03.05.2013

Krebsforschung bringt neue Hoffnung für Asbestopfer


Bösartige Tumore als Folge von Asbestexposition gehören zu den aggressivsten Krebsarten überhaupt und enden in den meisten Fällen tödlich. Neueste Resultate in der Erforschung des Proteins Calretinin durch die Arbeitsgruppe von Prof. Schwaller des Departments für Medizin der Universität Freiburg zeigen nun vielversprechende Ansätze in der Therapie von solchen malignen Mesotheliomen.


Asbest wurde früher u.a. für die Wärmedämmung im Häuserbau verwendet. Heute ist der Einsatz des Materials in der Schweiz und in der EU verboten. (Bild: Thinkstock)

Krankheiten wie Asbestose (eine Variante der Staublungenkrankheiten), Lungenkrebs oder bösartige Tumore des Brust- (Pleura) und seltener des Bauchfells (Peritoneum), sogenannte maligne Mesotheliome, können durch Asbeststaub verursacht werden. In der Schweiz herrscht deshalb seit über 20 Jahren ein Asbestverbot - trotzdem kommt das gesundheitsschädliche Material noch in vielen Altbauten vor. In Ländern wie Kanada, China oder Russland wird Asbest immer noch abgebaut und verarbeitet. Die Zeitdauer von der Asbestexposition bis zum Auftreten eines malignen Mesothelioms beträgt zwar lange 20 bis 40 Jahre; die danach noch verbleibende Lebensdauer der Patienten hingegen liegt in den meisten Fällen unter einem Jahr. Erfolgreiche Therapiemöglichkeiten gibt es bisher keine. Entsprechend interessant ist die neueste Entdeckung des Forschungsteams von Professor Beat Schwaller des Departements für Medizin der Universität Freiburg.

Feind identifiziert

Prof. Schwaller und sein Team erforschen seit rund zwanzig Jahren das Protein Calretinin und dessen mögliche Rolle in Zellen. Man weiss, dass Calretinin, ein sogenannt kalzium-bindendes Protein, in Mesotheliomen überexprimiert ist. Dessen genaue Funktion aber ist, sowohl in gesunden Zellen wie auch in den Krebszellen, noch weitgehend unbekannt. Bereits 1993 produzierte Prof. Schwaller in seinem Labor Calretinin-Antikörper und nutzte diese als positiven Marker zur Identifizierung von Mesotheliomen. Noch heute werden diese Antikörper weltweit von Pathologen zur Diagnose von Mesotheliomen eingesetzt. Durch molekularbiologische Methoden ist es nun gelungen, in Mesotheliom-Zellen, die Expression von Calretinin effizient zu hemmen. Das überraschende Resultat: Die Krebszellen starben ab. Der Zelltod erfolgte dabei entweder durch die sogenannte Apoptose, den physiologischen Untergang der Zelle oder auch programmierten Zelltod genannt, oder durch die Nekrose, den pathologischen Zelltod.


Links: unbehandelte Mesotheliom-Zellen (in vitro) bilden einen relativ dichten "Teppich"; Rechts: Zellkulturen, in denen Calretinin herunterreguliert wurde, weisen deutlich weniger Zellen auf und die Form einiger Zellen (Pfeil) deutet auf den Vorgang des Zelltods hin.

Die Gruppe von Prof. B. Schwaller konnte damit aufzeigen, dass bösartige Tumorzellen grösstenteils absterben, wenn man das Calretinin darin herunterreguliert. Aufgrund dieser neuen Erkenntnisse im Bereich der Grundlagenforschung konnte das Protein Calretinin als neues und potenziell Erfolg versprechendes Ziel in der Krebsbehandlung identifiziert werden. Die Entdeckung ist von grossem Interesse, gerade weil die heutigen Therapiemöglichkeiten für maligne Mesotheliome sehr beschränkt sind und dringend neue Behandlungsmethoden gesucht werden.

Die hauptsächlich vom Doktoranden Walter Blum unter der Leitung von Prof. Schwaller durchgeführte Forschungsarbeit wurde kürzlich in der renommierten Zeitschrift „International Journal of Cancer“ online publiziert.

Link zur Publikation:

http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1002/ijc.28218/abstract

Walter Blum, Beat Schwaller (2013). Calretinin is essential for mesothelioma cell growth/survival in vitro: A potential new target for malignant mesothelioma therapy? International Journal of Cancer. (doi: 10.1002/ijc.28218)

Kontakt:
Walter Blum, Doktorand am Departement für Medizin, Universität Freiburg, 026 300 84 95, walter-vincent.blum@unifr.ch