Editorial

Editorial

«Ich weiss, dass ich nicht weiss». Sokrates’ Worte sind mir während dieser Ausgabe mehr als einmal durch den Kopf – das Hirn – gegangen.

Ich bin fasziniert, ja. Und gleichzeitig etwas frustriert. Je mehr ich über das Hirn lese, mich damit befasse, desto komplexer erscheint es mir. Keine Aha-Erlebnisse, keine Wissenslücken, die sich schliessen. Nur stets neue Fragen, die auftauchen. Wenig erstaunlich also, dass mein Hirn, angesichts der Aufgabe, dieses Edito zu schreiben, wohl gerade ein Stresshormon losschickt. Aber wohin geht das nochmals? Und überhaupt: Was geht in meinem Hirn gerade ab? An welche Areale muss ich klopfen, um da jetzt etwas Intelligentes, Unterhaltsames und im besten Falle noch Interessantes von mir zu geben?

Ich stelle die Frage Reto Cola, dem Doktoranden in Neurowissenschaften, der zusammen mit Kevin Thomas, ebenfalls PhD en neurosciences, für die Erklärungen zu den Illustrationen von Nadja Baltensweiler gesorgt hat.

Natürlich sind mehrere Hirnareale aktiv und beteiligt. So richtig Gas geben müssen die Sprachzentren. Aber auch das visuelle System und das motorische System haben zu tun, damit ich mit den Händen schreibe, was das Hirn diktiert und mit den Augen den Text verfolge – und korrigiere. Wow. Hinzu kommt der Parietallappen, der die verschiedenen Informationen aus den unterschiedlichen sensorischen Systemen miteinander abgleicht und vergleicht, um dann eine Wahrnehmung zu erzeugen. Der präfrontale Kortex als Hauptsitz kognitiver Funktionen muss ebenfalls ran. Ebenso das Gedächtnissystem, der Hippocampus. All diese Hirnregionen müssen sich aus­tauschen und zusammenspielen.

Der Vergleich mit einer Fussballmannschaft drängt sich auf. Buchstäblich. Ich werde den Gedanken nicht mehr los. Sehe schnelle Spielzüge und Tore vor dem geistigen Auge, ziehe Parallelen. Was spielt sich da ab in meinem Hirn?