Wissenschaft und Politiker sind sich einig. Der Klimawandel ist eine der grössten Herausforderungen für die Menschheit. Bisherige Klimakonferenzen haben keinen nennenswerten Fortschritt gebracht. Prof. Hansruedi Völkle erklärt, was es braucht, damit dies anders wird. Vom 30.11. bis 11.12. findet in Paris die Klimakonferenz der UNO statt.
Gibt es Hoffnung, dass in Paris mehr herausschaut als an anderen Klimakonferenzen?
Etwas Hoffnung ist da, weil man nun ein anderes Vorgehen gewählt hat. Bisher hatte man nämlich ohne Erfolg versucht, ein gemeinsames Massnahmenpaket zu erarbeiten, dass dann für alle Länder verbindlich sein sollte.
Und wie funktioniert das?
Das neue Vorgehen basiert darauf, dass allen Staaten aufgefordert wurden, der COP21 die aus ihrer Sicht und für ihr Land realisierbaren Klimamassnahmen zu melden, die sie auch gewillt sind, entsprechend umzusetzen. Für die Schweiz beispielsweise bedeutet dies den CO2-Ausstoss bis 2030 um 50% zu reduzieren im Vergleich zum Jahr 1990. Von den insgesamt 195 Staaten der Erde haben bis vergangene Woche 177 ihre Vorschläge eingereicht. Im Sommer konnte bereits eine Zwischenbilanz erstellt werden. Damals lagen schon 146 Eingaben vor und die Klimaexperten berechneten, dass diese Massnahmen, wenn sie denn alle umgesetzt würden, immer noch zu einer globalen Klimaerwärmung von 2.7°C führen würden. Das Ziel der UNO-Klimakonferenz vom Dezember 2010 in Cancún, die Erwärmung auf 2°C zu begrenzen, würde damit verfehlt und weitere Massnahmen erforderlich.
Was muss passieren, damit es in der Klimafrage endlich vorwärts geht?
Die Konferenzteilnehmen müssen sich zu einem gemeinsamen Schlussdokument durchringen. Dieses muss Ziel, Marschrichtung, Vorgehen und zeitliche Planung enthalten. Die Frage stellt sich hier, was dieses Dokument für einen juristischen Stellenwert hat. Ist es nur eine unverbindliche Absichtserklärung oder ist es für die Staaten verpflichtend und wer setzt es dann durch und überprüft dies?
Selbst wenn es verpflichtend ist, muss es doch auch noch umgesetzt werden?
In der Tat liegt der zweite Schritt dann bei den einzelnen Ländern. Sind sie gewillt, mitzumachen – was heisst, die von ihnen der COP21 gemeldeten Klimamassnahmen in ihrem Land auch vollumfänglich und fristgerecht umzusetzen? Dazu gehört dann auch eine regelmässige Überprüfung der Wirksamkeit und allenfalls eine Anpassung der Massnahmen. In den meisten Fällen wird dies wohl eher zu einer Verschärfung als zu einer Aufweichung führen.
Die Umsetzung würde dann wohl auch Auswirkungen auf unser Leben im Alltag haben?
Diese dritte Hürde ist wohl die schwierigste: Sie ist nämlich in unseren Köpfen. Sind wir als Bürger und Mitglieder der Konsum- und Wegwerfgesellschaft bereit, unser Verhalten zu ändern? Drei Viertel der Energie, die wir verbrauchen, sind nämlich fossile Brenn- und Treibstoffe. Diese sind für den CO2-Anstieg und daher für den Klimawandel verantwortlich. Sind wir bereit, zu unserer Erde mehr Sorge zu tragen, weniger Energie zu verbrauchen, sorgfältiger mit den Ressourcen unseres Planeten umzugehen und weniger Schadstoffe und Abfälle zu produzieren? Wichtig ist in diesem Zusammenhang, dass die Bevölkerung besser informiert wird, insbesondere dazu, was jeder einzelne in seinem Umfeld tun kann, um den CO2-Ausschuss zu vermindern. Allzu viel Zeit dazu haben wir nicht mehr. Je länger wir warten, umso schwieriger wird es und umso schmerzhafter wird es für uns und noch mehr für die kommenden Generationen sein.
Hansruedi Völkle, Prof. am Physikdepartement und Verantwortlicher für die Umweltwissenschaften an der Universität Freiburg.
Titelbild: Ian Burt
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