. der Autorin: Die Semestergebühren können maximal für ein Semester im Voraus bezahlt werden.
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